Neue Erkenntnisse zum Konnex zwischen Finanzmarktentwicklung und Wirtschaftswachstum
Wien (oenb) - Um das noch zögerliche Wirtschaftswachstum in Europa zu stützen, müsse die
Fragmentierung der Finanzmärkte überwunden werden, forderte Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny, Gouverneur
der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), anlässlich der Eröffnung der Conference on European Economic
Integration (CEEI) 2013 in Wien. Vor dem Hintergrund der zwar verbesserten, doch nach wie vor heterogenen Konjunkturentwicklung
in der EU rief Nowotny dazu auf, bei der Bewältigung der krisenbedingten politischen Herausforderungen eine
europäische Perspektive einzunehmen und sich nicht von nationalen Überlegungen leiten zu lassen. In dem
Zusammenhang verwies der Gouverneur der OeNB insbesondere auf eine der wichtigsten aktuellen EU-Reformbemühungen:
die Schaffung einer Bankenunion sowie – als ersten Schritt in diese Richtung – die Einrichtung des einheitlichen
Aufsichtsmechanismus SSM. Es läge im gemeinsamen europäischen Interesse, betonte Nowotny, wenn dem SSM
so viele EU-Mitgliedstaaten wie möglich angehörten – CESEE-Länder eingeschlossen.
Im Hinblick auf das zentrale Thema der diesjährigen CEEI erklärte Nowotny, die Krise habe unter anderem
deutlich gezeigt, dass große Schwankungen bei Vermögenswerten und Kreditwachstum sowie deren Wechselwirkung
mit der Realwirtschaft einer umfassenderen Analyse bedürfen. Vor der Krise waren die meisten Ökonomen
der Ansicht, dass sich eine weitere Vertiefung der Finanzmärkte positiv auf das langfristige Wachstum auswirkt.
Obwohl dies nach wie vor gilt, hat die globale Finanzkrise deutlich gemacht, dass die zyklische Komponente des
so genannten Finance-Growth Nexus bislang in Westeuropa ebenso wie in CESEE stark unterschätzt wurde. Darum
müssen wir neue oder zumindest deutlich verbesserte Wege zur Messung der nachhaltigen Wirtschaftsleistung
finden. Ziel ist, alle politischen Entscheidungsträger in die Lage zu versetzen, zwischen einer wohlstandsfördernden
Vertiefung der Finanzmärkte und kostspieligen Boom-Bust-Zyklen unterscheiden zu können. In diesem Zusammenhang
plädierte Nowotny dafür, durch eine verstärkte Einbeziehung finanzieller Faktoren in die Analyse
der wirtschaftlichen Entwicklung die wirtschaftspolitischen Entscheidungsgrundlagen zu verbessern.
Diese und weitere Themen werden am Montag, den 18. November, und Dienstag, den 19. November 2013, bei der
CEEI 2013 von hochrangigen europäischen Notenbank- und österreichischen Geschäftsbankenvertretern
sowie von Vertretern von internationalen Organisationen, Finanzinstitutionen, der Realwirtschaft und der Wissenschaft
diskutiert.
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