Kärnten will Migration als Chance wahrnehmen

 

erstellt am
05. 11. 13
14.00 MEZ

LH Kaiser lud zur Diskussions- und Informationsveranstaltung „Come together“ – Integrations- und Migrationspolitik in Kärnten
Klagenfurt (lpd) - Ziel der Veranstaltung „Come together“ – Integrations- und Migrationspolitik in Kärnten am 04.11. in Velden war es, ein Bild zu vermitteln, wie Integration in Kärnten bisher gelebt wurde und wie die Weitergestaltung in der Zukunft aussehen soll. Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen und NGOs hatten die Möglichkeit, über Maßnahmen für eine erfolgreiche Integrationspolitik zu diskutieren und an einem Integrationsleitbild für Kärnten mit zu arbeiten. Integrationsreferent Landeshauptmann Peter Kaiser hielt ein Impulsreferat, die fachliche Begleitung übernahm der diplomierte Soziologe und anerkannte Integrationsexperte Kenan Güngör. Allgemeiner Tenor der Veranstaltung: „Migration soll als Chance wahrgenommen werden.“

„Nach meiner Angelobung am 28. März 2013 habe ich einige Referate sehr bewusst übernommen, um den Unterschied zur bisherigen Politik zu dokumentieren. Dazu gehören Flüchtlings- und Asylwesen sowie Integrationspolitik aber auch Bildung, europäische und internationale Angelegenheiten sowie Verfassungsdienst“, berichtete der Landeshauptmann. Das Erfahren von Defiziten und persönliche Betroffenheit seien oft notwendig, um andere Positionen einzunehmen. So beispielsweise, dass man aus eigenen Ressourcen den bevölkerungsmäßigen Ansprüchen der Zukunft nicht mehr entsprechen könne und die Erkenntnis reife: „ Wir werden doch andere brauchen.“

Leitlinien für die Integrationspolitik des Landes Kärnten seien unbedingt erforderlich. „Diese müssen gemeinsam erstellt werden, aus Erfahrung und Praxis mit dem, was Politisch möglich ist“, sagte Kaiser. Damit werde Akzeptanz erreicht und die Menschen könnten es mittragen. „Die Entwicklung muss Schritt für Schritt erfolgen und viele Menschen sollen in die Entstehung dieser Leitlinien eingebunden werden“, kündigte der Landeshauptmann an. Eine Reihe von flankierenden Maßnahmen sei dafür notwendig wie beim Stellenwert der Menschenrechtsarbeit. „Kürzlich wurde ein Menschenrechtsbeirat konstituiert, die Menschenrechtspreisvergabe erfolgt durch eine vierköpfige Fachjury.“ Aber auch in jedem Referat müsse interdisziplinär gearbeitet werden, ob in Wohnungsfragen oder im Bereich der Arbeitsmarktpolitik. Der Landeshauptmann verwies auch auf die Wichtigkeit der Vernetzung.

Mit der Trendwende durch die Wahl im März werde eine andere Form der Politik gemacht. „Es gibt eine andere Atmosphäre, ein anderes Miteinander und offene Türen.“ Aber es brauche auch eine gewisse Zeit der Umsetzung. Das Spannungsfeld sei ihm bewusst und man solle sich keine Wunderdinge erwarten, sondern es gemeinsam versuchen. „Denn eines ist sicher: Es wird mehr möglich sein, als möglich war“, betonte Kaiser. Das neue Regierungsteam werde ganz sicher einiges erreichen können, aber dazu sei harte Arbeit notwendig, die nicht immer konfliktfrei ablaufen werde. „Unsere Wertschätzung ihrer Arbeit gegenüber ist anders. Ich lade sie zur gemeinsamen Gestaltung ein. Der Ausgang ist offen, der Wille ist vorhanden“, appellierte der Landeshauptmann an die Zuhörenden.

Integrationsexperte Güngör sagte, dass man Migration als Chance sehen solle und zentrale Kompetenzen wie Aufnahme-, Integrations- und Pluralitätskompetenz dafür notwendig seien. In Kärnten habe es in der Vergangenheit massive Selbstschädigung gegeben. Nun bestehe die Möglichkeit eines Neubeginns. „Respekt ist die Mindestvoraussetzung eines konstruktiven wie kritischen Diskurses.“ Bei der Integrationspolitik in Kärnten sei Klärung notwendig. „Wo steht Kärnten und wohin will es wie gehen. Kooperation zwischen den Regelsystemen und NGOs sei notwendig“, so Güngör.

Unter den vielen Anwesenden waren auch Nationalratsabgeordnete Christine Muttonen und Landtagsabgeordnete Zalka Kuchling. Barbara Payer, Flüchtlingsbeauftragte des Landes Kärnten, verwies in ihrer Begrüßungsrede auf einige wichtige Fakten. So sei der Migrationsanteil in Kärnten mit 11,3 Prozent deutlich unter dem Österreichschnitt mit 18 Prozent. Aus dem EU-Raum stammen in Österreich 35 Prozent, in Kärnten 52,3 Prozent. Aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens in Österreich und auch in Kärnten 32 Prozent. 17 Prozent kommen in Österreich aus der Türkei, in Kärnten sind es nur 2,3 Prozent. Aus sonstigen Staaten stammen rund 13 Prozent. 60 Prozent der Zugewanderten leben in Städten mit mehr als 20.000 Einwohnern, 40 Prozent in Gemeinden.

 

 

 

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