Sicherheitsbericht 2012: Kriminalität leicht gestiegen

 

erstellt am
18. 11. 13
10.30 MEZ

Mehr rechtsextreme Taten, weiterhin hohe Zahl Strafgefangener
Wien (pk) - Ein leichter Anstieg der Kriminalitätsrate um 1,5 % war 2012 zu beobachten. Besonders ausgeprägt war die Zunahme der Anzeigen von Taten mit rechtsextremen Hintergrund, hier betrug der Zuwachs 8,4 %. Die Aufklärungsrate von Straftaten war stagnierend bis leicht fallend, wobei es regional sehr unterschiedliche Entwicklungen gab. Das geht aus dem Bericht über die innere Sicherheit in Österreich 2012 hervor, den die Bundesregierung vorgelegt hat. Der Sicherheitsbericht 2012 umfasst drei Teile, wobei der Bericht zur Entwicklung der Kriminalität 2012 sowie der Kriminalitätsbericht in Form eines umfangreichen Tabellenbands mit Statistik und Analyse vom Bundesministerium für Inneres erarbeitet wurde. Dazu kommt der Bericht über die Tätigkeit der Strafjustiz vom Bundesministerium für Justiz.

Angezeigte Straftaten stiegen um 1,5 %
Die Kriminalitätsrate, die sich an der Anzahl der angezeigten Straftaten (inklusive Straßenverkehr) bemisst, stieg im Berichtsjahr gegenüber dem Vorjahr mit 8.020 zusätzlichen Straftaten (2011: 540.007, 2012: 548.027) um 1,5 % an. Dabei sind signifikante regionale Unterschiede festzustellen: Einen leichten Rückgang verzeichnen Burgenland (-0,3 %) und Kärnten (-0,9 %), während der Anstieg in Salzburg mit einem Plus von 2,6 % und in der Steiermark mit 5,3 % überdurchschnittlich hoch war. Führend in absoluten Zahlen der Straftaten ist Wien (203.055), während das bevölkerungsreichste Bundesland Niederösterreich auf 79.247 angezeigte Straftaten kam.

Leicht verändert zeigt sich das Bild, betrachtet man die Gesamtkriminalität ohne Straßenverkehr. Die Straftaten stiegen dann von 504.426 im Jahr 2011 auf 514.418 bzw. um 2 % an. Laut diesem Kriterium hat auch das Burgenland hat einen leichten Anstieg von 0,2 % zu verzeichnen. Der Anstieg in Salzburg ist mit 2,7 % und in der Steiermark mit 6,4 % sogar noch markanter.

Die Gesamtkriminalität blieb aber auch 2012 immer noch deutlich unter dem Höchststand von 2009 (591.597 Straftaten mit bzw. 557.920 ohne Einbeziehung des Straßenverkehrs). Noch differenzierter zeigt sich das Bild bei einer Betrachtung der einzelnen Bezirke. Hier ist zu sehen, dass im Berichtsjahr jedes Bundesland Bezirke mit einem signifikanten Anstieg, aber auch solche mit deutlichem Rückgang der Straftaten aufwies.

Aufklärungsquote 2012 leicht zurückgegangen
Der in den letzten Jahren festzustellende Anstieg der Aufklärungsquote hat sich laut Bericht 2012 nicht fortgesetzt, die Quote ist gegenüber 2011 um 0,8 % gesunken und betrug 42,6 %, bezogen auf die Gesamtkriminalität. Auch hier sind regionale Unterschiede zu beobachten, die sich besonders auf der Bezirksebene zeigen. Am stärksten ist der Rückgang im Burgenland (-6 %), in Oberösterreich (-1,8 %) und Tirol (-1,5 %). Dabei spielt laut Bericht die Kriminalitätsmobilität von nicht in Österreich wohnhaften Tatverdächtigen eine Rolle. Hier ist offenkundig ein Zusammenhang mit der Stellung Österreichs als Fremdenverkehrs- und Transitland als auch mit der Ostöffnung gegeben, hält der Bericht fest.

