Fachverband-Obmann Peter Untersperger fordert von der neuen Regierung konkrete Maßnahmen
für mehr Stabilität der Branche
Wien (pwk) - Das erste Halbjahr verlief für den zweitgrößten Industriezweig Österreichs,
die Chemieindustrie, mit einem Umsatzrückgang von 3,2 Prozent wenig erfreulich. Grund dafür ist die schwache
Konjunktur vor allem bei Bau- und Autozulieferungen sowie Pharmazeutika. Die Exporte entwickelten sich mit minus
1,2 Prozent negativ. Erste positive Impulse lassen nun erwarten, dass die Branche das Jahr 2013 mit einem ähnlichen
Ergebnis wie 2012 abschließen wird. Während die energieintensive chemische Industrie in Österreich
und in der EU mit harten Rahmenbedingungen kämpft, wird weltweit ein jährliches Chemiewachstum von 4,5
Prozent prognostiziert. Um daran partizipieren zu können, fordert die Chemieindustrie von der Regierung die
Arbeit für ein technikfreundliches Umfeld und die Attraktivierung des Industriestandorts Österreich.
Wenn es die Politik ernst mit der Reindustrialisierung meint, müsse sie die entsprechenden Maßnahmen
setzen und nicht wie bisher dagegen agieren. Die Erwartungen des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreich
für das Jahr 2013 dürften sich erfüllen. Obmann des Fachverbandes der Chemischen Industrie Peter
Untersperger: "Nach der Aufholjagd nach den Krisenjahren 2008 und 2009 stabilisieren sich die Umsätze
der Chemieindustrie in Österreich auf gutem Niveau".
1. Halbjahr 2013: Umsatzrückgang und stabile Investitionen Im Vergleich zum starken Halbjahr 2012 verzeichnet
die Chemieindustrie Österreich im heurigen ersten Halbjahr über die gesamte Branche ein Minus von 3,2
Prozent auf 7,9 Mrd. Euro. Verantwortlich für das negative Halbjahresergebnis sind u.a. die Bauzulieferer
- sie litten unter dem langen Winter und der darauffolgenden Regenperiode Anfang des Jahres - weiters die Autozulieferer
mit den Kunststoffverarbeitern und Lackerzeugern sowie die Pharmaindustrie, die die Einsparungen im Gesundheitssektor
zu spüren bekommt. Die Exporte machen auch heuer wieder etwa 70 Prozent des Umsatzes aus, sie fielen im Wert
um 1,2 Prozent auf 5,7 Mrd. Euro im Halbjahr. Mit dem Umsatzminus geht auch eine geringere Beschäftigungszahl
von 1,7 Prozent auf 43.500 Mitarbeiter einher. Untersperger: "Der Beschäftigungsstand liegt damit aber
immer noch auf sehr hohem Niveau". Die Investitionen blieben 2013 im Vergleich zum Vorjahr mit 757 Mio. Euro
stabil.
Prognostiziertes Wachstum von 4,5 Prozent Für die zweite Jahreshälfte rechnet die Branche mit einem leichten
Plus. Die gestiegene Nachfrage nach Grundchemikalien weist als Frühindikator darauf hin. Damit wird die chemische
Industrie 2013 ähnlich dem Vorjahr abschließen: Ein Umsatz von etwa 17 Milliarden Euro wird erwartet.
In das kommende Jahr 2014 blickt die Chemieindustrie Österreichs verhalten positiv. Bis 2030 wird die weltweite
Chemieproduktion jährlich um 4,5 Prozent wachsen. Das geht aus der Studie des Prognos-Institutes für
die chemische Industrie Deutschlands hervor. Untersperger: "In etwa 20 Jahren wird die Weltbevölkerung
auf 8,3 Mrd. Menschen gewachsen sein und mit ihr die Nachfrage nach Produkten der Chemieindustrie für Lebensmittel,
medizinische Versorgung, Energie und Mobilität". Als eindeutiger Gewinner könnte das jetzt schon
führende China hervorgehen: Sein Weltmarktanteil wird von derzeit 29 Prozent auf fast 50 Prozent steigen.
Fairer und verlässlicher Rahmen für mehr Wettbewerbsfähigkeit Österreichs Chemieindustrie wird
mit dem prognostizierten jährlichen 4,5 Prozent Wachstum der Welt-Chemieproduktion nicht Schritt halten können.
Dank ihrer spezialisierten Produkte hat sie aber gute Chancen, vom weltweiten Chemiewachstum zu profitieren; und
das unter Erfüllung höchster sozialer und umwelttechnischer Anforderungen. Damit dies gelingt und die
österreichische Chemieindustrie weiterhin ihre Rolle als Arbeitgeber, als Wirtschafts- und Innovationsmotor
wahrnehmen kann, muss die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich erhöht werden. "Wir
fordern von der kommenden Regierung, die Weichen richtig für die Zukunft zu stellen. D.h. an einem unternehmens-,
technik- und innovationsfreundlichen Umfeld zu arbeiten, in dem die Industrie statt überbordender Belastungen
und aufwendiger Bürokratie einen fairen Rahmen findet", betont Untersperger. Zu den wichtigsten Handlungsfeldern
zählen seiner Ansicht nach ein modernes Bildungssystem, in dem der naturwissenschaftliche Unterricht den notwendigen
Stellenwert erhält, eine Verbesserung der Standortqualität, eine Energie- und Klimapolitik mit Augenmaß
und nicht zuletzt der längst fällige Bürokratieabbau. Die genannten konkreten Forderungen sollen
dazu beitragen, dass ein höherer Industrieanteil Wirklichkeit werden kann. Untersperger: "Eine Erhöhung
des Industrieanteils muss Ziel für die Bundesregierung sein. Eine gesunde Volkswirtschaft braucht eine starke
Industrie". Immerhin sei es die Industrie gewesen, die Österreich relativ gut durch die Wirtschaftskrise
hat kommen lassen.
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