Jüdisches Museum Wien präsentiert neue permanente Ausstellung
Wien (rk) - Am 18.11. präsentiertr das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding und der
Stadt Wien, seine neue permanente Ausstellung "Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute". Damit fand
auch der Prozess der Neupositionierung des Museums unter der Gesamtleitung von Danielle Spera, die mit der Generalsanierung
des Museums am Standort Dorotheergasse 11, der Neugestaltung des Schaudepots und des Ateliers begonnen hat, seinen
Höhepunkt. Das Konzept zur permanenten Ausstellung erarbeitete Chefkurator Werner Hanak-Lettner, unterstützt
vom KuratorInnenteam. Die architektonische Gestaltung stammt von Gerhard Abel/PLANET ARCHITECTS, das graphische
Design von Ausstellung, Katalog und Werbekampagne entwickelte Stefan Fuhrer und die Medienplanung erarbeitete die
Nous Wissensmanagement GmbH.
Umfangreiches Veranstaltungsprogramm rund um die Eröffnung
Die neue Dauerausstellung wird am Montagabend von Bundespräsident Heinz Fischer, Bürgermeister Michael
Häupl, der Bundesministerin für Unterricht und Kunst Claudia Schmied und von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny
offiziell eröffnet. Zahlreiche weitere Ehrengäste wie IKG Präsident Oskar Deutsch und der Israelische
Botschafter Zvi Heifetz werden bei der Eröffnung mit dabei sein. Mit der Eröffnung der neuen permanenten
Ausstellung feiert das Jüdische Museum Wien auch 25 Jahre (Wieder-) Gründung und 20 Jahre Jüdisches
Museum Wien im Palais Eskeles. Es bietet in der Woche von 19. bis 24. November 2013 ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm,
das von einem Open House am 19. November 2013 von 15:00 bis 18:00 Uhr, über Lesungen, KünstlerInnengespräche,
Filmpräsentationen, bis hin zu Kerzenzünden anlässlich von Chanukka reicht. (Weitere Programmdetails
unter www.jmw.at).
Die permanente Ausstellung: Von der Gegenwart in die Vergangenheit
In der neuen permanenten Ausstellung führt der Weg im Palais Eskeles von der Gegenwart zurück in
die Vergangenheit. "Unsere Stadt!" ist die permanente Ausstellung zur jüdischen Geschichte der Stadt
Wien. Im Erdgeschoß beginnt die Ausstellung mit dem Jahr 1945 und führt bis in die Wiener jüdische
Gegenwart. Sie berichtet von der fast gänzlich vernichteten jüdischen Gemeinde, die sich gegen den Widerstand
der österreichischen Nachkriegspolitik im Laufe der folgenden Jahrzehnte zu einer zwar kleinen, aber vielschichtigen
und lebendigen Gemeinde entwickelte. Es ist eine zutiefst wienerische Geschichte über Immigration: zunächst
aus Ostmitteleuropa, dann aus der ehemaligen Sowjetunion - vor allem aus dem zentralasiatischen Raum. Nach dem
Blick in die Gegenwart setzt sich die Ausstellung im zweiten Stock fort und führt in die jüdische Geschichte
Wiens vor 1945 ein: vom Mittelalter bis zur Schoa. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der dritten jüdischen Gemeinde,
die zwischen der 1848-Revolution und 1900 zur größten deutschsprachigen und drittgrößten
europäischen Gemeinde wird. Sie ist es, die bis heute den Blick auf das jüdische Wien prägt.
Kunstinstallation von Maya Zack ist Teil der permanenten Ausstellung
Nach den international bekannten Künstlerinnen Nancy Spero und Brigitte Kowanz konnte das Jüdische
Museum Wien nun die israelische Künstlerin Maya Zack für eine Zusammenarbeit gewinnen. Der Ausgangspunkt
ihrer Installation ist die "Gute Stube", die Isidor Kaufmann 1899 für das erste Jüdische Museum
entwarf. Das Jüdische Museum Wien besitzt noch wenige Objekte und eine fotografische Dokumentation von dem
Raum, der 1938 von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Auf Basis der Relikte sowie des visuellen Materials
und mithilfe digitaler Technik erarbeitete Maya Zack eine fotografische Rauminstallation, die diesen wichtigen
und vergessenen Ort der Jahrhundertwende und sein Konzept neu interpretiert und im zweiten Stock im Rahmen der
neuen Dauerausstellung gezeigt wird.
