Wien (rk) - Der neue Wärmespeicher in Wien Simmering ermöglicht, dass Wärme dann verbraucht werden
kann, wenn sie benötigt wird. Zeitlich unabhängig von der Erzeugung. Die Innovation: Es ist der weltweit
erste Hochdruck- und Hochtemperatur-Speicher dieser Art. Er deckt den jährlichen Wärmebedarf von rund
20.000 Haushalten und spart durch die Optimierung von Produktion und Speicherung jährlich rund 11.000 Tonnen
CO2 ein. Die innovative Anlage wird von einem Forschungsprojekt der Technischen Universität begleitet.
Die ExpertInnen von Wien Energie haben gemeinsam mit Partnerfirmen in Wien Simmering Geschichte geschrieben. In
nur 14 Monaten Bauzeit errichteten sie erstmals eine Wärmespeicheranlage für ein derart großes
und komplexes Hochdruck- und Hochtemperatur-Fernwärmenetz wie jenes in Wien. Der Speicher nutzt und stärkt
die erneuerbare Wärmeerzeugung aus dem Wald-Biomassekraftwerk Simmering. Wärmeproduzenten wie die thermischen
Abfallbehandlungsanlagen, die Kraft-Wärme-Kopplungs-Kraftwerke in Simmering, Donaustadt und Leopoldau wurden
integriert. Die Anlage ist seit Mitte November im Betrieb. Investitionskosten: 20 Millionen Euro.
Wiener Stadtwerke-Vorstand Marc Hall und Wien Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva eröffneten
gemeinsam mit Gemeinderat Franz Ekkamp und Simmerings Bezirksvorstand Renate Angerer und nicht zuletzt mit den
VertreterInnen der Partnerfirmen, darunter: ABB, Bilfinger, Integral, Porr und Zorn-Nowy, die innovative Anlage.
Wiener Stadtwerke-Vorstand Hall: „Der Wiener Stadtwerke Konzern ist mit dem neuen Wärmespeicher von Wien Energie
wieder einmal Vorreiter im Bereich der systemischen Lösungen und Energieeffizienz. Die Versorgungssicherheit
hängt immer stärker von der effizienten Nutzung und Speicherung von Energie ab. Dieses innovative Projekt
ist ein gelungenes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft für
die Weiterentwicklung des gesamten Energienetzes und somit für die Sichererung des hohen Lebensstandards im
Großraum Wien.“
Wien Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva: „Der Hochdruck-Wärmespeicher passt optimal in unsere
Energiestrategie. Bis 2030 wollen wir 50 Prozent unserer Produktionskapazitäten aus erneuerbaren Quellen haben.
Damit das funktioniert, setzen wir stark auf innovative nachhaltige Lösungen. Nicht nur der Ausbau der Nutzung
von erneuerbarer Energien ist wichtig. Viel wichtiger ist die Funktionsfähigkeit des gesamten Versorgungssystems.
Deshalb muss der Ausbau der Nutzung von erneuerbaren Energien Schritt für Schritt mit dem Ausbau von Speicher
und hohe Effizienz bei Verbrauch und Produktion erfolgen. Mit diesem Schritt gelingt es uns, einen wesentlichen
Baustein der Energiewende zu bilden.“
Forschung und Innovation
Die TechnikerInnen von Wien Energie GmbH, Bilfinger Bohr und Rohrtechnik GmbH und Bilfinger VAM Anlagentechnik
GmbH verfügen über ein umfassendes technisches Know-how zum Bau und Betrieb von wärmetechnischen
Anlagen. Doch wegen der Neuartigkeit des Wärmespeicherkonzepts fehlen einschlägige Erfahrungswerte. Deshalb
arbeitet Wien Energie hier im Forschungsprojekt „ProWäSpe“ (Dynamische Prozessoptimierung eines innovativen
Wärmespeichers) mit dem Institut für Energietechnik und Thermodynamik der TU Wien zusammen. Das Projekt
mit einer Laufzeit vom März 2013 bis März 2014 wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert
und im Rahmen des Programms „Energy Mission Austria“ durchgeführt. Ein Prozesssimulationsprogramm bildet das
komplexe Speichersystem ab und simuliert transiente – vorübergehende bzw. instationäre – Betriebszustände.
