Konferenz über Integrationspolitik im Grazer Rathaus
Graz (stadt) - Es gilt, Immigration sowohl für uns als auch für die Zuwanderer bestens zu nützen.
Es gilt, eine positive Willkommenskultur zu schaffen und das Thema Integration positiv zu besetzen. Und es gilt,
bereits erfolgreiche Integrationsprojekte von Städten und Gemeinden zu übernehmen und für die eigenen
Bedürfnisse zu adaptieren: Dies sind die Botschaften der IRE-Integrationskonferenz, die am 04.12. im Rathaus
stattfand. Und genau solche gelungenen Maßnahmen, um MigrantInnen schneller und besser in unser Bildungswesen,
unseren Arbeitsmarkt und unsere Kultur zu integrieren, wurden von internationalen ReferentInnen zahlreich vorgestellt
und diskutiert.
Erkenntnisse für den eigenen Bereich gewinnen
Zur Konferenz „Integrationspolitik auf regionaler und lokaler Ebene" des IRE-Institut der Regionen Europas
in Zusammenarbeit mit dem Integrationsstaatssekretariat, der ERSTE Stiftung und der Stadt Graz waren Experten nicht
nur aus Österreich, sondern auch aus Deutschland, der Schweiz, Kroatien, Serbien, der Herzegowina und anderen
Ländern gekommen. In Impulsvorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops wurden Erfahrungen über
regionale und lokale Integrationsaktivitäten ausgetauscht und Erkenntnisse für den eigenen Bereich gewonnen.
Bewährte Projekte übernehmen und anpassen
IRE-Vorstand Dr. Franz Schausberger hielt fest: „Die Rahmenbedingungen für die Integration geben die Nationalstaaten
vor. Aber die Integration selbst, die konkrete Eingliederung, passiert in den Städten und Gemeinden. Und hier
sind Best Practice-Modelle von großer Bedeutung - man muss die Welt nicht immer neu erfinden, man kann bewährte
Integrationsprojekte übernehmen und anpassen." Schausberger weiter: „Man muss das Thema wegbringen vom
,Problem‘ hin zu ,großes positives Potenzial und Chance‘ - das wäre ein wesentlicher Faktor gegen dumpfe
Populismuspolitik."
Eiselsberg: "Friedliches Zusammenleben ist uns etwas wert!"
Integrations-Stadtrat Detlev Eisel-Eiselsberg: „Ob Integration gelingt, ist entscheidend vom Engagement der
Kommunen abhängig. Hier haben wir von der Stadt Graz uns oft allein gelassen gefühlt, da unsere Initiativen
lange Zeit von Land und Bund nicht unterstützt wurden; erst 2010 fand ein Umdenken statt. So haben wir Integrationsmaßnahmen
halt im Rahmen der eigenen Möglichkeiten finanziert und mit NGOs umgesetzt. Schließlich geht es um ein
friedliches Zusammenleben, und das ist uns etwas wert!"
"Ein halbes Jahrhundert Integration verschlafen"
Eines der Beispiele der „guten Praxis" sei herausgehoben, das deutsche Bundesland Hessen mit seinem hohen
Migrationsanteil (in Frankfurt etwa haben zwei von drei Babys Migrationshintergrund): Hier wird seit 14 Jahren
hohe Aufmerksamkeit auf gute Deutschkenntnisse vor der Einschulung gelegt. Seit 2009 läuft ein Projekt mit
sechs ausgewählten „Modellregionen Integration": Die Kommunen bekommen Integrationsprojekte zu 50 Prozent
kofinanziert und müssen Integration zur „Chef-Sache" machen. Dafür erhält jede Region 1,5 Millionen
Euro. Sechs Millionen Euro pro Jahr werden in zusätzliche Deutschförderung in Kindergärten investiert.
Und es wurden 1.000 zusätzliche LehrerInnen angestellt.
Dr. Walter Kindermann, Leiter der Integrationsabteilung im hessischen Ministerium für Justiz, Integration
und Europa: „Wir haben ein halbes Jahrhundert Integration verschlafen, deshalb müssen wir jetzt intensiv handeln!"
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