Von den 2012 angezeigten strafbaren Handlungen wurden 111.554 als Verbrechen eingestuft. Das bedeutet österreichweit einen Zuwachs von 1,4 % gegenüber dem Jahr davor. Umgelegt auf Verbrechen pro 100.000 Einwohner betrug der Anstieg durchschnittlich 1 %. Auch bei Verbrechen wies das Burgenland von allen Bundesländern den stärksten prozentuellen Anstieg auf (11,7 %), während die Zahl in Tirol (-1,5 %), Vorarlberg (-5 %) und Wien (-1,3 %) rückläufig war. Die Aufklärungsquote bezogen auf Verbrechen sank dabei im österreichischen Durchschnitt um 1,9 %.

Von den angezeigten strafbaren Handlungen wurden 436.473 als Vergehen eingestuft, ihre Zahl stieg um 1,5 %. Auch hier wies die Entwicklung regionale Unterschiede auf. Im Burgenland, in Kärnten und Niederösterreich war die Zahl der Vergehen leicht rückläufig, stieg aber in der Steiermark überdurchschnittlich an, nämlich um 5,1 %. Umgelegt auf 100.000 Einwohner ergibt sich ein Anstieg von 1,1 % bei einem Rückgang der Aufklärungsquote von -0,5 %. Wien verzeichnete hingegen einen leichten Anstieg der Aufklärungsquote um 0,8 %.

Weniger Vergehen, aber mehr Verbrechen gegen Leib und Leben
An Straftaten gegen Leib und Leben wurden 2012 insgesamt 89.747 gezählt, wobei 89.055 Fälle als Vergehen gewertet wurden. Bundesweit gab es damit gegenüber 2011 einen Rückgang von -2,1 %, wobei der Rückgang in mehreren Bundesländer und vielen Bezirken Österreichs noch deutlicher feststellbar war. Eine Ausnahme stellt insbesondere Wien dar, wo diese Kategorie der strafbaren Handlungen um 1,6 % zunahm. Legt man die Straftaten auf 100.000 Einwohner um, beträgt der Rückgang österreichweit -2,5 % und der Anstieg für Wien nur mehr 0,6 %. Gleichzeitig blieb in diesem Bereich die Aufklärungsquote weiterhin in allen Bundesländern mit 85,2 % unverändert hoch. Gegenüber 2011 zeigte sich sogar ein leichter Anstieg der Aufklärungsquote von 0,3 % (bzw. von 0,4 %, wenn man nur die Vergehen berücksichtigt).

Etwas anders zeigt sich das Bild bei Verbrechen gegen Leib und Leben. 692 davon wurden im Jahr 2012 verzeichnet, mehr als im Jahr 2011 (639), wobei der stärkste Anstieg auf urbane Zentren entfiel. Zudem sank die durchschnittliche Aufklärungsquote dieser Verbrechen um 4 %, von 86,1 auf 82,1 %. Besonders auffällig war dabei die niedrige Aufklärungsquote in Niederösterreich mit 59,4 %, was einen Rückgang von 21,4 % gegenüber 2011 darstellt.

Organisierte Kriminalität: komplexe und langwierige Ermittlungen
Organisierte Kriminalität (OK) betrifft Österreich in allen ihren Erscheinungsformen. Das Fortschreiten der Globalisierung ist auch bei kriminellen Organisationen zu beobachten, die sich zunehmend international verflechten. Der derzeit in Österreich zu beobachtenden signifikante Rückgang von Anzeigen gegenüber dem Vorjahr ist laut Bericht unter anderen mit hochkomplexen und langwierigen Strukturermittlungen zu begründen, die oftmals erst nach Monaten zu einer Anzeige führen. Österreich setzt einen kriminalpolitischen Schwerpunkt in der Bekämpfung der internationalen organisierten Kriminalität. Es geht dabei insbesondere darum, kriminelle Netzwerke schon in ihrer Aufbauphase zu erkennen und nachhaltig zu zerschlagen.

