Wien (universität) - Die Universität Wien ist ein wichtiger Integrationsmotor für Österreich.
Sie ermöglicht qualifizierte Zuwanderung und steigert dadurch die Internationalität: Basis für Weltoffenheit
und eine exportorientierte Wirtschaft. Beides Faktoren, die Österreich gut tun - nur die politische Realität
ist eine andere. Vizerektor Heinz Faßmann, Baxter- Vorstandsmitglied Susanne Schober-Bendixen und der Chemiker
Nuno Maulide legten am 28.11. im Rahmen einer Pressekonferenz dar, warum es wichtig ist, dass Österreich qualifizierte
Zuwanderung zulässt. Faßmann forderte erneut Nachjustierungen bei der RWR-Karte.
28 Prozent der 92.500 Studierenden der Universität Wien stammen aus dem Ausland. Sie kommen aus 140 Ländern
- wobei die meisten Studierenden aus Deutschland, der Türkei und Italien sind; die Anzahl der Studierenden
aus dem östlichen und südöstlichen Europa ist jedoch fast so groß wie aus Deutschland.
"Von 100 AbsolventInnen der Universität Wien haben 29 - also fast ein Drittel - einen Auslandsaufenthalt
absolviert", sagt Heinz Faßmann, Vizerektor für Personalentwicklung und Internationale Beziehungen
der Universität Wien. "Überdurchschnittlich oft gehen DoktorandInnen und Studierende der Geisteswissenschaften
ins Ausland. Die Hälfte der Aufenthalte wird über ERASMUS, das Studierenden- Austauschprogramm der EU,
finanziert." ERASMUS wird immer beliebter: 2012 gingen 1.088 Studierende der Universität Wien mit Erasmus
ins Ausland, und es kamen 979 Studierende damit an die Universität Wien. Die beliebtesten Ziel- und Quellländer
sind Deutschland, Frankreich, Italien Spanien und England. Darüber hinaus gibt es 58 Kooperationen mit außereuropäischen
Universitäten, darunter Chicago, Stanford, Berkeley, New York, Beijing und Hong Kong.
Internationalität steigert Reputation im In- und Ausland
Durch die weltweite Vernetzung mit anderen Universitäten entsteht Wettbewerb und dieser trägt wiederum
zur Qualitätssicherung in der Wissenschaft bei. Durch Internationalität erhöht sich die Reputation
der Universität Wien im In- und Ausland. Studierende erweitern ihre Perspektiven, verbessern ihre Sprachkenntnisse,
bauen soziale Netze auf und werden tolerant im Umgang mit anderen Kulturen. AbsolventInnen mit einem offenen Mindset
schaffen Vorteile für eine exportorientierte Wirtschaft, und ausländische AbsolventInnen sind eine qualifizierte
Ergänzung für den österreichischen Arbeitsmarkt. So leistet die Universität Wien einen wichtigen
Beitrag für eine offene Gesellschaft mit Weltsicht und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft.
Baxter - Forschung & Entwicklung in Österreich
Baxter Österreich hat sechs Produktionsstätten, verfügt über 4.400 MitarbeiterInnen und
ist der größte Standort außerhalb der USA: In Österreich befindet sich das Kompetenzzentrum
für Forschung und Entwicklung des weltweiten Unternehmens. "Wir sind ein internationaler Konzern und
rekrutieren zahlreiche AbsolventInnen der Universität Wien sowie von anderen in- und ausländischen Universitäten.
Unsere Teams profitieren, wenn unsere Neuzugänge neben ihrem Fachwissen auch Fremdsprachenkenntnisse mitbringen
sowie team- und zielorientiert sind - wobei wir bei der Teamorientierung nicht nur auf Inklusion, sondern auch
auf eine multikulturelle Ausrichtung Wert legen", so Susanne Schober-Bendixen, Vorstandsmitglied von Baxter
Österreich.
Bericht aus der Praxis eines internationalen Forschungsteams
"Ich würde nie mit einem 100 Prozent nationalen Team arbeiten, denn je diverser eine Gruppe ist,
umso mehr Zugänge und auch Lösungsvorschläge gibt es zu einer Fragestellung", erklärt
Nuno Maulide, seit Oktober 2013 Professor für Organische Synthese an der Fakultät für Chemie der
Universität Wien. Maulides 15-köpfiges, hochspezialisiertes Forschungsteam, das er vom Max-Planck-Institut
in Deutschland nach Österreich mitgebracht hat, kommt aus 11 Nationen. Die Übersiedlung nach Wien war
für seine "group members" vor allem aus den nicht europäischen Ländern wie Syrien, Indien,
Thailand und China alles andere als leicht. Einige von ihnen mussten ins Heimatland fliegen, um Dokumente im Original
den hiesigen Einwanderungsbehörden nachreichen zu können. "Das war zeit- und kostenintensiv, und
ich verstehe nicht, wieso dies notwendig ist, wo doch meine Leute schon in Deutschland waren", sagt Nuno Maulide.
Universitäten sind Integrationsmotoren
"Universitäten sind die neuen Zuwanderungs- und Integrationsmotoren", ist Vizerektor Faßmann
überzeugt und fordert von der Politik: "Universitäten sollten unter ähnlichen Rahmenbedingungen
agieren können wie Fachhochschulen und konsequenterweise von Drittstaatsangehörigen Studiengebühren
einheben dürfen. Studierende aus Entwicklungsländern wollen wir von dieser Regelung weiter ausnehmen."
Nach Abschluss eines Studiums bleiben nur 16 Prozent der Studierenden aus Drittstaaten in Österreich (viele
davon dürfen nicht bleiben). Damit verliert Österreich zahlreiche hochqualifizierte "ideale Zuwanderer".
Im Vergleich dazu - laut OECD (2011) verbleiben in Deutschland 25 Prozent und Kanada 33 Prozent.
Weitere Verbesserung der RWR-Karte gefordert
Die RWR-Karte ist gut, aber nicht attraktiv genug: Nach wie vor können Bachelor-AbsolventInnen keine beantragen.
Auch ist die Einkommensgrenze mit 1.998 EUR zu hoch angesetzt, da das durchschnittliche Einstiegsgehalt 1.530 EUR
brutto beträgt. Es ist auch wichtig, selbständige Tätigkeit bei der Einkommensbestimmung anzuerkennen.
Vorzeigebeispiel Deutschland
Für die Beantragung einer RWR-Karte sind drei Ministerien zu durchlaufen: das BMeiA ist für den Erstkontakt
zuständig, das BMI klärt das Aufenthaltsrecht und das BMASK kümmert sich um den Arbeitsmarkt. Das
bedeutet, Zuwanderungswillige haben ein komplexes und langsames System mit Schnittstellenproblemen zu durchschreiten;
die RWR-Karte hat bürokratische Abläufe bei der Einreise nicht vereinfacht. "Der bürokratische
Weg muss deutlich vereinheitlicht und damit vereinfacht werden. Von den drei dafür zuständigen Ministerium
sollte sichtbar eines den Hut aufsetzen und für die Servicierung der Einreisewilligen zuständig sein",
so Heinz Faßmann - und abschließend: "Im Koalitionsvertrag der deutschen Regierung - "Deutschlands
Zukunft gestalten" - wird eine Steigerung des Anteils der ausländischen Studierenden bis 2020 um ein
Drittel angestrebt, ebenso soll die Hälfte der StudienabsolventInnen einen Auslandsaufenthalt absolviert haben."
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