Brüssel (ec) - Die Europäische Kommission gewährt kostenfreien, unbeschränkten und offenen
Zugang zu einer Fülle wichtiger Umweltdaten, die mit Hilfe von Europas Erdbeobachtungssystem Copernicus erfasst
werden. Mit dem neuen System der offenen Datenverbreitung, das ab nächstem Monat angewandt wird, wird die
Kernaufgabe der Umweltbeobachtung unterstützt. Außerdem hilft es europäischen Unternehmen dabei,
neue Arbeitsplätze zu schaffen und neue Geschäftschancen zu erschließen. Zu den Branchen, die durch
Copernicus eine neue Dynamik erhalten dürften, gehören die Dienste für die Erstellung und Verbreitung
von Umweltdaten sowie die Raumfahrtindustrie. Eine Reihe weiterer Wirtschaftszweige wird von der genauen Erdbeobachtung
profitieren, z. B. Verkehr, Öl und Gas, Versicherungen sowie die Landwirtschaft. Studien haben ergeben, dass
Copernicus – das aus sechs speziellen Satellitenmissionen besteht, den Sentinels, die von 2014 bis 2021 gestartet
werden sollen – bis 2030 einen finanziellen Nutzen in Höhe von etwa 30 Mrd. EUR und 50 000 neue Arbeitsplätze
bringen könnte. Ferner wird das neue System der offenen Datenverbreitung Bürgern, der Wirtschaft, Forschern
und politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, bei all ihren Handlungen und Entscheidungsprozessen Belange
der Umwelt zu berücksichtigen.
Antonio Tajani, für Industrie und Unternehmertum zuständiger Vizepräsident der Europäischen
Kommission, erklärte dazu: „Diese Strategie für offene Daten ist unverzichtbar, wenn wir das volle Potenzial
des Copernicus-Programms nutzen und die Erdbeobachtungsmärkte entwickeln wollen. Die Copernicus-Dienste werden
eine Kette aus Akteuren der Informationsaufbereitung und Endnutzern kontinuierlich mit Informationen versorgen.
Die ‚Copernicus-Wirtschaft‘ wird wachsen, indem sie Investitionen in den Markt für innovative Anwendungen
lenkt, mit denen die wachsende Nachfrage nach neuen Diensten gedeckt werden soll. Kopernikus-Dienste sind bereits
heute wichtig, um von Naturkatastrophen betroffene Regionen zu beobachten. So konnte Copernicus den Katastrophenschutzhelfern
mit Bildern der Schäden in den durch den Orkan Haiyan verwüsteten Gebieten der Philippinen vor ein paar
Tagen helfen. Damit leistete Copernicus einen Beitrag zu den Rettungsbemühungen.“
Der EU-Kommissar für Umwelt, Janez Potocnik sagte: "Copernikus ist ein wesentlicher Bestandteil der gemeinsamen
Umwelt-Informations-Infrastruktur, die wesentlich zu einer besseren Umsetzung der Umweltpolitik beitragen wird,
einer Priorität des 7. Umwelt-Aktionsprogramm. Umweltpolitik hängt von zeitnahen, genauen und vergleichbaren
Daten über den aktuellen und zukünftigen Zustand der Erde ab. Ein freier, vollständiger und offener
Zugang zu Copernicus Erdbeobachtungsdaten stellt einen wichtigen Beitrag zu einer verantwortungsvollen Umweltpolitik
in Europa dar."
