Die Rolle von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigung
Wien (wifo) - Etwa 45% der erwerbstätigen Frauen, aber nur 8% der erwerbstätigen Männer sind
in Österreich teilzeitbeschäftigt. Der Bruttostundenlohn von Vollzeitbeschäftigten ist für
Frauen und Männer nur geringfügig höher als der von Teilzeitbeschäftigten. Die Nettolöhne
sind sowohl für Frauen als auch für Männer in Teilzeitbeschäftigung aufgrund des progressiven
Steuertarifes pro Stunde sogar höher als für Vollzeitbeschäftigte. Die Gruppe der Frauen in Teilzeitbeschäftigung
weist Merkmale auf, die mit höheren Stundenlöhnen in Zusammenhang stehen. Dieser Effekt macht je nach
Ausmaß der Teilzeitbeschäftigung 10% bis 18% des Lohndifferentials zwischen Frauen und Männern
aus. Wenn man daher nur Vollzeitbeschäftigte für einen Verdienstvergleich heranzieht, wird das Lohndifferential
überschätzt.
Etwa 45% der erwerbstätigen Frauen, aber nur 8% der erwerbstätigen Männer sind in Österreich
teilzeitbeschäftigt. Da der Stundenlohn von Teilzeitbeschäftigten unter dem von Vollzeitbeschäftigten
liegt, wird bisweilen befürchtet, die Zunahme der Teilzeitarbeit von Frauen würde zum hohen Gender Pay
Gap in Österreich beitragen. Diese Befürchtung wird auch durch neuere Untersuchungen der Lohnstruktur
von Frauen genährt, wonach in einigen europäischen Ländern teilzeitbeschäftigte Frauen einen
deutlich niedrigeren Stundenlohn erzielen als vollzeitbeschäftigte Frauen. Für Österreich hingegen
liegen gegenteilige Erkenntnisse vor. Wie die Analyse der Daten des EU-SILC 2005-2011 (unselbständig Beschäftigte
im privaten Sektor) zeigt, ist der Unterschied zwischen den Bruttostundenlöhnen von Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten
sowohl für Frauen als auch für Männer in Österreich relativ gering. Die Nettolöhne sind
sowohl für Frauen als auch für Männer in Teilzeitbeschäftigung aufgrund des progressiven Steuertarifes
sogar höher als für Vollzeitbeschäftigte. Zudem weist die Gruppe der Frauen, die in Österreich
teilzeitbeschäftigt sind, bestimmte Merkmale auf, die die Wahrscheinlichkeit einer Teilzeitanstellung begünstigen
und positiv mit der Höhe des Stundenlohnes korreliert sind. Berücksichtigt man diesen Selektionseffekt
in der Schätzung des Lohndifferentials zwischen unselbständig beschäftigten Frauen und Männern
im privaten Sektor, so verringert sich der nicht durch beobachtete Merkmale erklärte Teil des Lohndifferentials.
Dieser Effekt macht je nach Ausmaß der Teilzeitbeschäftigung 10% bis 18% des Lohndifferentials zwischen
Frauen und Männern aus. Wenn man lediglich Vollzeitbeschäftigte berücksichtigt, wird demnach das
Ausmaß des Gender Pay Gap überschätzt. Der Großteil des Lohnunterschiedes zwischen Frauen
und Männern bleibt dennoch unerklärt.
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