4. Tiroler Integrationsenquete

 

erstellt am
20. 11. 13
14.00 MEZ

Thema "wer MACHT meinung – Medien und Integration" – LRin Christine Baur: "Besondere Sensibilität bei Berichterstattung über MigrantInnen nötig"
Innsbruck (lk) - Die 4. Tiroler Integrationsenquete, die gleichzeitig zum insgesamt dritten Mal als Integrationstagung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino veranstaltet wurde, nahm sich heuer des Themas „wer MACHT meinung – Medien und Integration“ an. „Medien sind ein wichtiger Multiplikator im Bereich Bewusstseinsbildung. Sprache ist ein Herrschaftsinstrument und wie über ein Thema gesprochen wird, welche Begriffe verwendet werden und ob gewaltfrei kommuniziert wird, beeinflusst die Stimmung innerhalb einer Gesellschaft“, betonte Integrationslandesrätin Christine Baur in ihren Begrüßungsworten.

Im Rahmen der Enquete trafen sich daher AkteurInnen im Integrationsbereich, aus der Politik und Verwaltung mit JournalistInnen aus Tirol, Südtirol und Trentino, um sich zur Frage auszutauschen, wie mediale Berichterstattung zum oft emotionalisierten Thema Integration wirkt. „Journalistinnen und Journalisten stehen tagtäglich im Spannungsfeld zwischen dem Anspruch, spannende Geschichten zu erzählen, dabei aber sachlich genau zu bleiben und Klischees zu vermeiden. Gerade beim Thema Integration bedarf es einer besonderen Sensibilität – Grundsätze wie ‚Only bad news are good news‘ sollten in diesem Zusammenhang nicht zur Anwendung kommen“, wünschte sich Baur.

Sachliche Diskussion nötig
Denn wird in den Medien das Bild der gefährlichen und bedrohlichen „Fremden“ gezeichnet, so trägt dies zu rassistischen Vorurteilen und Intoleranz innerhalb der Gesellschaft bei. „Die ‚anonyme Masse‘ der AsylwerberInnen und MigrantInnen ruft bei vielen Leuten Ängste hervor. Werden jedoch den Bürgerinnen und Bürgern die einzelnen Menschen, ihre Schicksale und ihre Migrationsgeschichten näher gebracht, kann dies Verständnis, Mitgefühl, Neugier und Hilfsbereitschaft auslösen“, ist Baur überzeugt. Moralische Appelle seien nach Meinung der Landesrätin eher kontraproduktiv. Allgemein könne gesagt werden, dass die Diskussion über die Medien sachlicher, klarer und weniger aufgeregt geführt werden muss. „Aus diesem Grund wurde bei der Integrationsenquete auch der redaktionelle Umgang mit problematischen und rassistischen Leserbriefen, Kommentaren oder online-Postings besprochen“, berichtet Johann Gstir, Leiter des Referats Integration im Amt der Tiroler Landesregierung.

Dass Migration eine Realität ist, der man sich zu stellen hat, darüber war man sich bei der Enquete einig. Migration darf und soll aber nicht nur im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Problemen oder Kriminalitätsberichterstattung ein Thema sein, denn die Medien dürfen nicht das Potential einer LeserInnen- und ZuseherInnenschaft mit Migrationshintergrund verkennen: „Das Publikum wandelt sich. Wenn wir uns diesem Publikumswandel nicht stellen und die Personal- und Programmpolitik nicht ändern, dann verlieren wir das Publikum“, warnte Gualtiero Zambonini, Integrationsbeauftragter des Westdeutschen Rundfunks.

 

 

 

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