Mehr über Copernicus (auf
Englisch)
Nutzen für Sicherheit der Bürger, Landwirtschaft, Aquakultur und Unternehmen
Angesichts des zunehmenden Risikos von Naturkatastrophen und anderen Krisen dient Copernicus dazu, die Erkenntnisse
aus Beobachtungen zusammenzutragen und Informationsdienste einzurichten, mit denen der Zustand der Umwelt an Land,
zu Wasser und in der Atmosphäre verfolgt und zugleich die Sicherheit der Bürger erhöht wird. Copernicus
wird konsistent Daten über Ländergrenzen bereitstellen, so dass es einfach sein wird, Auswirkungen auf
Umweltpolitiken zu bewerten. Beispielsweise können mit Copernicus-Daten und -Informationen folgende Bestandteile
der Atmosphäre überwacht werden:
- Treibhausgase, die sich auf das Klima auswirken;
- reaktive Gase, die die Qualität der Luft, die wir einatmen, beeinflussen;
- die Ozonschicht und das Ausmaß der UV-Sonnenstrahlung, die auf die Erde dringt;
- Aerosole, die die Temperatur und die Luftqualität beeinflussen.
Auch wenn bereits einige Umweltbeobachtungsdaten verfügbar sind (vor allem durch Satellitenmissionen im Dienste
von Forschung und Entwicklung und In-situ-Sensoren an Land, zu Wasser und in der Luft), wird das Beobachtungssystem
erst mit den Sentinel-Missionen schrittweise vervollständigt und voll betriebsbereit. Der Start des ersten
Sentinel ist für Frühjahr 2014 vorgesehen. Sentinel-1 wird den Planeten in erdnaher Umlaufbahn (etwa
700 km Höhe) umkreisen und wird der weltweit einzige Radaraufnahmensatellit seiner Art in echter Betriebsbereitschaft
sein. Die weiteren Sentinel-Satelliten werden in einem fortlaufenden Programm bis 2021 gestartet; mit jedem von
ihnen werden andere Beobachtungen vorgenommen, die den Bedarf der verschiedenen Copernicus-Informationsdienste
und die breite Nachfrage verschiedener Datennutzer decken.
Um diese Fülle an Informationen optimal nutzen zu können, erhalten Wissenschaft, Bürger und Unternehmen
über eigens dafür geschaffene Internet-Portale Zugang zu den Copernicus-Daten und -Informationen. Mit
diesem kostenfreien Zugang wird die Entwicklung nützlicher Anwendungen für eine Reihe verschiedener Wirtschaftszweige
gefördert (z. B. Landwirtschaft, Versicherungen, Verkehr und die Energiebranche). Als Beispiele seien hier
die Präzisionslandwirtschaft oder das Erstellen von Risikomodellen im Versicherungsgewerbe genannt. Dies ist
von besonderer Bedeutung, weil damit dem gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bedarf an einer kontinuierlichen
Bereitstellung genauer Umweltdaten entsprochen wird.
Internationale Dimension
Das Copernicus-System der offenen Verbreitung hat auch eine internationale Dimension. Wenn ein Programm beispielsweise
Informationen über eine mögliche künftige Nahrungsmittelknappheit in bestimmten Regionen unseres
Planeten liefern kann, ist es wichtig, dass auch die Behörden, die für die betroffene Bevölkerung
zuständig sind, diese Informationen erhalten. Solche Informationen zu teilen, ist ein wichtiger Aspekt von
Europas Auftreten als „sanfte Macht“. In ähnlicher Weise stellt die Weitergabe von Informationen über
den Klimawandel einen Beitrag zu einer Debatte dar, die die Zukunft vieler Nationen betrifft, und sollte daher
weltweit kostenfrei und unterschiedslos erfolgen.
Ein ausgewogener Ansatz zwischen Offenheit und Schutz bestimmter Interessen
Die Verordnung, die spätestens Mitte November im Amtsblatt veröffentlicht wird, enthält eine
Reihe von Kriterien für die Wahrung der Sicherheitsinteressen der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Auch mit diesen
Schutzmaßnahmen können die nachgelagerte Industrie und die Nutzer voll vom Copernicus-Grundsatz der
offenen Verbreitung profitieren. Die Kommission wird die Auswirkungen dieses Grundsatzes genau überwachen
und erforderlichenfalls Anpassungen vornehmen.
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