Chemiker der Uni Graz nutzen Pilz für umweltfreundliche Reaktionen
Graz (universität) - Anis-Aroma fürs Weihnachtsgebäck könnte künftig günstig
und umweltfreundlich aus Naturstoffen hergestellt werden: WissenschafterInnen der Karl-Franzens-Universität
haben in dem Baumpilz Trametes hirsuta einen Bio-Katalysator gefunden, der chemische Reaktionen mit Luftsauerstoff
und ohne Lösungsmittel ablaufen lässt. „Für die beobachtete Umsetzung benötigte man bislang
eine Temperatur von -78° Celsius, Ozon sowie weitere Chemikalien“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kroutil
vom Institut für Chemie der Uni Graz. Mit dem nun entdeckten Bio-Katalysator aus dem Pilz läuft dieselbe
Reaktion bei 24 bis 30° Celsius mit Luftwasserstoff in einem wässrigen System ab. Sie ist also wesentlich
energiesparender und umweltschonender.
Diese Entdeckung ist bislang absolut einzigartig: „In der Literatur ist weder für natürliche Vorgänge
noch für die Chemie ein Enzym beschrieben, das eine ähnliche Umsetzung machen kann“, erzählt Kroutil.
Daher war es für sein Team eine langwierige Aufgabe, dem Prozess auf die Schliche zu kommen. „Wir beobachteten
zunächst, dass der spezielle Pilz ausgerechnet ein natürliches Fungizid, das von Bäumen abgesondert
wird, besonders gut umsetzt“, schildert der Experte. Offensichtlich kann der Trametes hirsuta das natürliche
Gift unschädlich machen. Wie genau diese Reaktion abläuft, konnten die ChemikerInnen nun nach intensiven
Forschungen nachweisen: „Der Pilz verwendet dazu ein Enzym, das Proteine abbaut, sowie ein Metall, eine bestimmte
Mangan-Art – auch das ist bislang einzigartig“, präzisiert Kroutil. Die Ergebnisse veröffentlichte das
Team der WissenschafterInnen nun im Fachmagazin ChemBioChem.
Besonders hilfreich ist dieses neue Verfahren für die Herstellung von so genannten Aldehyden, chemischen Verbindungen,
die unter anderem als Aromastoffe oder als Zwischenprodukte für Pharmazeutika und Agrochemikalien verwendet
werden.
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