Ein internationaler polizeilicher Fokus liegt nach wie vor auf der so genannten "Rockerkriminalität". In Österreich hat der Hells Angels MC Standorte in sechs Bundesländern. Die Straftaten von Rockergruppierungen betreffen typische Deliktfelder der OK, unter anderem Drogen- und Waffenhandel und den Rotlichtbereich. Aufgrund des verstärkten Fahndungsdrucks in Deutschland erwarten die österreichischen Behörden, dass deutsche Hells Angels Clubs in Österreich verstärkt aktiv werden, vor allem im Rotlichtbereich. Zudem versuchen auch andere als gefährlich einzustufende Rockergruppierungen in Österreich Fuß zu fassen.

Die schlechte Wirtschaftslage der Balkanstaaten und die Aufhebung der Visumspflicht für Serbien, Montenegro und Mazedonien sowie Bosnien Herzegowina wirkte sich laut Bericht auch in einem Anstieg von Straftaten der organisierten Kriminalität durch Angehörige dieser Staaten aus. Durch eine grundsätzlich sehr gute Zusammenarbeit mit den ausländischen Strafverfolgungsbehörden konnten hier aber einige Erfolge erzielt werden. Aktiv sind auch Gruppen der OK mit Bezug zur Türkei, die etwa im Suchtmittelbereich tätig sind. Nach Festnahmen der letzten Jahre schenkt das Bundeskriminalamt diesem Bereich größte Aufmerksamkeit, um eine Verfestigung krimineller Strukturen zu verhindern.

Gruppen aus dem asiatischen Raum agieren sehr verdeckt und vor allem in Bereichen, in denen die Sicherheitsbehörden an ihre Grenzen stoßen. Das betrifft den international agierenden Wettbetrug, der zu einem Milliardengeschäft geworden ist. Im Berichtsjahr wurde auch festgestellt, dass Anführer eurasischer krimineller Organisationen in Österreich einreisten und sich länger hier aufhalten oder planen, sich hier niederzulassen, um von hier aus kriminelle Aktivitäten zu organisieren und zu steuern. Auch kriminelle Organisationen aus dem südeuropäischen Raum nützen Österreich als Rückzugsraum und Operationsbasis.

Bank-, Post- und Wettbüroüberfalle vor allem ein Problem Wiens
Im Berichtsjahr gab es 70 Überfälle auf Banken und 18 auf Postämter, 45 Fälle konnten geklärt werden, das ist eine Quote von über 50 %. Der Großteil der Straftaten wurde in Wien, Nieder- und Oberösterreich begangen. Banküberfälle waren tendenziell rückläufig, leicht ansteigend war die Zahl der Überfälle auf Postämter, wobei hier vor allem Wien betroffen war. Auch Überfälle auf Wettbüros betrafen vor allem Wien.

Menschenhandel und Schlepperei: Österreich ist Transitland
Aufgrund seiner geographischen Lage ist Österreich laut Sicherheitsbericht sowohl Destinations- als auch Transitland für Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und der Arbeitsausbeutung. Vor allem die erste Erscheinungsform des Menschenhandels ist für Österreich relevant. Das Delikt wird nicht nur von kriminellen Organisationen, sondern vermehrt auch von Einzeltätern verübt. Die Opfer dieses Handels stammten dabei vorwiegend aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Kinderhandel betraf vor allem minderjährige Opfer aus Bulgarien und Rumänien, die für Bettelei und Einbruchsdiebstähle eingesetzt wurden. Es wurde auch die Ausbeutung von Personen aus diesen Ländern in der Land- und Forstwirtschaft und im Reinigungsgewerbe festgestellt, während Opfer Ausbeutung im Haushalt vorwiegend von den Philippinen bzw. aus dem asiatischen Raum stammten.