Multimedia-Guide
Der neue Multimedia-Guide des Jüdischen Museums Wien sucht in der heutigen Wiener Museumslandschaft seinesgleichen.
Zentraler Aspekt bei der Entwicklung des Guides war vor allem, mit verschiedenen Medien (historische Wochenschau-
und Fernsehbeiträge, Material aus dem Archiv des Jüdischen Museums Wien, vom Museum geführte Zeitzeugen-Interviews,
die im Rahmen des Oral-History-Videoprojekts entstanden sind, fotografische Erinnerungen, Lesungen aus Zitaten,
vertiefende Texte etc.) einen neuen, zweiten oder dritten Blick auf den in der Ausstellung präsentierten Hauptstrang
der Erzählung zu ermöglichen. Die Multimedia-Guides gibt es in deutscher und englischer Sprache. Das
Konzept stammt von Assistenzkuratorin Maren Waffenschmid.
Oral-History-Videoprojekt
Das 2012 im Jüdischen Museum Wien begonnene Oral-History-Videoprojekt besteht aus zwei Schwerpunkten:
Zum einen die Erinnerung an die Jahre der Schoa. Zum anderen das jüdische Leben in Wien zwischen 1945 und
heute. Das Museumsteam führte Gespräche mit Personen, die vor 1938 und danach geboren wurden. Ziel des
Projekts ist es, die Lebenswelt und Erfahrungen der InterviewpartnerInnen, von den Überlebenden der Schoa
bis zur heutigen jungen Generation, für die kommenden Generationen zu bewahren. Ausschnitte aus den Interviews
sind in der neuen permanenten Ausstellung zugänglich.
"Zwischen den Häusern": der Weg zum Judenplatz als App
Die mobile Application "Zwischen den Häusern" bietet den BesucherInnen einen jüdischen
Pfad für den historischen Kern von Wien an. Der Weg vom Palais Eskeles zum Museum Judenplatz ist mittels einer
App eine Reise durch die heute meist nicht mehr sichtbaren Spuren jüdischer Geschichte aus mehreren Epochen.
Ausgewählte Objekte im öffentlichen Raum illustrieren, in Kombination mit Texten und Abbildungen, die
Geschichte und begleiten die BesucherInnen zum Museum Judenplatz. Die App "Zwischen den Häusern"
wurde vom Vermittlungsteam entwickelt und von der Wiener Digital Manufaktur umgesetzt.
Die Finanzierung
Für die Realisierung der neuen permanenten Ausstellung waren zusätzliche Mittel erforderlich, die
vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, vom Kulturressort der Stadt Wien und von der Wien
Holding bereitgestellt wurden: Die Gesamtprojektkosten belaufen sich auf rund 600.000 Euro. Das Jüdische Museum
Wien konnte die Republik Österreich und die Stadt Wien als Subventionsgeber gewinnen. Sie steuerten zu dem
Projekt 300.000 Euro bzw. 150.000 Euro bei. Die Wien Holding hat als Eigentümerin des Museums und des Palais
Eskeles knapp 75.000 Euro in bauliche Maßnahmen investiert. Darüber hinaus wird die Raiffeisengruppe
ihren Generalsponsorenvertrag um ein weiteres Jahr verlängern. Weiters konnten zahlreiche Institutionen wie
der Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus, der Zukunftsfonds der
Republik Österreich, die Wien Holding, Sotheby's Kunstauktionen GesmbH und Privatpersonen wie Erwin Javor
und die Familie Frey sowie der Verein der Freunde des Museums als Sponsoren für Teilprojekte gewonnen werden.
Öffnungszeiten und Tickets
Das Jüdische Museum ist ein Museum der Wien Holding. Die Öffnungszeiten in der Dorotheergasse sind
Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr. Am Standort Judenplatz sind die Öffnungszeiten Sonntag bis Donnerstag 10
bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 14 Uhr. Für beide Museen gibt es ein gemeinsames Ticket zum Preis von Euro 10,
ermäßigt Euro 8, Gruppen Euro 7, Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr frei, StudentInnen
(bis 27 Jahre), Zivil- und Präsenzdiener Euro 5, Schulklassen haben nach wie vor freien Eintritt, für
die Schülerführung ist ein Kostenbeitrag von Euro 20 zu leisten. Kosten: Audioguide Museum Judenplatz
Euro 2, Multimedia-Guide Museum Dorotheergasse Euro 4.
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