Bozen (lpa) - In Brüssel sind die Entscheidungen für die Ausrichtung der EU-Agrarpolitik bis 2020
gefallen, jetzt müssen die Mitgliedsstaaten mit den Regionen für die Umsetzung sorgen. "Für
Südtirol geht es in diesen Verhandlungen in erster Linie um den Schutz der Berglandwirtschaft und dem damit
verbundenen Ausgleich der Direktzahlungen", erklärt Landeshauptmann und Landwirtschaftslandesrat Luis
Durnwalder.
Das Land hat sich bei der Aufteilung der EU-Landwirtschaftsgelder auf zähe Verhandlungen mit Rom eingestellt.
Bereits die Absteckung des Verhandlungs-Fahrplans ist nicht reibungslos über die Bühne gegangen und mit
der Fortsetzung der politischen Verhandlungen ist erst in einigen Wochen zu rechnen. In der Zwischenzeit wird auf
Beamtenebene intensiv verhandelt, unter anderem über die Direktzahlungen, bei denen Südtirol und die
anderen Berggebiete in der Vergangenheit gegenüber den Bauern in den großen Ebenen benachteiligt worden
waren. „Eines der Hauptziele bei den Verhandlungen mit dem Ministerium und den anderen Regionen ist die Angleichung
der Prämien. Die Ungleichheiten bei den Direktzahlungen müssen ausgeglichen werden", steht für
Landeshauptmann Durnwalder fest.
Derzeit schwanken die von Landeshauptmann Durnwalder angesprochenen Direktzahlungssätze in der EU von durchschnittlich
unter 100 Euro in Lettland bis über 700 Euro pro Hektar in Malta. Auch in Italien sind die Prämienunterschiede
zwischen den einzelnen Regionen enorm. „Bisher sind die Berggebiete klar benachteiligt worden, weil die Prämie
von den angepflanzten Kulturen und der Anzahl der gehaltenen landwirtschaftlichen Nutztiere abhängig war und
diese Parameter bei uns oder in Aosta naturgemäß andere sind, wie etwa in der Poebene. Eine Umverteilung
ist absolut notwendig und von der EU auch vorgesehen", so Durnwalder. Auf EU-Ebene ist geplant, dass die durchschnittlichen
Zahlungen in den Mitgliedstaaten die derzeit unter 90 Prozent des EU-Durchschnitts liegen, allmählich angehoben
werden. 2020 soll das Mindestzahlungsniveau in der gesamten EU auf durchschnittlich 196 Euro pro Hektar liegen.
196 Euro auf EU-Ebene bedeuten aber nicht, dass Südtirol automatisch mit einem massiven Anstieg der Prämien
rechnen kann. Die EU-Agrarreform sieht vor, dass die Mitgliedstaaten, die - wie Italien - derzeit weiterhin Zuweisungen
auf der Grundlage historischer Referenzwerte vornehmen, ein vergleichbareres Niveau der Basisprämien pro Hektar
erreichen - aber nicht von heute auf morgen. „Dabei stehen den Ländern verschiedene Optionen offen. Wir gehen
davon aus, dass Italien sich für einen regionalen Verteilungsschlüssel entscheidet. Wenn dies der Fall
ist, geht es für uns und die übrigen Berggebiete darum, in den politischen Verhandlungen die bisherige
offensichtliche Benachteiligung schrittweise aufzuheben. Mit einer Prämie von knapp 54 Euro pro Hektar können
wir bei einem nationalen Durchschnitt von über 280 Euro oder nahezu 500 Euro in Kalabrien und der Lombardei,
jedenfalls nicht zufrieden sein", erklärt Durnwalder.
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