Die starken Migrationsbewegungen der letzten Jahre via Türkei und Griechenland förderten die Etablierung internationaler Schlepperorganisationen. 2012 wurden insgesamt 24.375 Personen aufgegriffen, das ist eine Steigerung von 12 % gegenüber dem Jahr davor (21.790 aufgegriffene Personen). Diese Zahl enthält 235 als Schlepper identifizierte Personen und damit weniger Schlepper als 2011 (335 Personen), doch wesentlich mehr geschleppte Personen, nämlich 12.426. Das ist ein deutlicher Anstieg um 24 % gegenüber dem Jahr 2011 mit 9.898 Personen und zeigt die Zunahme von Gruppenschleppungen. Außerdem gab es mit 11.714 Fällen eine leichte Steigerung der Zahl rechtswidrig eingereister und rechtswidrig aufhältiger Personen (2011: 11.466).

Fremdenpolizei und Grenzkontrollwesen

Der für Frühjahr 2012 anvisierte Beitritt Rumäniens und Bulgariens zum Schengenraum erfolgte bisher noch nicht. 7.320 Personen wurden außer Landes gebracht, das waren 470 weniger als 2011. Die freiwillige Rückkehr entwickle sich positiv, hält der Bericht fest. An erster Stelle stand dabei die Russische Föderation mit 548, an zweiter Serbien mit 362 und an dritter der Kosovo mit 250 RückkehrerInnen. Weiters wurden 19 Charterflüge durchgeführt und damit 184 Personen in ihre Heimatstaaten rückgeführt. Österreich arbeitet hier erfolgreich mit der europäischen Frontex zusammen, das auch eine Co-Finanzierung leistet, so der Bericht. Ein neues bilaterales Rückübernahmeabkommen wurde mit Nigeria abgeschlossen. Bei der Ausstellung von Heimreisezertifikaten wurde die Zusammenarbeit mit der VR China, Nigeria, der Türkei, Pakistan und Marokko im Berichtsjahr verbessert.

Maßnahmen gegen steigende Cyberkriminalität
Das Thema "Cyber Security" gewinnt zunehmend an Bedeutung. Derzeit wird an einer EU Cyber Sicherheitsstrategie gearbeitet. Am 1.1. 2013 wurde die erste Ausbaustufe des Europäischen Cybercrime Center (EC3) von Europol erreicht, dessen Vollausbau für 2015 geplant ist. Es soll den europäischen Staaten Analyse und Informationsaustausch in Zusammenhang mit Cyberkriminalität erleichtern.

2012 kam es zu einem sehr starken Anstieg im Bereich des Hackings. Bei Vergehen wie Datenbeschädigung mit 296 Fällen, Störungen der Funktionsfähigkeit von Computersystemen, die von 8 Fällen 2011 sogar auf 645 im Jahr 2012 anstiegen, sowie 163 Fälle des Missbrauchs von Computerprogrammen oder Zugangsdaten waren deutliche Steigerungen zu verzeichnen. Ursache ist das verstärkte Auftreten von so genannter "Police-Ransomware", Schadsoftware, die bei Surfen im Internet installiert wird. Die Täter geben eine polizeiliche Sperre des Rechners vor und fordern Geldbeträge für die Entsperrung. Derzeit wird gegen diese Tätergruppen ermittelt.

Wirtschaftskriminalität: Betrugsdelikte steigend
Gerade in Betrugsdelikten, bei denen es 2012 einen starken Anstieg gegenüber dem Vorjahr gab, spielte das Internet ein Rolle. Formen des Betrugs im Internet sind neben Warenbetrug auch Bestellbetrug, Love- bzw. Datingscam, und Forderungen von Miet/Kautionsvorauszahlungen für Wohnungen, die gar nicht zu mieten sind, sowie Angebote nicht existenter Waren über das Internet, teilweise in so genannten Fake-Shops. 2012 wurden 210 manipulierte Bankomaten verzeichnet, 90 davon in Wien. Auch war ein Anstieg der Verwendung illegal erlangter Kreditkartendaten zur Bezahlung von Waren im Internet feststellbar. Betrug über Gewinnversprechen, Vorausgebührenbetrug und der so genannte Enkel- oder Neffentrick, durch den allein in Wien ca. 1,2 Mio. € Schaden entstand (2011: 3 Mio. €).

