Wien (creditreform) - Creditreform hat im Herbst 2013 rund 1.700 Klein- und Mittelbetriebe nach der Zahlungsmoral
ihrer Kunden befragt. Das Zahlungsverhalten der Kundschaft des Mittelstandes hat sich dabei in den letzten Monaten
leicht verschlechtert. Einige Kunden versuchen weiterhin, einen Teil ihrer eigenen Belastungen durch Zahlungsverzögerungen
abzumildern. Wie schon im Herbst 2012, so können auch heuer gut zwei Drittel der Unternehmen im Schnitt spätestens
nach 30 Tagen einen Zahlungseingang verbuchen. Gut jeder fünfte Mittelständler musste sich bis zu 60
Tage gedulden, bevor seine Arbeit bezahlt wurde. Eine äußerst schlechte Zahlungsmoral ihrer Kunden mussten
insgesamt 14 Prozent (+2,2 Prozentpunkte) der Betriebe hinnehmen. Sie warteten bis zu 90 Tage oder gar darüber
hinaus auf das Geld ihrer säumigen Kundschaft.
Kleine Unternehmen am meisten betroffen
Am meisten betroffen von der schlechten Zahlungsmoral ihrer Kunden sind nach wie vor kleine Unternehmen mit
maximal 10 Mitarbeitern. Hier muss knapp ein Viertel der Befragten mit einem Minus in Höhe von mehr als 1,0
Prozent des Umsatzes kämpfen. Da kleine Firmen oft nicht über nennenswerte Kapitalreserven verfügen,
kommen sie bei einem Forderungsausfall in dieser Höhe oft an ihre finanziellen Grenzen.
Im Bau und im Verarbeitenden Gewerbe wird am langsamsten gezahlt
Am zufriedensten sind Handel und Dienstleistungen mit dem Zahlungsverhalten ihrer Kunden. In diesen Branchen konnten
70 Prozent der befragten KMU bis spätestens 30 Tage nach Rechnungsstellung einen Zahlungseingang feststellen.
Die schlechtesten Erfahrungen mit der Zahlungsmoral ihrer Kunden machte in den letzten Monaten das Baugewerbe.
Hier warteten über 13 Prozent der Betriebe bis zu 90 Tage auf die Begleichung ihrer Rechnung, 5,5 Prozent
sogar mehr als drei Monate. Eine ähnliche Entwicklung gab es beim Verarbeitenden Gewerbe. Hier lag der Anteil
derer, die bis zu 90 Tage lang offene Forderungen bei ihren Kunden stehen hatten, bei 11 Prozent und mehr als drei
Monate warteten 7 Prozent der Befragten auf den Zahlungseingang.
Bundesländer mit unterschiedlicher Zahlungsmoral
KMU in Tirol, der Steiermark und in Oberösterreich sind mit der Zahlungsmoral ihrer Kunden am zufriedensten.
In Kärnten, Salzburg und Niederösterreich hingegen sind die Unternehmen vermehrt mit schlechten/unpünktlichen
Zahlern konfrontiert.
Forderungsverluste leicht gesunken
Der Anteil der Unternehmen, die Forderungsverluste hinnehmen mussten, hat sich binnen Jahresfrist leicht verringert.
Mit 17 Prozent ist der Anteil der Betriebe, die sich über die Begleichung aller Rechnungen freuen konnten,
nahezu identisch mit dem Vorjahreswert. In den Segmenten Forderungsverluste bis maximal 1,0 Prozent des Gesamtumsatzes
haben sich die Werte insgesamt verringert. Bei den Verlusten bis 0,1 Prozent sank der Anteilswert sogar von 32
Prozent im Vorjahr auf heuer 26 Prozent. Lediglich bei den Unternehmen, die Zahlungsverluste über 1,0 Prozent
ihres Umsatzes zu verbuchen hatten, gab es eine Steigerung von 10,3 Prozent auf 11,9 Prozent.
Gut jeder fünfte Betrieb der Dienstleistungsbranche und des Verarbeitenden Gewerbes konnte sich in den vergangenen
Monaten über die gute Zahlungsmoral seiner Kunden freuen und musste keine Erträge abschreiben. Beim Baugewerbe
war es dagegen nur jedes sechste Unternehmen und beim Handel lediglich jedes zehnte. Auch bei den Betrieben, die
Verluste von mehr als 1,0 Prozent ihres Umsatzes zu beklagen hatten, liegt das Verarbeitende Gewerbe an erster
Stelle. Fast jeder fünfte Betriebe (+6 Prozentpunkte)) dieser Branche war davon betroffen, beim Baugewerbe
waren es über 13 Prozent der Unternehmen (+4 Prozentpunkte). Der Anteil in den Branchen Handel und Dienstleistungen
liegt bei den Zahlungsausfällen über 1,0 Prozent des Umsatzes noch im einstelligen Bereich und hat sich
binnen Jahresfrist erhöht.
Conclusio: KMU haben aus der Krise gelernt
Die fast permanente Krisenberichterstattung hat die heimischen Unternehmen vorsichtiger werden lassen. Dazu
kommt ein verschärfter Zugang zu Bankkrediten, der den Lieferantenkredit wichtiger werden lässt. Diese
beiden Faktoren führen dazu, dass sich Unternehmen heute stärker um die Zahlungseingänge kümmern.
Lange Außenstände kann man sich in anspruchsvollen Zeiten nicht mehr leisten. Wer liefert und leistet,
möchte auch alsbald sein Geld dafür haben. Schließlich ist ein Geschäft erst dann abgeschlossen,
wenn das Geld am eigenen Konto eingelangt ist. Langes Warten oder gar Forderungsverluste schädigen die eigene
Liquidität und Bonität.
Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung befragt seit 1996 zweimal jährlich an die 1.700 österreichische
KMU zur aktuellen als auch zur zukünftigen Wirtschaftslage.
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