Soziale Trends und ihre Folgen für die Stadtentwicklung
Wien (sora) - Auf Einladung des Magistrats hat SORA sich mit einer sozialwissenschaftlichen Expertise und
statistischen Sekundäranalysen an der Diskussion rund um das dynamische Wachstum der Stadt beteiligt. Erste
Ergebnisse präsentierte Günther Ogris der Öffentlichkeit im Rahmen eines BürgerInnendialogs
im Wiener Odeon – Drei grundlegende Trends und Thesen sind hier hier zusammengefasst.
Mehr Menschen, mehr Sprachen
Die aktuelle Bevölkerungsprognose der Statistik Austria weist bis 2030 einen Zuwachs der Wiener Bevölkerung
von rund 227.000 Menschen aus. Das bedeutet, dass Wien in den kommenden Jahren wieder auf rund 2 Millionen EinwohnerInnen
wachsen wird.
Insbesondere höher qualifizierte Personen aus den Bundesländern zieht es in die Hauptstadt, ebenso wie
(vorwiegend jüngere) MigrantInnen aus dem europäischen Raum. Damit einher geht auch ein starker Trend
zur Mehrsprachigkeit: Viele Menschen sprechen neben ihrer Muttersprache eine Zweit- und Drittsprache, und der Anteil
jener, für die Deutsch die Zweitsprache ist, steigt weiterhin an.
Mehr Arbeit, mehr Bildung
Während der Anteil der jungen Menschen, die entweder in Ausbildung oder im Beruf oder auf Arbeitssuche
sind, steigt und steigt, ist die Zahl der Hausfrauen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Dabei
haben junge Frauen ihre männlichen Altersgenossen bei den formalen Schulabschlüssen schon vor längerer
Zeit überholt: Während heute etwas mehr als die Hälfte der 19-jährigen Frauen die Berechtigung
hat, ein Studium zu beginnen, ist es bei den Männern ein gutes Drittel.
Herausforderung soziale Schere
Trotz Bildungsexpansion: In den vergangenen zehn Jahren ist nicht nur die Akademikerquote in Wien gestiegen,
sondern auch die Zahl der Menschen mit der Pflichtschule als höchstem Bildungsabschluss. Parallel dazu ging
auch die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen auf.
Statistisch spiegelt sich diese Entwicklung in einer Vielzahl an Indikatoren wie etwa einer Verdopplung der
SozialhilfebezieherInnen in Wien seit dem Jahr 2000. Einen starken Zuzug ärmerer Bevölkerungsteile erlebte
dabei insbesondere der Gemeindebau mit einem Anstieg der Armutsquote um rund einen Prozentpunkt pro Jahr.
Sozialen Aufstieg fördern
Allerdings: Die vergangenen Jahre haben auch gezeigt, dass sozialer Aufstieg im Gemeindebau im gleichen Ausmaß
stattfindet, wie in der Gesamtbevölkerung, wodurch eine drohende sozialräumliche Segregation abgemildert
wird. Sozialen Aufstieg stadtplanerisch zu unterstützen, kann daher als eine der wesentlichen Herausforderungen
für die kommende Dekade begriffen werden.
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