Im Bereich der Wirtschaftsdelikte verursachte Frachtbetrug einen Schaden von 3 Mio. €. Die österreichische Geldwäschemeldestelle oder A-FIU (abgeleitet von "Financial Intelligence Unit") verzeichnete 2.126 Verdachtsmeldungen von meldepflichtigen Berufsgruppen, insbesondere Kredit- und Finanzinstituten. In 61 Fällen wurden von der A-FIU Strafanzeigen bzw. Nachtragsanzeigen an die zuständigen Staatsanwaltschaften erstattet. Österreichweit gab es 537 Strafanzeigen wegen des Verdachts der Geldwäscherei, in 92 Fällen wurde das BVT über mögliche Terrorismusfinanzierung in Kenntnis gesetzt. In 15 Fällen informierte die Geldwäschemeldestelle das Finanzministerium wegen des Verdachts des Steuerbetrugs und in 14 Fällen die Finanzmarktaufsicht wegen Nichtoffenlegung von Treuhandbeziehungen. Die Staatsanwaltschaft ordnete 36 Kontoöffnungen auf Anregung der Meldestelle an, die Gerichte 6 Beschlagnahmen von etwas mehr als 1,1 Mio. € sowie die Staatsanwaltschaften 8 Sicherstellungen, die Beträge von insgesamt 33 Mio. € betrafen.

Mehr Anzeigen wegen Rechtsextremismus
Eine deutliche Zunahme gab es laut Sicherheitsbericht 2012 bei der Anzeige rechtsextremer, fremdenfeindlicher, rassistischer, islamophober und antisemitischer Taten. Es wurden 519 solcher Tathandlungen bekannt, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 8,4 %. Sie führten zu 920 Anzeigen, die Aufklärungsrate betrug 54,1 %. 377 Personen wurden zur Anzeige gebracht (2011: 341 Personen), 14 davon konnten eindeutig einer rechtsextremen Szene zugeordnet werden. 13 Personen wurden wegen rechtsextremer Aktivitäten festgenommen. Die Informationen und Hinweise bei der Internet-Meldestelle "NS-Wiederbetätigung" stiegen von 338 im Jahr 2011 auf 940.

Im Berichtsjahr wurden außerdem 142 Tathandlungen mit erwiesenen oder vermuteten linksextremen Motiven bekannt, die zu 198 Anzeigen führten. 22 Anzeigen betrafen Körperverletzungen, 99 Sachbeschädigungen. In 10 Fällen wurde Widerstand gegen die Staatsgewalt angezeigt. 37 Taten wurden aufgeklärt, das ist eine Aufklärungsquote von 26,2 %. 16 Anzeigen, dieselbe Zahl wie im Jahr davor, wurden 2012 im Zusammenhang mit Direct Action Groups der militanten Tierrechtsszene erstattet.

Gefahren des internationalen Terrorismus
2012 war die Sicherheitslage in der MENA-Region ("Middle East & North Africa") weiterhin instabil. Ein österreichischer Staatsbürger wurde 2012 im Jemen entführt, das Entführungsrisiko ist in der gesamten Region weiter hoch. Der Bürgerkrieg in Syrien zog Anhänger des salafistischen Islamismus aus ganz Europa und speziell auch Österreich an.

