Dorferneuerung / Kultur - Land Burgenland fördert die Erhaltung des wertvollen Kulturgutes
Güssing/Eisenstadt (blms) - Papst Franziskus hat die Güssinger Klosterkirche Maria Heimsuchung
in den Rang einer Basilika erhoben. Sie ist – neben den Wallfahrtskirchen Frauenkirchen und Loretto – das dritte
Gotteshaus im Burgenland, dem diese Auszeichnung zuteilwurde. Das Kirchenoberhaupt hat bereits am 19.06. einem
entsprechenden Antrag der Diözese Eisenstadt stattgegeben. Auch das Land unterstützt mit Tatkraft den
Erhalt dieses wichtigen und wertvollen Kulturgutes. So wurden über die Dorferneuung sowie vom Kulturresort
entsprechende finanzielle Mittel bereitgestellt. Bereits 1986 wurde die bis dahin private Stiftung zur Erhaltung
des Franziskanerklosters, der Kirche und der Familiengruft der Familie Batthyány in eine öffentlich-rechtliche
Stiftung des Landes Burgenland übergeführt. Die Gruft befindet sich unter der Basilika und steht bis
heute in Verwendung. Die kleine, aber wegen ihrer wertvollen Bestände bedeutende Bibliothek der Klosterkirche
ist die älteste Bibliothek des Landes. Die kirchliche Feier anlässlich der Erhebung findet am 24.11.
statt.
Weltweit tragen derzeit 1.591 Kirchen den Titel Basilika, nun zählt auch Güssing dazu. „Die Erhebung
der Güssinger Klosterkirche zur Basilika ist eine enorme Bereicherung für die Region Güssing. Ich
freue mich, auch im Rahmen der Dorferneuerung zur Revitalisierung der ehemaligen Franziskanerkirche beigetragen
zu haben“, sagt die für Dorferneuerung zuständige Landesrätin Verena Dunst. Im Rahmen des Dorferneuerungsprojektes
„Revitalisierung der Franziskanerkirche“ wurden im Jahr 2012 56.000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung
gestellt. „Die Sanierungsmaßnahmen betrafen Sanierungsmaßnahmen des Außenbereichs wie Teile des
Daches und der Kirchturm sowie die Restaurierung der Steinfiguren, Epitahpe sowie der Kalksteinumrandungen an Fenstern
und Tor“, so Dunst.
2011 startete die Kulturabteilung des Landes das EU-Projekt zur Sanierung des Franziskanerkloster, der darin untergebrachten
Bibliothek sowie Gruft der Familie Batthyány. „Das EU- Projekt ,Sanierung und kulturtouristische Nutzung
des Franziskanerkloster / Batthyanygruft‘ ist für das gesamte Burgenland und insbesondere für das südliche
Burgenland eine enorm wichtige Investition“, sagt Kulturlandesrat Helmut Bieler. Im Zuge der Arbeiten wurde auch
der 2003 seliggesprochene Ladislaus Batthyány-Strattmann in die Basilika umgebettet. Die Kosten für
das Projekt betragen 400.000 Euro.
Für Kulturlandesrat Helmut Bieler, Landesrätin Verena Dunst und dem Güssinger Bürgermeister
Vinzenz Knor ist das im Zentrum Güssings gelegene Franziskanerkloster und die baulich damit verbundene Gruft
der Fürstenfamilie Batthyány „eine für die Region außerordentlich wichtige kultur-touristische
Sehenswürdigkeiten.“ Von der Erhebung zur Basilika erhoffe sich die Gemeinde einen Zuwachs an Pilgern und
touristische Impulse, so Knor. Auch werde sich die Gemeinde mit 20.000 Euro an den Kosten der Arbeiten beteiligen.
Seit 2005 wurden rund zwei Millionen Euro in die Erhaltung und Sanierung der Klosterkirche investiert, rechnet
der Güssinger Stadtpfarrer Franziskaner Pater Raphael Rindler vor. 2004 investierte die Kulturabteilung des
Landes Burgenland 7.000 Euro in die Restaurierung des Sarkophags, 2005 10.000 Euro in eine Teilsanierung des Daches.
Bieler: „ Bibliothek ist ein echter Schatz des Burgenlandes“
Aufgrund ihrer wertvollen Bestände von Bedeutung ist auch die Bibliothek der Klosterkirche. „Das Kulturgut
im Kulturgut, die Bibliothek, ist die älteste Bibliothek des Landes. Im Zuge der Reformation forschten im
Raum Güssing wichtige Persönlichkeiten, deren Originalschriften sich noch heute in der Bibliothek befinden“,
so Bieler. Sie beherbergt unter anderem das einzigartige „Stirpium Nomenclator Pannonicus“ des niederländischen
Gelehrten, Arztes und Botanikers Carolus Clusius (1526 – 1609) das ein alphabetisch geordnetes, lateinisches Namensverzeichnis
pannonischer Pflanzen enthält.
Clusius war als Hofbotaniker am Kaiserhof in Wien unter Maximilian II. tätig musste jedoch unter dem nachfolgenden
Kaiser, Rudolf II. wegen seines protestantischen Glaubens den Wiener Hof verlassen. Zuflucht fand er auf der Burg
Schlaining, von wo aus er die Flora Ungarns erkundete und die erste maßgebliche österreich-ungarische
Pflanzenkunde „Stirpium Nomenclator Pannonicus“ und eine Pilzkunde über 105 Pilze verfasste. Er setzte damit
neue Maßstäbe für die Systematisierung der Pilze und gilt deshalb auch als einer der Väter
der Mykologie.
Wurzeln reichen zurück bis ins 15. Jahrhundert
Forschungen belegen, dass an Stelle des heutigen Franziskanerklosters bereits Ende des 15. Jahrhunderts ein
Dominikanerkloster bestanden hat. 1524 ging die Herrschaft Güssing an Franz I. Batthyány über.
1576 bis 1634 diente das Haus protestantischen Pastoren für religiöse Zwecke und als Schule. 1638 gründete
der zum katholischen Glauben konvertierte Adam Graf Batthyány das Franziskanerkloster.
Seit Jahrhunderten sind die Batthyánys in der Familiengruft unter der Franziskanerkirche in Güssing
begraben. Die von Philipp Fürst Batthyány gegründete Stiftung zur Erhaltung des Klosters, der
Kirche und der Familiengruft wurde 1986 in eine öffentlich-rechtliche Stiftung des Landes Burgenland übergeführt.
Land, Kirche und die Familie Batthyány sind in der Stiftung vertreten, die Administration wird über
Land Burgenland abgewickelt.
Zentrum liturgischen und pastoralen Lebens
Voraussetzung für die Erhebung zur Basilika ist, dass die Kirche in der Diözese als ein Zentrum liturgischen
und pastoralen Lebens gilt. Auch die geistliche Tradition und die aktuelle Bedeutung sowie eine angemessene Größe
sind zu berücksichtigen. Ranghöher als die „Basilica minor“ ist die „Basilica maior“. Dieser Titel wurde
weltweit nur sechsmal vergeben.
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