Piero Marini, Kurienerzbischof und langjähriger Papst-Zeremoniär, als Hauptreferent
bei Symposion in Salzburg über das bahnbrechende Konzilsdokument "Sacrosanctum Concilium"
Salzburg (kap) - Die Liturgiekonstitution "Sacrosanctum Concilium" des Zweiten Vatikanischen Konzis
ist viel mehr als ein bloßes "Handbuch für die Reform der Riten"; sie ist vielmehr "eine
Magna Charta, die in der Lage ist, die Erneuerung der Kirche zu inspirieren": Das erklärte Kurienerzbischof
Piero Marini am 04,12, bei einem Symposion im Salzburger Bildungszentrum St.Virgil. Der "Chefliturgiker"
bei vielen Pastoralreisen Johannes Pauls II. und später auch Zeremoniär von Benedikt XVI. hielt den Festvortrag
bei der Tagung, die die Liturgische Kommission für Österreich anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums
des bahnbrechenden Dokuments veranstaltete.
Vor exakt 50 Jahren - am 4. Dezember 1963 - wurde "Sacrosanctum Concilium" als erstes Konzilsdokument
überhaupt veröffentlicht und ließ schon die Grundmelodie aller noch folgenden Reformschritte des
Konzils erkennen, wie Marini betonte. Mit der fast einstimmig beschlossenen Konstitution - dem in der gesamten
Kirchengeschichte einzigen Konzilsdokument, das der Liturgie gewidmet ist - seien völlig neue Akzente gesetzt
worden, wies Marini hin. Sie sei "die erste Konzilskonstitution - nicht nur in zeitlicher Hinsicht, sondern
auch als Matrix für die anderen Konstitutionen und aller vom Konzil geförderten Erneuerungen" etwa
der Ökumene, der Mission oder des Dialogs mit der modernen Welt.
Der vor dem Konzil vorherrschende "Typus einer zentralistischen Kirche" sei "vom II. Vatikanum durch
die Wiederentdeckung der Beziehung zwischen Kirche und Liturgie überwunden worden". Das von den Konzilsvätern
gezeichnete Bild von Kirche gehe nicht von einer "theologischen Spekulation" aus, sondern - inspiriert
von der Liturgie der Ostkirchen - von der konkreten Feier der Eucharistie durch die versammelte Gemeinde, erklärte
Erzbischof Marini. "So ist die Sicht von einer Kirche überwunden worden, in der der juridische und hierarchische
Aspekt vorherrschten", stattdessen erhalte die versammelte liturgische Gemeinde eine große Bedeutung
- als "der normale Ort, an dem die Kirche sichtbar wird und in dem sich Christus und seine Brüder und
Schwestern begegnen". Die vom Konzil gewünschte "tätige Teilnahme" ("participatio
actuosa") des Volkes bedeutet laut Marini auch die Anpassung der Liturgie an verschiedene Situationen und
Kulturen.
|