Eine Entspannung registrierte man Ende 2012 im Verhältnis des Konflikts von Türken und Kurden, wobei in Österreich von PKK-Sympathisanten tendenziell nur eine niedrige terroristische Gefährdung ausgeht. Auch der Konflikt in Tschetschenien bedeutet für Österreich, das eine der größten Exilgemeinden in Europa aufweist, nur wenig Gefahren einer terroristischen Tätigkeit.

Beschwerden wegen Korruption weiter ansteigend
Seit der Einrichtung des Bundesamts zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung und (BAK) 2010 werden jedes Jahr mehr Beschwerdefälle an sie herangetragen, 2012 waren es 1.846, ein Anstieg von 10 % gegenüber dem Vorjahr. In 1.673 Fällen wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, 1.405 wurden in diesem Jahr abgeschlossen, 268 waren zu Jahresende noch anhängig. Aufgrund gesetzlicher Änderungen, die 2013 im Korruptionsstrafrecht vorgenommen wurden, ist zu erwarten, dass das BAK in Zukunft eine steigende Zahl an Ermittlungsverfahren zu führen haben wird.

Die Tätigkeit der Strafjustiz
Der zweite Berichtsteil gibt Überblick über die Arbeit der Strafjustiz. Er informiert unter anderem über die Verfahren, die Verurteilungen und den Strafvollzug sowie Hilfe für Haftentlassene. Dargestellt wird auch die gesetzgeberische Tätigkeit im Kriminalrecht. Es finden sich Angaben über Opfer krimineller Handlungen, die internationale Zusammenarbeit und personelle und organisatorische Maßnahmen bei den Justizbehörden.

Der Anzeigenneuanfall von Strafsachen bei den BezirksanwältInnen, soweit sie in die Zuständigkeit des Bezirksgerichtes fallen betrug 354.436 Fälle. Davon waren 144.488 Strafsachen gegen bekannte und 209.948 gegen unbekannte Täter. Von den BezirksanwältInnen wurden 2012 355.381 Fälle erledigt. Bezieht man die 18.721 anhängig übernommen Fälle ein, so wurde im Berichtsjahr ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Neuanfall und erledigten Fällen erzielt. Ende 2012 waren 17.776 Fälle noch offen geblieben.

Bei den Staatsanwaltschaften stieg der Anzeigenneuanfall gegenüber dem Jahr davor um 1.254 Fälle an und betrug 179.174. Einen Rückgang gab es bei den Straffällen gegen bekannte Täter mit 67.629, einen Anstieg bei denen gegen unbekannte Täter mit 111.545 Fällen. Anhängig übernommene Anzeigen gab es 11.985, die erledigten Fälle beliefen sich auf 179.698. Offen blieben damit 11.461 Fälle.

Der Bericht gibt weiter Auskunft über die Tätigkeit der Strafgerichte. Demnach betrug der bundesweite Neuanfall (inklusive Privatanklagen) im Berichtsjahr bei den Bezirksgerichten 32.569 Fälle. Bei den Landesgerichten waren es im Register HR (Angelegenheiten des Haft- und Rechtsschutzrichters im Ermittlungsverfahren) 13.790 Neuanfälle und im Register Hv (also Hauptverfahren in erster Instanz) 25.099 Fälle. Die Anzahl der durch Bezirksgerichte erledigten Fälle (inklusive Privatanklagen) betrug 32.817, sie sank damit gegenüber dem Vorjahr um 1,5 %. Ebenso sank die Anzahl der durch Landesgerichte erledigten Fälle (Gattung Hv) um 1 % und betrug 25.140. Rund 14 % dieser Verfahren wurden durch ein Schöffengericht und etwa 0,6 % durch ein Geschworenengericht erledigt.

Zur Verfahrensdauer hält der Bericht fest, dass sie sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verkürzte. Die meisten Strafverfahren können innerhalb einiger Monate abgeschlossen werden. Es wurden 32.285 Personen bei 35.541 Verurteilungen rechtskräftig wegen 53.624 Delikten verurteilt. Im Schnitt wurde damit bei jeder Verurteilung über 1,5 Delikte entschieden, wobei bei Jugendlichen dieser Wert etwas höher liegt und 1,7 beträgt. Die Zahl der Verurteilungen war damit die geringste innerhalb des letzten Jahrzehnts, sie lag um 14,8 % unter der Zahl von 2003 und sogar 22,2 % unter der von 2005.

