Bank Austria Konjunkturindikator setzt Aufwärtstrend mit Anstieg auf 1,2 Punkte im Oktober
fort – Diskussion um Budgetloch förderte Unsicherheit
Wien (bank austria) - Die Erholung der heimischen Wirtschaft kommt voran. Der Aufwärtstrend seit dem
Sommer setzt sich fort. „Die Konjunkturaufhellung beginnt sich zu festigen. Der Bank Austria Konjunkturindikator
erreicht mit 1,2 Punkten im Oktober den höchsten Wert seit Sommer 2011. Erst vor drei Monaten hat unser Indikator
den Minusbereich verlassen und zeigt seitdem eine solide Aufwärtsbewegung“, freut sich Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer.
Schlussquartal 2013 mit stärkstem Wirtschaftswachstum seit Anfang 2011
Die stetige Zunahme des Bank Austria Konjunkturindikators und insbesondere der spürbare Anstieg im Oktober
gegenüber dem Vormonat lässt eine Beschleunigung der Erholung der österreichischen Wirtschaft im
Schlussquartal 2013 erwarten. „Nach dem Anstieg des BIP im dritten Quartal 2013 um 0,2 Prozent sollte sich das
Wirtschaftswachstum zum Jahresausklang um etwa 0,6 Prozent zum Vorquartal erhöhen. Damit wird voraussichtlich
zum Jahresende auch das stärkste Wirtschaftswachstum seit Anfang 2011 erreicht werden“, meint Bank Austria
Ökonom Walter Pudschedl. Für das Gesamtjahr 2013 ist nun von einem Wirtschaftswachstum um 0,3 Prozent
auszugehen. Damit haben die Ökonomen der Bank Austria aufgrund des leicht unter den Erwartungen liegenden
Q3-Ergebnisses ihre BIP-Prognose geringfügig zurückgenommen.
Investitionen und Konsum unterstützen Exportwirtschaft
Wichtigste Wachstumsstütze bleibt bis zum Jahresende voraussichtlich die Auslandsnachfrage. Die Einkaufsmanagerindices
befinden sich in ganz Europa im Aufwärtstrend, die Auftragsbücher füllen sich und die Stimmung in
der europäischen Industrie hat sich im Oktober weiter verbessert. In allen wichtigen Märkten der heimischen
Wirtschaft nimmt die Zuversicht zu. Auch in Österreich schätzen die Produzenten die Geschäftsaussichten
deutlich vielversprechender als in den vergangenen Monaten ein. Das Industrievertrauen liegt nach einem stetigen
Aufwärtstrend seit dem Frühsommer zwar noch leicht unter dem langjährigen Durchschnitt, doch wird
die Lage so günstig, wie letztmals im ersten Halbjahr 2012 eingeschätzt. „Die Stabilisierung in Europa
hat nicht nur die Stimmung in der europäischen und heimischen Industrie aufgehellt, auch die österreichischen
Konsumenten blicken im Oktober bereits etwas optimistischer in die Zukunft als bisher“, so Pudschedl. Trotz der
noch anhaltenden Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt deutet ein leichter Anstieg der Einzelhandelsumsätze
auf eine weitere zaghafte Unterstützung des BIP-Wachstums durch den privaten Konsum im Schlussquartal 2013
hin. Auch der Investitionsstau der vergangenen Monate sollte sich weiterhin auflösen, so dass von der Inlandsnachfrage
insgesamt bereits ein maßgeblicher Beitrag zum stärkeren Wirtschaftswachstum zum Jahresende geleistet
werden wird.
Schwungvolleres Wirtschaftswachstum 2014
Die österreichische Wirtschaft wird den frischen Schwung im neuen Jahr beibehalten können. Für 2014
rechnen die Ökonomen der Bank Austria weiterhin mit einem Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent. Das anhaltend
günstige monetäre Umfeld, gestärkt durch Fortschritte bei der Umsetzung der Bankenunion, und vor
allem der deutlich nachlassende Konsolidierungszwang in Europa werden ein lebhafteres Wachstum auf ausgewogenerer
Basis in Österreich fördern. Die Inlandsnachfrage wird stärker als im laufenden Jahr die Exportwirtschaft
als Träger des Wachstums unterstützen können.
