RE-Fachkonferenz zum Thema Integration im Grazer Rathaus
Graz/Salzburg (ire) - Zwei von drei Kindern die heutzutage im hessischen Frankfurt geboren werden, haben
Migrationshintergrund. Das zeigt deutlich, dass der Gedanke der Integration in die Zivilbevölkerung schnellstmöglich
transferiert werden muss. Dieses Beispiel stellte Walter Kindermann, Leiter der Integrationsabteilung im Ministerium
der Justiz für Integration und Europa in Hessen, bei der IRE-Fachkonferenz "Integrationspolitik auf regionaler
und lokaler Ebene" am 04.12. im Grazer Rathaus vor. In einer Podiumsdiskussion wurde das Engagement der Regionen
und Gemeinden in Österreich, Deutschland und der Schweiz, vorgestellt. Der Schwerpunkt lag bei Präsentation
von Best-Practice Beispielen.
Eine erfolgreiche Integrationspolitik kommt ohne das Engagement der Regionen und Kommunen nicht aus. Städte
und Gemeinden sind direkt davon betroffen, daher muss das Thema Integration auf lokaler und regionaler Ebene aufgegriffen
werden. Zwar kann der Nationalstaat Rahmenbedingungen schaffen, detaillierte Konzepte müssen allerdings von
den Kommunen ausgearbeitet werden. Migration darf nicht als Problem, sondern als Chance mit Potenzial angesehen
werden, führte Dr. Franz Schausberger, Vorstand des Instituts der Regionen Europas (IRE), die 90 TeilnehmerInnen
in das Thema der Fachkonferenz ein. Eine Willkommenskultur seitens der Bevölkerung muss begonnen werden, um
der derzeit herrschenden Skepsis entgegenzuwirken. Lelia Hunziker, Geschäftsführerin Integration Aargau
aus der Schweiz, führt den Gedanken weiter: "Es gibt kein Patentrezept, da auf die unterschiedlichen
Bedürfnisse der Gemeinden eingegangen werden muss. Jede Gemeinde weist eine unterschiedliche Zusammensetzung
von Ethnien, Kulturen und Religionen auf." Dr. Andreas Kiefer, Generalsekretär des Kongresses der Regionen
und Gemeinden des Europarates, unterstreicht die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Selbstständigkeit der MigrantInnen,
die in guter Integration resultiert.
Nicht nur Regularien sollen angewandt werden, um den Prozess der Immigration zu verbessern. Ein Bottom-Up-Approach
muss gefördert werden, sodass objektive Informationen an die Bevölkerung weiterkommuniziert werden, eine
aktive Behandlung des Themas angegangen und die Zivilbevölkerung eingebunden wird, schlug Dirk Fassbender,
stellvertretender Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Wien, vor. Weiters berichtete Fassbender
von dem EU Integrationsfonds für die neue Förderperiode, der derzeit von dem Europäischen Parlament
und dem EU Ministerrat verhandelt wird. Dabei soll eine Neuerung der Kommission eingeführt werden: der Fonds
soll auf regionale Strukturen ausgelegt werden. Kindermann ergänzt den Bottom-Up-Approach von Fassbender mit
einem Top-Down-Approach. Integration müsse von einem Bürgermeister zur Chefsache erklären werden,
sodass ein Diskursprozess von beiden Ebenen geführt wird, um so erfolgversprechend umgesetzt zu werden.
Filip Radunovic, gebürtiger Montenegriener, der in Wien studierte, ist Projektmanager der ERSTE Stiftung
im Programmbereich EUROPA. Er fügte hinzu:"Österreich sollte stolz darauf sein, ein Einwanderungsland
zu sein. Als ein Teil Europas werden wir global auf dem Abstellgleis zurückbleiben, wenn wir nicht endlich
begreifen, dass nur durch erfolgreiche Integration neue Fenster in die ganze Welt geöffnet werden. Unsere
gemeinsame Zukunft wird wirtschaftlich, demographisch, kulturell – und daher auch politisch – immer mehr von Migration
abhängen." Der Grazer Stadtrat für Integration Detlev Eisel-Eiselsberg resümiert, dass eine
gute Bildung ein wesentlicher Faktor für gute Integration ist. Graz erfüllt eine besondere Rolle diesbezüglich,
da sie als erste Stadt in Österreich einen MigrantInnenbeirat eingeführt hat. Eine Deklaration von Graz
soll noch herausgearbeitet werden.
Die Veranstaltung wurde von dem IRE, in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariats für Integration, der Stadt
Graz sowie dem Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarates, anlässlich der österreichischen Präsidentschaft,
organisiert. Die IRE-Veranstaltung war die erste Konferenz unter der österreichischen Präsidentschaft
des Europarates, die das Thema der Integration mit lokaler und regionaler Dimension anspricht. Zahlreiche Integrationsbeauftragte
und Experten von Europäischen Institutionen, Behörden, Institutionen und NGOs nahmen teil.
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