Vermögensdelikte machen den Großteil der Verurteilungen aus
Aufgeschlüsselt nach Geschlecht waren 85,4 % der von den Gerichten Verurteilten Männer und 14,6 % Frauen. Nach Altersgruppen zum Tatzeitpunkt verteilten sie sich auf 7,2 % Jugendliche (14. bis 18. Lebensjahr), 13,8 % junge Erwachsene (vor dem 21. Lebensjahr) und 79 % Erwachsene. Davon waren 66,8 % ÖsterreicherInnen und 33,2 % ausländische Staatsangehörige. Die Verurteilungen gingen insgesamt um 2,5 % zurück. Verurteilungen ausländischer Staatsangehöriger stiegen aber um 1,5 % an, sie hat damit den höchsten Wert seit 2001 erreicht, als er noch bei 23,6 % lag. Die Verurteilungen Jugendlicher sanken um 6,7 %.

Der größte Teil der Verurteilungen wurde wegen Vermögensdelikten ausgesprochen (35,8 %). 19,7 % betrafen Delikte gegen Leib und Leben, 13,9 % Suchtmitteldelikte und 2,2 % Delikte gegen sexuelle Integrität und Selbstbestimmung. Verurteilungen wegen Einbruchs, die 2009 sprunghaft angestiegen waren, lagen auf dem niedrigsten Wert des letzten Jahrzehnts. Auch Verurteilungen wegen räuberischen Diebstahls blieben trotz eines Anstiegs weit unter den zehnjährigen Mittelwert.

Vorsätzliche Tötungsdelikte gingen im Berichtsjahr zurück, während Verurteilungen wegen fahrlässiger Tötung zunahmen. Es wurde 55 Personen wegen 59 Tötungsdelikten verurteilt. In 102 Fällen wurde wegen Vergewaltigung verurteilt, wobei diese in 86 Fällen strafsatzbestimmend war, was der niedrigste Wert im zehnjährigen Mittel war. Hingegen war mit 46 Fällen, in denen sexuelle Nötigung als strafsatzbestimmend gewertet wurde, ein sehr hoher Wert erreicht. Auch die Zahl der Verurteilungen wegen des Delikts der pornographischen Darstellung Minderjähriger lag auf einen Höchststand, in 252 Fällen war es strafsatzbestimmend, insgesamt wurden 495 Verurteilungen ausgesprochen. Fälle sexueller Belästigung gingen hingegen zurück.

Wegen beharrlicher Verfolgung oder "Stalking" fielen bei den Staatsanwaltschaften 2.436 Fälle beharrlicher Verfolgung durch bekannte Täter an. Bei 1.813 angezeigten Personen wurde das Verfahren eingestellt, bei 244 durch Diversion erledigt. 328 wurden verurteilt, was in etwa dem Durchschnitt der letzten Jahre entspricht, 129 wurden freigesprochen. Gegen 202 Personen wurden einstweilige Verfügungen zum Schutz vor Eingriffen in die Privatsphäre beantragt.

Es wurden 7.457 Verurteilungen wegen Suchtmitteldelikten ausgesprochen, in 4.261 Fällen waren sie strafsatzbestimmend, auch hier blieb der Wert in den letzten Jahren im selben Bereich. 59 Mal wurde wegen Delikten nach dem Verbotsgesetz verurteilt. Diese Verurteilungen sind in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen und haben 2012 erstmals die Grenze von 50 Verurteilungen im Jahr überschritten.

