Der japanische Künstler Tadashi Kawamata entwickelt eine ortsspezifische künstlerische
Intervention
Wien (mak - Die MAK-Sammlung Asien, eine der umfangreichsten und bedeutendsten europäischen Sammlungen
für Kunst und Kunstgewerbe aus dem asiatischen Raum, wird ab 19. Februar 2014 in einem grundlegend neu konzipierten
Schausaal präsentiert. Eingebettet in eine ortsspezifische künstlerische Installation des international
renommierten Künstlers Tadashi Kawamata geben ausgewählte Sammlungsobjekte einen beeindruckenden Einblick
in die Kunst und die Kulturen Ostasiens. Mit der künftigen Präsentation der MAK-Schausammlung Asien im
Erdgeschoß des Museums wird dem gesteigerten Interesse der BesucherInnen, vor allem zahlreicher KünstlerInnen,
an asiatischer Kunst Rechnung getragen.
Seit seiner Gründung vor 150 Jahren setzt das MAK einen musealen Schwerpunkt auf asiatisches Kunstgewerbe,
da europäische Materialgeschichte ohne Bezüge zu Kunst aus Asien nicht dargestellt werden kann. Im Laufe
der Zeit erwuchs aus großen öffentlichen und privaten Sammlungen ein Bestand, der neben dem breiten
Einblick in kunsthistorische Entwicklungen auch weltweit einzigartige Kunstwerke bietet. Chinesisches Porzellan,
japanische Lackarbeiten, japanische Farbholzschnitte (Ukiyo-e) und japanische Färberschablonen (Katagami)
bilden die Schwerpunkte der heute rund 25.000 Objekte umfassenden MAK-Sammlung Asien.
Die Asien-Sammlung präsentierte sich anlässlich der Neueröffnung des MAK im Jahr 1993 mit über
vierhundert ausgestellten Objekten als permanente Schausammlung im Bereich der ehemaligen Studiensammlung im Tiefgeschoß
des Museums. Um der thematischen Fülle der Sammlung gerecht zu werden, wurde der Asien-Saal ab 2007 mit wechselnden
Themenausstellungen bespielt. Ab Februar 2014 ist die MAK-Schausammlung Asien nun im Erdgeschoß des MAK-Hauptgebäudes
am Stubenring anstelle des ehemaligen Schauraums Romanik/Gotik/Renaissance angesiedelt.
In Tadashi Kawamata fand Johannes Wieninger, Kustode MAK-Sammlung Asien, den idealen Künstler für die
Neukonzeption der Schausammlung. Wieninger: "Seit seiner Teilnahme an der Biennale in Venedig 1982 gehört
Tadashi Kawamata zu den wichtigsten Gegenwartskünstlern, die Brücken zwischen Ost und West schlagen.
Mit ihrem vergänglichen Charakter sind seine Arbeiten intensiv orts- und zeitbezogen, unaufdringlich verbinden
sie die unterschiedlichen Kulturen. Seine Installation 'Yusuke Nakahara's Cosmology' anlässlich des Echigo
Tsumari Art Festival 2012 in Japan, die eine umfangreiche Bibliothek eines Kunstkritikers neu interpretierte, überzeugte
uns, ihn einzuladen, mit der Asien-Sammlung des MAK zu arbeiten."
Permanente Veränderung sowie das Spiel mit natürlichem und künstlichem Licht und Schatten sind tragende
Gestaltungsprinzipien in Tadashi Kawamatas Konzept für die MAK-Schausammlung Asien, die er mit seiner Intervention
"umfangen, umarmen" will. In die Objektpräsentation werden daher auch die großen Außenfenster
des Raums miteinbezogen, um variierende Ansichten der Exponate im Wandel der Jahreszeiten zu bieten. Große,
gerüstartige Vitrinenblöcke im Zentrum des Saals dienen der thematischen Präsentation der Sammlungsobjekte;
darüber hinaus ergibt die Verknüpfung der "Erzählungen" untereinander neue, vielfältige
Sichtweisen. Vorhandene Durchblicke und Türen zu benachbarten Räumen werden zur Präsentation von
Sammlungsstücken genützt.
Tadashi Kawamata (* 1953 in Mikasa, Japan, lebt und arbeitet in Tokyo und Paris) erregte bereits mit 28 Jahren
im Zuge seiner Teilnahme an der 55. Biennale di Venezia Aufmerksamkeit, als er den Japanischen Pavillon mittels
einer Holzkonstruktion in die Giardini erweiterte. Er ist regelmäßig an internationalen Ausstellungen
beteiligt, 1987 und 1992 war er zum Beispiel bei der documenta in Kassel vertreten. Kawamata war künstlerischer
Leiter der Yokohama Triennale 2005, der größten zeitgenössischen Kunstausstellung Japans. Seit
2005 lehrt er an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris (Staatliche Hochschule der
Schönen Künste, Paris).
Mit seinen aus Holz gefertigten Gebäudekonstruktionen eroberte er nicht nur museale, sondern auch öffentliche
Räume. In vielen seiner Arbeiten vernetzt er unterschiedliche Lebenswelten und Kulturen und nützt seine
Stellung als weltweit anerkannter Künstler, um auf gesellschaftliche Unterschiedlichkeiten aufmerksam zu machen.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen unter anderem die von Favelas inspirierte, sozial-plastische Werkserie
"Tree Huts" (Baumhäuser, unter anderem realisiert am Centre Pompidou, Paris, 2010 und auf der Place
Vendôme, Paris, 2013) oder das am Messeplatz der Art Basel 2013 aus Bretterverschlägen konstruierte,
temporäre "Favela Café", das als Café für MessebesucherInnen diente.
Die Schausammlung Asien ist nach Wien 1900 die zweite Schausammlung, die unter MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein
neu aufgestellt wird. Im April 2014 folgt die Neuaufstellung der MAK-Schausammlung Teppiche.
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