Das Grabmal Kaiser Friedrichs III. im Wiener Stephansdom gibt noch manche Rätsel auf.
Wien (öaw) - Im November 1513 wurden die sterblichen Überreste Kaiser Friedrichs III. in dem (fast)
fertiggestellten Hochgrab im Apostelchor des Stephansdoms in Wien beigesetzt. Dieses Ereignis jährt sich heuer
zum 500. Mal. Anlass für eine Fachtagung, die dieses herausragende Werk in all seinen reichen Facetten nach
modernsten Methoden der verschiedenen historisch orientierten Wissenschaften erschließen soll. Veranstalter
sind das Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW),
die Erzdiözese Wien und das Metropolitan- und Domkapitel zu St. Stephan.
Memorialdenkmal mit einzigartiger Stilvielfalt
Das Grabmal Kaiser Friedrichs III. ist eines der bedeutendsten Kunstwerke des österreichischen Spätmittelalters.
Seine Entstehungsgeschichte umspannt rund dreißig Jahre. Drei Bildhauer von überregionalem Rang sind
dafür als ausführende Meister nachweisbar. Der berühmteste unter ihnen ist der vom Kaiser extra
dafür aus Straßburg an seinen Hof berufene Niklas Gerhaert van Leyden. Seine Bedeutung und Vorbildwirkung
in dieser spannungsreichen Zeit zwischen dem Spätmittelalter und der heraufziehenden Renaissance kann nicht
überschätzt werden. Aber auch Michel Tichter, unter dessen Leitung es fertiggestellt wurde, war ein hoch
talentierter und ideenreicher Bildhauer. „Durch seine lange Entstehungszeit und vermutlich auch den zweimaligen
Meisterwechsel ist das Grabmal durch eine hochinteressante Stilvielfalt gekennzeichnet“, sagt die wissenschaftliche
Leiterin der Tagung, Renate Kohn vom ÖAW-Institut für Mittelalterforschung. „Durch die eine oder andere
Konzeptveränderung, vor allem durch die ungewöhnliche Hinzufügung der umlaufenden Brüstung,
ist es zu einem Memorialdenkmal einzigartiger Form geworden.“
Dennoch ist es in seiner Gesamtheit bisher nur in geringem Ausmaß wissenschaftlich bearbeitet worden, lediglich
die Deckplatte von Niklas Gerhaert van Leyden wurde immer wieder thematisiert. Im Zuge der Fachtagung stehen nun
auch die übrigen, figurenreichen Teile des Grabmals im Mittelpunkt des Interesses von Historikern, Kunsthistorikern,
Epigraphikern, Heraldikern und Theologen.
Schlussdiskussion: Lokalaugenschein im Dom
Den Abschluss der Tagung bildet eine groß angelegte Diskussionsveranstaltung im Apostelchor des Stephansdoms.
Hier werden kunst- und kulturhistorische Themen ebenso im Zentrum stehen wie material- und herstellungstechnische
Fragestellungen. „Wir erhoffen uns Antworten auf immer wieder gestellte Fragen. Beispielsweise, warum bei den Reliefdarstellungen
der Stiftungen Friedrichs III. ausgerechnet das Bistum Wien fehlt“, so Tagungsleiterin Renate Kohn.
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Interdisziplinäre Fachtagung zum Hochgrab Kaiser Friedrichs III.
Termin: 20.–22. November 2013
Ort: Festsaal des Erzbischöflichen Palais, 1010 Wien, Wollzeile 2
Veranstalter:
Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Erzdiözese Wien
Metropolitan- und Domkapitel zu St. Stephan
Idee und Organisation: Dr. Renate Kohn (Institut für Mittelalterforschung der ÖAW)
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