Wien (fwf/öaw) - Pascale Ehrenfreund und Anton Zeilinger: "Um in die Gruppe der Innovation Leader
vorzustoßen und Österreich wettbewerbsfähig zu halten, sind die Österreichische Akademie der
Wissenschaften (ÖAW) und der Wissenschaftsfonds (FWF) unverzichtbare Partner der Politik, denn sie stehen
– par excellence – für konkrete Zukunftsinvestitionen der Republik Österreich."
In einem erfolgreichen Aufholprozess hat Österreich in den letzten Jahren in Forschung und Technologieentwicklung
zu den innovativsten Ländern Europas aufgeschlossen. Österreich hat sich damit ein einmaliges Window
of opportunity geschaffen, um zum Hochtechnologieland zu werden.
Jetzt geht es darum, Österreich im Feld der Innovation Leader zu etablieren. Besonders bevölkerungsmäßig
kleine, wirtschaftlich fortgeschrittene Länder – wie die Schweiz, Finnland oder Schweden – können ihren
Wohlstand erhalten, indem sie mit exzellenter Grundlagenforschung die Grenzen des Wissens erweitern und sich damit
Wettbewerbsvorteile sichern. Die Grundlagenforschung bildet dabei die Basis einer Innovationskette, die über
angewandte Forschung und Produktentwicklung zur Kommerzialisierung des gewonnenen Wissens führt.
Um dieses Ziel zu erreichen, spielen die staatliche Förderung der Grundlagenforschung und die Stärkung
des Hochschulsektors eine wesentliche Rolle.
Die FTI-Strategie der Bundesregierung 2011 hat diesen Weg als richtig erkannt und das Ziel formuliert, dass Österreich
"in die Gruppe der Innovation Leader, also der innovativsten Länder der EU, vorstößt."
Weiters anerkennt die FTI-Strategie der Bundesregierung die wichtige Rolle der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften
(GSK) als "Ermöglicher wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts". Ähnlich wie in
Deutschland, dessen kompetitives Akademienprogramm gerade erneut um jährlich 5 Prozent erhöht wurde,
bedarf es auch in Österreich einer verstärkten Förderung der GSK, um unser reiches kulturelles Erbe
zu wahren und sozialen Herausforderungen gewachsen zu sein.
Beiträge des FWF und der ÖAW
FWF und ÖAW leisten in unterschiedlicher Weise wesentliche Beiträge zu einer erfolgreichen Grundlagenforschung
in Österreich: der FWF als bundesweite Förderungsagentur und die ÖAW als größte und zentrale
Trägerin außeruniversitärer Grundlagenforschung in Österreich.
Beide Institutionen können in ihren Funktionen maßgebliche Beiträge zur Erreichung der Ziele, wie
sie die FTI-Strategie der Bundesregierung festschreibt, leisten, wenn die dafür notwendigen finanziellen Gestaltungsräume
– wie nachfolgend skizziert – seitens der Politik bereitgestellt werden.
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Ein starker Forschungsstandort benötigt insbesondere Mittel, die kompetitiv vergeben werden, um die notwendige
Qualität zu garantieren. Der FWF spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle; er vergibt Forschungsmittel
ausschließlich im Wettbewerb nach internationalen Qualitätsmaßstäben. Dadurch unterstützt
er nicht nur die Universitäten und Forschungsstätten bei ihren Bemühungen um Profilbildung, er rüstet
auch den Nachwuchs für den europäischen Wettbewerb.
Für das Jahr 2013 hat der FWF Projektmittel im Ausmaß von etwa € 210 Mio (inklusive Overheads) bewilligt.
Damit kann wissenschaftlicher Nachwuchs finanziert und können Arbeitsplätze für etwa 3.800 junge
Forscherinnen und Forscher geschaffen werden.
Um weiterhin als Qualitätsfilter zu agieren und exzellente Forschung fördern zu können, benötigt
der FWF eine deutliche Erhöhung seines Grundbudgets sowie einen gesicherten Wachstumspfad in die Zukunft:
1. Lösung des strukturellen Budgetproblems: Steigerung des FWF-Budgets um € 100 Mio, die beibehalten werden
müssen
Für die Jahre 2014 und 2015 hat der FWF jeweils fixe Budgetzusagen, über das Jahr 2015 hinaus gibt es
jedoch keinerlei finanzielle Zusagen an den FWF. Falls sich diese Situation nicht sehr schnell ändert, können
aufgrund der mehrjährigen Verpflichtungen keine weiteren Bewilligungen mehr ausgesprochen werden. Diese Situation
ist umso problematischer, als dass sich nur ein kleiner Teil des FWF-Budgets im BVA findet, im Jahr 2013 sind das
konkret € 101,9 Mio. Das bedeutet, der FWF ist nicht nur unterdotiert, sondern hat gleichermaßen ein strukturelles
Budgetproblem in der Höhe von etwa € 100 Mio.