Diskussion um die Dimension des Budgetlochs war nicht sinnvoll und förderte Unsicherheit
Von der heimischen Fiskalpolitik erwarten die Ökonomen der Bank Austria dagegen leicht dämpfende Effekte
für die Konjunktur, wobei sich die Einschätzung in den vergangenen Monaten nicht verändert hat.
Als „Nicht Ziel führend“ war laut Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer die jüngste Diskussion
über vorhandene Finanzierungslücken im Staatshaushalt und ergänzt: Für 2013 ist unverändert
von einem strukturellen Budgetdefizit von etwa 1,8 Prozent des BIP auszugehen. Das entspricht dann auch dem Konsolidierungsbedarf
um 2017 einen ausgeglichenen strukturellen Budgetsaldo zu erreichen.“ In absoluten Zahlen geht es bei einem angenommenen
BIP von 315 Mrd. Euro im Jahr 2013 um einen Konsolidierungsbedarf von nicht ganz 6 Mrd. Euro, erst kumuliert über
die gesamte Periode des Finanzrahmens ergibt sich eine Summe über 20 Mrd. Euro. „Bei Vorliegen eines glaubhaften
Plans für die Reduktion des strukturellen Defizits und gleichzeitig einer transparenten Abwicklung der HGAA
dürften die vorliegenden Budgetzahlen keinen Grund bieten, dass Investoren die Bonität Österreichs
schlechter beurteilen als vor den Wahlen. Allerdings hat die Diskussion der letzten Wochen Unsicherheit hervorgerufen,
die die Risken etwas steigen lassen und den Spielraum nun einengen“, ist Bruckbauer überzeugt. Der Druck,
einen klaren Plan zu liefern, hat jedenfalls zugenommen.
Inflation bleibt niedrig, Leitzinsen auch
Der rückläufige Inflationstrend, der zu Jahresbeginn einsetzte, wird sich nach Ansicht der Ökonomen
der Bank Austria bis zum Jahreswechsel 2013/14 noch fortsetzen. „Nach dem Rückgang im Oktober auf 1,4 Prozent
wird auch Ende des Jahres die Teuerung voraussichtlich unter dere Grenze von 1,5 Prozent liegen. Die noch moderate
Konjunktur sowie stabile Rohstoffpreise werden die Inflation auch in der ersten Jahreshälfte 2014 auf einem
niedrigen Niveau halten, erst danach könnte die lebhaftere Wirtschaftentwicklung hier eine Trendwende einläuten“,
meint Bruckbauer. Mit 1,8 Prozent im Jahresdurchschnitt 2014 wird die Teuerung knapp unter dem erwarteten Wert
von 1,9 Prozent für 2013 liegen.
EZB-Leitzinssenkung volkswirtschaftlich sinnvoll
„Wie wir wiederholt in der Vergangenheit aufgezeigt haben, ist nicht Inflation, sondern eine mögliche Deflation
der größere Risikofaktor für die europäische und auch österreichische Wirtschaft. Angesichts
der niedrigsten Teuerung seit fast vier Jahren und im Lichte der Rekordarbeitslosigkeit in Österreich sehen
wir die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank zur Senkung des Leitzinssatzes auf nur noch
0,25 Prozent positiv“, so Bruckbauer. Auch die Verlängerung der Vollzuteilung bei ihren Tendern bis Juli 2015
ist eine gute Nachricht aus der EZB. „Es wird deutlich, dass sich die Zentralbank ernsthaft gegen ein restriktiver
gewordenes Finanzumfeld stellt. Da ihre konventionellen Möglichkeiten aber nun praktisch ausgeschöpft
sind, kann der nächste Schritt nur noch ein Langfristtender sein, sofern sich das Finanzumfeld weiter verschärfen
sollte“, meint Bruckbauer. Da die US-Notenbank im ersten Quartal 2014 vermutlich die Drosselung ihrer Wertpapierkäufe
starten wird, sind nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria weitere liquiditätspolitische
Maßnahmen der EZB sogar wahrscheinlicher geworden.
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