Durch die dynamischen Simulationsrechnungen können optimale Betriebsweisen gefunden, dargestellt und realisiert
werden. Die ersten Erkenntnisse wurden bei der Inbetriebnahme des Wärmespeichers Ende 2013 miteinbezogen.
Somit kann der Betrieb der Anlage von Beginn an optimal ausgerichtet und dadurch die geplante Verfügbarkeit
erreicht werden.
So funktioniert der Wärmespeicher
Vereinfacht gesagt ist der neue Fernwärmespeicher auf dem Gelände des Kraftwerks Simmering nichts
anderes als eine gigantische Thermoskanne. Es sind eigentlich sogar zwei „Mega-Thermoskannen": zwei gewaltige,
zylinderförmige Stahlbehälter. Das Fundament dafür birgt alleine 2.000 Kubikmeter Beton, die beiden
Speicherbehälter selbst sind mit 45 Metern deutlich höher als ein zwölfgeschoßiges Gebäude.
Durch den Wärmespeicher kommt es zu einer zeitlichen Entkopplung zwischen Wärmeerzeugung und Wärmeverbrauch.
So wird der Einsatz von Spitzenkesseln bei sehr hohem Strom- und Wärmebedarf minimiert. Die Anlage trägt
wesentlich zum optimierten Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplungs-Kraftwerke und der thermischen Abfallbehandlungsanlagen
im Zusammenspiel der erneuerbaren Energie bei. CO2-Emissionen werden reduziert und die Fernkälte-Tagesspitzen
in den Sommermonaten ausgeglichen.
Der Höhenunterschied im 1.153 Kilometer langen Wiener Fernwärmenetz beträgt bis zu 150 Meter. Aus
diesem Grund wird in Wien das heiße Wasser für Heizung und Warmwasser mit hohem Druck und Temperaturen
zwischen 95 und 150 Grad Celsius transportiert. Projektleiter Wolfgang Daschütz erklärt dazu die Alleinstellung
des Speichers in Simmering: „Wir haben erstmals einen Wärmespeicher als Druckspeicher mit bis zu 150 Grad
Celsius Wassertemperatur errichtet. Die Anforderung „Druckspeicher“ ergibt sich aus der Topografie, denn unser
Wiener Fernwärmenetz steht unter einem Druck von rund 15 bar. Damit sind wir in der Lage, auch höher
gelegene Stadtteile optimal mit Fernwärme versorgen zu können.“ Der Speicher wird pro Jahr rund 2.200
Stunden be- und auch rund 2.200 Stunden entladen. Die jährlich gespeicherte und somit auch entnommene Wärmemenge
beträgt rund 145.000 Megawattstunden. Das entspricht dem durchschnittlichen jährlichen Wärmebedarf
von 20.000 Haushalten. Wien Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva: „Die Wärmespeicheranlage
ist nicht nur im Betrieb, sondern war auch in der Errichtungsphase besonders umweltfreundlich und nachhaltig. Mit
dieser Investition von rund 20 Millionen Euro steigert Wien Energie die Innovationskraft und Wertschöpfung
vor Ort.“
Am Standort Simmering betreibt Wien Energie drei Kraft-Wärme-Kraftwerke und ein Wald-Biomassekraftwerk. Mit
der Wärme aus den Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und der thermischen Abfallverwertung werden rund 320.000
Wohnungskunden und 6.200 Großkunden in Wien mit Wärme und Warmwasser versorgt.
Fakten Wärmespeicher Simmering
- Speichermenge Wasser: 11.000 m3
- Höhe der beiden Druckspeicher: 45 Meter
- Druck: 10 bar am Speicherboden, 6 bar an der Speicherdecke
- Speichervermögen: 850 MWh
- Verbaute Betonmenge für Fundamente: 2.000 m3
- Bauzeit: von Mai 2012 bis Juni 2013
- Inbetriebsetzung und Probebetrieb: von Juli 2013 bis Mitte November 2013
- Wärme für 20.000 Haushalte pro Jahr
- CO2-Einsparung/Jahr: ca. 11.000 Tonnen
- Investition: 20 Millionen Euro
- ca. 80 bis 100 Beschäftigte (gesamt, im Baufeld und auf den Vormontageplätzen)
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