2. Weiterer Budgetsteigerungsbedarf aufgrund der massiven Steigerung der Anträge
2014 bis 2018 mindestens 10 Prozent jährlich und Overheadzahlungen bis 2018, Budget-Zielwert 2018: € 451
Mio
Da die Antragssummen stark ansteigen (seit 2008 um jährlich 13 Prozent), wird die Vergabe immer kompetitiver,
der FWF lehnt heute schon mangels Budget gute und sehr gut evaluierte Projekte im Ausmaß von etwa € 80 Mio
jährlich ab. Der starke Anstieg der Anträge in Qualität und Quantität ist auch als Konsequenz
der gelungenen Aufbauarbeit der letzten Jahre zu sehen. Overheadzahlungen sind dringend notwendig, um die Forschungsstätten
in die Lage zu versetzen, erfolgreich beim FWF einzuwerben ohne einen beträchtlichen Eigenbeitrag zu zahlen.
3. Neue Initiativen bis 2018 im Ausmaß von € 36 Mio pro Jahr
Die Umsetzung der wichtigsten neuen Initiativen, die den Forschungsstandort nachhaltig stärken:
- Potentiale radikaler Innovationen ausbauen (blue sky);
- Wiedereinführung von Translational Research;
- Aufstockung der künstlerischen und klinischen Forschung;
- Ausbau internationale Mobilität und internationale Programme;
- Initialförderung für digitale Infrastruktur in den Geistes- Kultur-
und Sozialwissenschaften.
Das ergibt für den FWF einen Budget-Zielwert im Jahr 2018 von € 487 Mio.
Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
Als größte Trägerin außeruniversitärer Grundlagenforschung in Österreich
finanziert die ÖAW im Jahr 2013 aus ihrem Basisbudget von € 75 Mio die Arbeit von rund 900 Personen in 29
Forschungsinstituten. Durch die Deckelung des Basisbudgets seit fünf Jahren bei gleichzeitig steigenden Kosten
verzeichnet die ÖAW ein strukturelles Defizit von € 8 Mio.
Um ihren Aufgaben weiterhin nachkommen zu können und Institutsschließungen sowie die Kündigung
von mehr als 100 hochqualifizierten MitarbeiterInnen zu verhindern, ist eine deutliche Erhöhung der jährlichen
Basisfinanzierung unumgänglich.
Die ÖAW braucht:
1. Ausgleich des strukturellen Defizits von € 8 Mio 2014 und in den Folgejahren
2. Weitere Steigerung der Basisfinanzierung 2014 um € 13 Mio sowie 2015 bis 2018 um jeweils € 10 Mio pro Jahr
Diese Steigerungen sind nötig, um folgende Ziele zu erreichen:
- Exzellenzsicherung durch die Umwandlung von Anschub- in Basisfinanzierung: plus
€ 4,5 Mio pro Jahr
- In den letzten drei Jahren erhielt die ÖAW Sondermittel der Nationalstiftung
(NFTE) in Höhe von durchschnittlich € 5,6 Mio p.a. Diese Mittel dienen der Anschubfinanzierung für Programme
zur Exzellenzsteigerung (z.B. New Frontiers Group). Nur wenn 80 Prozent dieser Summe durch zusätzliche Mittel
in das Basisbudget überführt werden, können die Arbeitsplätze der neu angestellten JungwissenschaftlerInnen
gesichert werden.
- Gezielte Förderung hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses durch
- Entwicklung eines neuen Karrieremodells: plus € 3 Mio pro Jahr
- Die ÖAW nimmt jährlich rund 130 NachwuchswissenschaftlerInnen auf.
Auf Basis einer strikt an Exzellenzkriterien ausgerichteten Evaluierung nach US-amerikanischem Erfolgsmodell will
die ÖAW den besten 30 Prozent durchgängige Karriereperspektiven bieten, um einen weiteren Brain Drain
zu verhindern.
- Stipendien: plus € 2 Mio 2014 und Beibehaltung in den Folgejahren
- Für exzellente NachwuchswissenschaftlerInnen stehen der ÖAW derzeit
€ 6,8 Mio p.a. für Stipendien zur Verfügung. Mit diesen Mitteln können nur 15 Prozent der Anträge
bewilligt werden (zum Vergleich: international liegt die Bewilligungsquote bei 30 Prozent). Derzeit muss fast die
Hälfte der von internationalen GutachterInnen als ausgezeichnet bewerteten Anträge abgelehnt werden.
Um die besten NachwuchswissenschaftlerInnen Österreichs entsprechend ihrer Qualität zu fördern,
benötigt die ÖAW zusätzlich € 2 Mio p.a.
- Forschungsinfrastruktur: plus € 3 Mio 2014 und Beibehaltung in den Folgejahren
- Um DoktorandInnen und PostdoktorandInnen eine zunehmend kostenintensive, aber
notwendige state-of-the-art Forschungsinfrastruktur bieten zu können, sind zusätzlich € 3 Mio p.a. notwendig.
Für die ÖAW ergibt dies einen Basisbudget-Zielwert von € 135 Mio im Jahr 2018.
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