Chemieindustrie bleibt vorläufig ohne Wachstum 2013

 

erstellt am
20. 11. 13
14.00 MEZ

Umsatzvolumen verharrt bei 14,1 Milliarden Euro – Branchenkonjunktur wird voraussichtlich 2014 wieder an Schwung gewinnen
Wien (ba) - Die Chemiekonjunktur, die in den letzten zwei Jahren an Schwung verloren hat, stabilisiert sich 2013 auf tiefem Niveau. Das Umsatzvolumen sollte sich bei 14,1 Milliarden Euro einpendeln. Im Gesamtjahr werden allerdings weder die Produktionsleistung der Branche noch der Umsatz zulegen, wie der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen zeigt. „Österreichs Chemieindustrie leidet vor allem noch unter der Konjunkturschwäche in den Hauptexportmärkten. Auf jeden Fall signalisieren steigende Erzeugerpreise ab Jahresmitte in Teilen der Branche wieder eine leichte Verbesserung der Absatzsituation“, analysiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Österreichs Chemieindustrie beweist Wettbewerbsstärke
Die Chemieindustrie ist überdurchschnittlich exportabhängig und erlöst 60 Prozent ihres Umsatzes im Ausland; im Vergleich dazu liegt die Exportquote im Industrieschnitt bei 55 Prozent. Gleichzeitig müssen Chemieprodukte importiert werden, da viele Verfahren und Produkte nur in großer Serie effizient angewandt und erzeugt werden können. Im Inland sind zu geringe Produktionskapazitäten verfügbar, um die zunehmende Nachfrage nach den Produkten zu befriedigen. Bank Austria Ökonom Günter Wolf: „Für das relativ hohe Außenhandelsdefizit mit Chemieprodukten von rund einer Milliarde Euro sind vor allem die Importe konsumnaher Waren und einiger chemischer Grundstoffe verantwortlich. Trotz des hohen Defizits beweist die heimische Chemieindustrie ihre internationale Konkurrenzfähigkeit, vor allem in den Segmenten technische Kunststoffwaren, Düngemittel, Chemiefasern und Teilen der Warengruppe sonstige chemische Produkte. Die Exporte dieser Produkte sind seit Mitte der 90er Jahre fast kontinuierlich gestiegen und sorgten in den letzten zehn Jahren auch für eine sukzessive Verbesserung der Außenhandelsbilanz der Branche“.

Kurzfristigen Absatzschwierigkeiten kann sich die Chemieindustrie nicht entziehen. 2013 wird die Branche infolge der anhaltenden Wirtschaftsflaute in zentralen Absatzmärkten voraussichtlich einen leichten Exportrückgang, bestenfalls ein ausgeglichenes Ergebnis verbuchen. Das Außenhandelsminus wird auf über eine Milliarde Euro steigen. Erst 2014 sollte die Exportnachfrage, gestützt auf die erwartete Konjunkturerholung in Teilen Westeuropas, vor allem in Deutschland, wieder anziehen. In die EU-15 werden 56 Prozent der österreichischen Chemieexporte geliefert, davon mehr als die Hälfte nach Deutschland. Darüber hinaus beschleunigt sich das Wirtschaftswachstum in Osteuropa, Abnehmer von weiteren 23 Prozent der Branchenexporte.

Hohe Innovationsausgaben stärken die Perspektiven
Österreichs Chemieindustrie zählt zu den innovationsaktivsten Branchen in Europa und belegt bei EU-Innovationserhebungen seit Jahren einen Platz knapp hinter der Spitzengruppe, die traditionell von der deutschen und irischen Chemieindustrie besetzt wird. „82 Prozent der österreichischen Chemiebetriebe sind im Sinne der EU-Innovationserhebung ´innovationsaktiv´ – sprich: Sie haben in den Jahren 2008 bis 2010 Produkt- oder Prozessinnovationen betrieben. Diese Innovationsstärke der Unternehmen macht die Chemieindustrie wettbewerbsstärker“, analysiert Günter Wolf von der Bank Austria.

Mit ihrer tendenziell hochtechnologischen Produktpalette, die nur schwer von preisgünstigen Wettbewerbern in gleicher Qualität angeboten werden kann, bleibt die Chemieindustrie ein Wachstumsmotor der Industrie. Der deutsche Chemieverband rechnet mit einem Produktionsanstieg der Chemie- und Pharmaindustrie bis 2030 von durchschnittlich 4,5 Prozent pro Jahr weltweit und 1,9 Prozent pro Jahr in der EU. Österreichs Chemie- und Pharmaproduktion sollte laut diesem Prognoseszenario um 2,2 Prozent pro Jahr wachsen. Das heißt im Vergleich zu den letzten zehn Jahren nur mehr mit halber Geschwindigkeit aber weiterhin rascher als im EU-Schnitt und rascher als die Industrie insgesamt. Die Analyse des heimischen Chemieaußenhandels zeigt deutliche Wettbewerbsvorteile für Sparten, die Produkte mit relativ hohen und steigenden Produktqualitäten erzeugen. Überschneidungen mit den internationalen Prognoseergebnissen finden sich vor allem in der Spezialitätenchemie und der Herstellung technischer Kunststoffwaren.

 

 

 

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