Ökumenisches Projekt "Sozialwort 10+" in Wien vorgestellt
Wien (epdö) - Das Sozialwort der Kirchen aus dem Jahr 2003 sei nach wie vor höchst aktuell, es
bedürfe aber einer Re-Lektüre. Inhaltlich habe das Sozialwort Recht behalten und nichts an Gültigkeit
eingebüßt, allerdings stünden Kirchen und Gesellschaft vor neuen, großen Herausforderungen.
Dieser Grundgedanke stehe hinter dem neuen Projekt "Sozialwort 10+", erklärten KirchenvertreterInnen
bei einer Pressekonferenz am 15.11. in Wien, bei der das Projekt vorgestellt wurde.
Das Sozialwort der Kirchen sei etwas Einzigartiges im europäischen wie auch im weltweiten ökumenischen
Kontext, sagte der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Bischofsvikar Nicolae
Dura. "Beim Sozialwort haben alle christlichen Kirchen in Österreich an einem Strang gezogen, es gab
eine enge Zusammenarbeit zwischen westlicher und östlicher Tradition", so Dura. Dies sei nicht selbstverständlich,
zeuge aber von der guten ökumenischen Ausgangslage in Österreich. Das Sozialwort selbst sei auch heute
noch, zehn Jahre nach erstmaligem Erscheinen, ein Kompass der Orientierung. Es habe nach wie vor Gültigkeit.
Dura strich heraus, dass es sich dabei aber nicht nur um eine Stellungnahme der Kirchen handle, sondern vielmehr
um eine Selbstverpflichtung zu sozialem, gerechtem und nachhaltigem Handeln. "Das Sozialwort enthält
Aufgaben für die Kirche, es ist an die Kirchen adressiert." In den vergangenen Jahren hätte es viele
kirchliche Initiativen in diese Richtung gegeben, zieht Dura Bilanz und nennt als Beispiele das Engagement der
Kirchen für den Klimaschutz, den sozialen Einsatz etwa im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit oder die intensive
Auseinandersetzung der Kirchen mit Fragen der Wirtschaft.
Bischof Michael Bünker erinnerte daran, dass das Sozialwort zwar ein historisches Dokument sei, dass es aber
inhaltlich nach wie vor aktuell sei wie am ersten Tag. Mit dem Sozialwort würden die Kirchen aber nicht mit
"moralisch erhobenem Zeigefinger" der Gesellschaft gegenüberstehen, sondern als Teil der Zivilgesellschaft
ihren Teil zur Gestaltung einer sozialen und gerechten Gesellschaft beitragen. "Deshalb ist der Dialog nicht
nur bei der Entstehung des Sozialwortes wichtig gewesen; das Sozialwort will einen weiterführenden, vertiefenden
Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft anregen und dabei die Herausforderungen von heute aufgreifen", unterstrich
Bünker. Der Bischof nannte vier konkrete Bereiche, wo es nach wie vor Handlungsbedarf gebe und der Dialog
gesucht werde: Asyl- und Fremdenrecht, Kinder und Jugendliche, Pflege sowie Entwicklungszusammenarbeit. In all
diesen Bereichen gebe es große Defizite. So bräuchte es beispielsweise dringend ein neues Asyl- und
Fremdenrecht, Unterstützung für jugendliche Arbeitslose und Schulabbrecher, mehr Geld für die Pflege
sowie die Aufstockung finanzieller Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und etwa den Auslandskatastrophenfonds.
Magdalena Holztrattner, Leiterin der Katholischen Sozialakademie Österreich (KSÖ), koordiniert das Projekt
"Sozialwort 10+". Bereits vor zehn Jahren war die KSÖ aktiv an der Erstellung des Sozialwortes beteiligt.
Mit dem neuen Projekt soll vor allem auch der Dialog mit den Kirchenmitgliedern, aber auch das interreligiöse
Gespräch über das Sozialwort gefördert werden. In der ersten Phase soll durch ökumenische Lesekreise
das Sozialwort neu entdeckt und gelesen werden. Bis Ostern 2014 werden sich verschiedene Gruppen regelmäßig
treffen, um das Dokument gemeinsam zu lesen und darüber zu diskutieren. Speziell die bisherige Umsetzung des
Dokuments in den Kirchen soll hier im Mittelpunkt stehen, so Holztrattner. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit,
mit Expertinnen und Experten über die einzelnen Themen zu reden. Im Anschluss, in der zweiten Phase, werden
österreichweit Dialog-Veranstaltungen abgehalten. Am ersten Adventsonntag 2014 sollen dann die Ergebnisse
aller Aktivitäten und die entsprechenden Schlussfolgerungen präsentiert werden. "Dieser ganze Prozess
ist bewusst ergebnisoffen, wir wissen also heute noch nicht, was dann dabei herauskommen wird. Uns ist aber klar,
dass wir kein zweites Sozialwort, kein zweites Buch herausgeben wollen. Denn das Sozialwort ist zwar kein endgültiges
Wort, aber ein gültiges Wort. Dieses gilt es aber immer wieder zu überprüfen", betonte Holztrattner.
Die Auftaktveranstaltung des Projekts "Sozialwort 10+" ist am 28. November um 14 Uhr in der DonauCityKirche
Wien (1220 Wien, Donau-City-Straße 2). Am Programm stehen neben einem ökumenischen Gottesdienst die
Vorstellung des neuen Projekts, die Präsentation von Beispielen der Umsetzung des Sozialworts, aber etwa auch
die Präsentation eines im Zusammenhang mit dem Sozialwort entstandenen Tagungsbandes "Gerechtigkeit in
einer endlichen Welt".
|