PsychologInnen der Uni Graz untersuchen Führungsverhalten im internationalen Kontext
Graz (universität) - In international tätigen Unternehmen stellt die Zusammenarbeit von ArbeitnehmerInnen
unterschiedlicher Länder Führungskräfte vor besondere Herausforderungen. Um eine optimale Kooperation
zu gewährleisten, sollten sie unterschiedliche Werthaltungen und Gewohnheiten berücksichtigen. Bislang
gibt es nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen zur Bedeutung von kultursensiblem Führungsverhalten. PsychologInnen
der Uni Graz liefern nun mit den Ergebnissen einer internationalen Studie neue Erkenntnisse, die einen wichtigen
Beitrag zur Entwicklung unterschiedlicher Führungskräfte-Programme im interkulturellen Kontext leisten.
Im Rahmen des Projekts „culture4leadership“ haben die Grazer PsychologInnen unter der Leitung von Dr. Paul Jiménez
und Mag. Anita Dunkl in einem internationalen Team untersucht, wie sich Führungsstrategien in Österreich,
Deutschland, Slowenien und Spanien unterscheiden. Im Fokus standen dabei der Umgang und die Einstellungen von Führungskräften
im Hinblick auf Gesundheitsbewusstsein, Feedback, Arbeitsbelastung und Handlungsspielraum der MitarbeiterInnen,
Gemeinschaftsgefühl, Anerkennung, Fairness und Übereinstimmung von persönlichen und unternehmensbezogenen
Werten.
Die groß angelegte Online-Studie, bei der jeweils rund 1050 Arbeitende mit und ohne Führungsposition
in Österreich, Deutschland, Slowenien und Spanien befragt wurden, brachte interessante länderspezifische
Unterschiede ans Licht.
„Österreichische, deutsche und spanische Arbeitende geben vor allem an, dass sich ihre direkte Führungskraft
am meisten um das Geben von Handlungsspielraum und die Identifikation mit den Werten des Unternehmens kümmert“,
fasst Anita Dunkl zusammen und ergänzt: „Slowenische MitarbeiterInnen hingegen weisen ihren Vorgesetzten eher
Fähigkeiten wie korrektes Geben von Feedback und die Erarbeitung eines Gemeinschaftsgefühls zu.“ Am wenigsten
können die MitarbeiterInnen aus allen vier Ländern ihren ChefInnen ein positives Gesundheitsbewusstsein
zuschreiben, so die Forscherin. Gesundheit am Arbeitsplatz habe ihrer Einschätzung nach keinen hohen Stellenwert.
Die Führungskräfte wurden gebeten, sich selbst hinsichtlich ihres Verhaltens einzuschätzen. „Hier
zeigte sich, dass in allen vier Ländern Vorgesetzte vor allem Schwierigkeiten haben, die Arbeitsbelastung
ihrer MitarbeiterInnen auf einem moderaten Niveau zu halten“, berichtet Anita Dunkl. Auch falle es ihnen schwer,
bewusst auf die Gesundheit ihrer Untergebenen zu achten.
Abschließend wurde analysiert, ob sich die Selbstsicht der ChefInnen hinsichtlich „Gesunder Führung“
von jener ihrer MitarbeiterInnen unterscheidet. „Interessant ist, dass österreichische, deutsche und spanische
Vorgesetzte ihr eigenes Führungsverhalten viel positiver bewerteten als slowenische, die sehr viel kritischer
waren. Dafür schätzen die slowenischen MitarbeiterInnen im Vergleich zu jenen der anderen Länder
ihre direkte Führungskraft viel positiver ein.
Das Projekt wird durch das Land Steiermark im Rahmen des GRENZ-FREI Fonds gefördert.
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