49 Personen wurden wegen Umweltdelikten angeklagt und es kam zu 13 Verurteilungen in diesem Zusammenhang. Dabei hält der Bericht fest, dass die strafrechtliche Verfolgung diese Delikte durch die Behörden nur die ultimo ratio darstellt und schon ihre Einleitung den Effekt haben kann, dass die Anstrengungen zur Beseitigung von Umweltbeeinträchtigungen verstärkt werden.

Häftlingszahlen: Mehr Fremde, mehr Frauen, weniger Jugendliche in Haft
Die Zahl der in den österreichischen Justizanstalten angehaltenen Personen lag mit Stichtag 1. September 2012 bei 8.864. Sie ist damit in den letzten Jahren nach einem kurzfristigen Rückgang wieder angestiegen und hat sich dem Höchststand des Jahre 2007 (8.957 Personen) wieder angenähert. Als Vergleichswert mit anderen Ländern kann die Rate der Inhaftierten pro 100.000 Einwohnern herangezogen werden. Sie lag bei 104,4, ein im Vergleich zu den meisten westeuropäischen Ländern sehr hoher Wert, der aber immer noch deutlich unter dem der meisten osteuropäischen Ländern bleibt. Der wesentliche Faktor für den Anstieg der Häftlingszahlen ist der wachsende Anteil von Fremden an der Gefangenenpopulation. Mit 1. September 2012 befanden sich 4.097 NichtösterreicherInnen in Österreich in gerichtlicher Haft, ihr Anteil hat sich seit den 1990er Jahren mehr als verdoppelt und liegt jetzt bei 46 % aller Häftlinge. Die Zahl österreichischer InsassInnen lag im selben Zeitraum immer etwa gleichbleibend bei rund 5.000 Personen.

Eine gewisse Entlastung der Justizanstalten ist durch den elektronisch überwachten Hausarrest erfolgt. Ende 2012 wurden darin 203 Personen angehalten, zwei davon waren Untersuchungshäftlinge. 85 % der Angehaltenen waren ÖsterreicherInnen, der Frauenanteil lag bei 15 %. Das ist ein höherer Anteil als in der Gefangenenpopulation in Justizanstalten, wo der Frauenanteil nach einem kontinuierlichen Anstieg nun 6,6 % beträgt. Auch in absoluten Zahlen ist hier mit 578 Frauen, die 2012 in Haft waren, ein Höchststand erreicht worden. Die Zahl der Jugendlichen in Gefängnissen hat hingegen abgenommen, am Stichtag lag sie bei 144.

Mehr Leistungen für Opfer krimineller Handlungen
2012 wurden 278.160 Personen als Opfer einer Straftat registriert. Im Sinne einer besseren Datenqualität der Kriminalitätsstatistik werden seit 2011 auch Daten über Verbrechensopfer zu Alter, Geschlecht und Staatsangehörigkeit erhoben, doch sind diese Informationen nicht in allen Fällen verfügbar. Dort, wo sie registriert wurden, ergibt sich, dass 60,9 % der Opfer männlich und 39,1 % weiblich waren. Der Anteil der ÖsterreicherInnen betrug 86,1 %, der Ausländeranteil 13,9 %. Deutliche Unterschiede nach Geschlecht zeigen sich bei Delikten gegen Leib und Leben, hier waren 62,3 % der Opfer männlich und 37,7 % männlich, jedoch die Täterseite wurde zu 78,1 % von Männern gestellt. Bei Sexualdelikten waren vor allem Frauen die Opfer (83,4 %), die Täterseite aber überwiegend männlich (92,7 %).

2012 wurden Hilfeleistungen nach dem Verbrechensopfergesetz in der Höhe von 3,068 Mio. € gewährt. 4.551 Personen erhielten psychosoziale und juristische Prozessbegleitung, das waren um 4,1 % mehr als 2011. Für diese Hilfeleistung wurden 4,89 Mio. € an Budgetmitteln aufgewendet, das ist ein Anstieg um 6,3% gegenüber dem Jahr davor.

 

 

 

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