Verhältnis von Volkskultur und Nationalsozialismus wird beleuchtet
Innsbruck (lk) - Das Land Tirol richtet im Rahmen der Kulturförderung einen Förderschwerpunkt
„Erinnerungskultur“ ein. „Wir wollen damit Projekte zur Erforschung und zur Vermittlung der Geschichte der Tiroler
Volkskultur und ihrer Rolle im Nationalsozialismus fördern“, erklärt Kulturlandesrätin Beate Palfrader.
Ab 2014 stehen für die Dauer von fünf Jahren jährlich 100.000 Euro für die Schließung
von Forschungslücken in diesem Bereich zur Verfügung.
Vor dem Hintergrund der Debatte über die Rolle von Tiroler Komponisten im Nationalsozialismus hat die Tiroler
Landesregierung im Herbst 2012 ein Gutachten zum Stand der wissenschaftlichen Forschung über die Entwicklung
der Tiroler Volkskultur in der NS-Zeit in Auftrag gegeben. Eine wesentliche Aussage des Gutachtens ist, dass zu
den historischen Zusammenhängen des 20. Jahrhunderts auch für Tirol schon umfangreiche wissenschaftliche
Erkenntnisse vorliegen, dass es aber Forschungslücken im Detail gibt und die Aufarbeitung dieser Erkenntnisse
in der kulturellen Praxis der Vereine und Verbände vermehrt unterstützt werden sollte.
Mit dem Förderschwerpunkt „Erinnerungskultur“ sollen nun wissenschaftliche Projekte insbesondere der Universität
Innsbruck und aus der Region des historischen Tirol angeregt werden. „Die in diesem Schwerpunkt geförderten
Projekte sollen nachhaltig wirken. Deshalb legen wir besonderen Wert auf die Einbindung des wissenschaftlichen
Nachwuchses und auf Vorhaben, die das Wissen um die eigene Geschichte in die Praxis von volkskulturellen Verbänden
und Vereinen vermitteln“, so Palfrader.
Ein eigener Beirat bestehend aus den DirektorInnen des Tiroler und des Südtiroler Landesarchivs, ExpertInnen
aus den Bereichen Zeitgeschichte und Volkskunde/Ethnologie und einem Vertreter der Abteilung Kultur wird die Förderansuchen
prüfen und die Landesregierung beraten. LRin Palfrader hofft, dass auch die volkskulturellen Vereinigungen
diese Möglichkeit nutzen, um sich aktiv und kritisch mit ihrer Geschichte zu beschäftigen.
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