Wiener Tanztheater finanziert sich über das Internet

 

erstellt am
13. 11. 13
10.30 MEZ

Neue Wege der Kulturfinanzierung in Zeiten schrumpfender Kulturbudgets
Wien (startnext) - Mit dem Tanzprojekt "Metamorphosen - eine Tanztheateroffensive" haben Nadja Puttner, die Leiterin der Tanzcompany "Unicorn Light Performance Group", sowie die Tänzerinnen Mara Kluhs und Susanne Brandstetter vor kurzem ein neuartiges Crowdfunding-Projekt gestartet. "Mit diesem innovativen Weg soll die Aufführung der "Metamorphosen" für das Frühjahr 2014 gesichert werden" sagt Nadja Puttner. Das Stück beschäftigt sich mit dem Thema Veränderung als Konstante im menschlichen Leben.

Crowdfunding hat den Vorteil, dass viele Menschen auch mit kleineren Beträgen helfen können und es für die UnterstützerInnen kleine und große Dankeschöns gibt, wie z.B. Poster, Tanzworkshops, Premierenkarten oder sogar eine Privatvorstellung. Aber es gilt das Alles-oder-Nichts-Prinzip: Wenn das Fundingziel von Euro 25.000.- bis zum 10.01.2014 erreicht wird, kommt das Projekt zustande. "Wenn nicht, bekommen alle ihr Geld zurück und das Projekt gibt es nicht", so Puttner.

"Die Vorfinanzierung durch Crowdfunding soll ermöglichen, dass angesichts fehlender öffentlicher Subventionen der große finanzielle Druck wegfällt und die künstlerische Arbeit optimal präsentiert werden kann", sagt Puttner. "Das Geld soll für Kostüme, Bühnenbild und Bewerbung sowie für eine professionelle Videodokumentation der Produktion verwendet werden. Das alles soll helfen, das Stück in Zukunft auch an anderen Spielorten und vor allem öfter aufführen zu können", so die Künstlerinnen.

Die Initiatorinnen wollen erreichen, dass die Unicorn Light Performance Group sich als eine der wenigen österreichischen Tanztheatergruppen so etablieren kann, dass kontinuierliche künstlerische Arbeit und regelmäßige Vorstellungen langfristig möglich werden. "Ausreichend Publikum ist dafür jedenfalls vorhanden", so die Künstlerinnen, "aber der moderne Tanz ist in Österreich noch zu wenig im öffentlichen Bewusstsein".

Startphase des Crowdfundings bereits in kurzer Zeit erfolgreich abgeschlossen

In der Startphase ging es darum, mindestens 100 Fans auf der Projektseite zu sammeln. "Dieser erste Schritt ist schon nach wenigen Tagen erfolgreich realisiert worden. Nun gilt es, die Online-Community davon zu überzeugen, das Projekt finanziell zu unterstützen" so Puttner. "Damit beschreiten wir in Zeiten knapper Kulturbudgets völlig neue Wege".

Mit ihren Konzepten und Choreografien folgt Nadja Puttner der Tradition des modernen Tanztheaters. Erzählt werden Geschichten von Menschen unserer Zeit, oft unter Zuhilfenahme von Archetypen, Mythen und bekannten Bildern. Im Mittelpunkt steht das Individuum in seinem Austausch mit anderen und mit sich selbst. "Die Ästhetik des klassischen Balletts wird dabei außer Kraft gesetzt: Was gezeigt wird, muss nicht schön sein - entscheidend sind der Ausdruck und die Intensität in der Darstellung" so Puttner. Puttners Stil ist eine Mischung, die nichts ausschließt: Es werden alle Mittel verwendet, die helfen die Botschaft zu kommunizieren: so entsteht aus zeitgenössischem Tanz und Elementen aus Ballett, Jazz, Modern Dance, Schauspiel und Tanztheater einer eigene, aussagekräftige Tanzsprache.

Kein Zuseher soll unberührt den Saal verlassen
"Uns liegt der Tanz an sich am Herzen, und zwar als eine der originalsten und unverfälschtesten Ausdrucksformen der Menschheit. Wir wollen mit unseren Tanz berühren, nachdenklich machen, unterhalten, schockieren. Wir wollen den Menschen zurück in den Mittelpunkt des Tanzes holen und uns mit seinen Träumen, Ängsten, Emotionen, Eigenschaften, Situationen, Handlungen und Reaktionen auseinandersetzen. Kein Zuschauer soll unberührt den Saal verlassen", so die Künsterinnen.

Viele Tänzerinnen leben in Österreich am Existenzminimum
Der moderne Tanz leidet in Österreich noch immer unter einer zu geringen kulturpolitischen Wertschätzung und drängt damit viele Tänzerinnen in eine Situation an oder unter der Armutsgrenze. Puttner: "Die meisten von uns verdienen sich ihren Lebensunterhalt zum Großteil mit dem Unterrichten bei Tanzkursen oder mit Gelegenheitsjobs. Da von Kostümen und Bühnenbild bis hin zum Premierenbuffet alles von der Gruppe selbst und selbstverständlich unbezahlt hergestellt wird, steigt die Arbeitsbelastung vor der Premiere enorm und führt zu ökonomischen Problemen, da in der Endprobenphase bezahlte Jobs abgesagt werden müssen", so die Tänzerinnen.

 

 

 

Infomationen:
http://www.startnext.de/metamorphosen
http://www.studioanderwien.at

 

 

 

 

 

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