SchulsozialarbeiterInnen an acht Schulstandorten im Einsatz
Innsbruck (lk) - „Soziale Arbeit muss dort geschehen, wo die Menschen einen Großteil ihrer Zeit verbringen
– und dies ist für unsere Kinder und Jugendlichen die Schule“, stellen Soziallandesrätin Christine Baur
und Bildungslandesrätin Beate Palfrader klar. Aus diesem Grund wurde seit 2008 an insgesamt acht Schulstandorten
in Imst, Jenbach und Innsbruck das Pilotprojekt „SchuSo: offen – freiwillig – vertraulich“ eingeführt und
nun evaluiert. Das Ergebnis: Im Durchschnitt suchte jede/r der erreichten SchülerInnen zwei bis dreimal das
Gespräch mit der/dem SchulsozialarbeiterIn. „Der Erfolg gibt uns recht“, freuen sich Baur und Palfrader, die
in der Schulsozialarbeit eine wertvolle Ergänzung zur Unterstützung der SchülerInnen sehen.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Derzeit gibt es für die Schulsozialarbeit keine direkte bundesgesetzliche Verankerung – daher wird die Schulsozialarbeit
als Länderkompetenz wahrgenommen und fällt in Tirol in den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Finanziert
wird sie vom Land Tirol und den Gemeinden als Schulerhalter in einem Schlüssel von 65 Prozent bzw. 35 Prozent,
für das Jahr 2014 hat das Land für die Schulsozialarbeit rund 186.000 Euro vorgesehen. Als Projektträger
für die Pilotprojekte wurde die Tiroler Kinderschutz GmbH gewählt. „Unsere Schulsozialarbeiterinnen und
Schulsozialarbeiter bieten sozialarbeiterische Beratung und Gruppenarbeit sowie Krisenintervention an“, erläutert
Karin Hüttemann, Geschäftsführerin des Tiroler Kinderschutzes. Ziel ist es, die individuelle Situation
einzelner SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern und Erziehungsberechtigten sowie das gesamte Schulklima zu verbessern.
Pilotprojekte gut angenommen
An den Schulen NMS Oberstadt, NMS Unterstadt und BHaS in Imst, den Neuen Mittelschulen im O-Dorf, in der Reichenau,
in Hötting-West und in Hötting sowie im Schulzentrum Jenbach konnten im Schuljahr 2012/2013 insgesamt
894 SchülerInnen erreicht werden. „Insgesamt wurden 2242 Beratungen mit Schülerinnen und Schülern
durchgeführt“, informiert Baur. Doch nicht nur die Kinder und Jugendlichen nahmen das Angebot in Anspruch:
371 Beratungen wurden mit Eltern und Erziehungsberechtigten durchgeführt. „Auch Lehrerinnen und Lehrer nutzen
das Angebot der Schulsozialarbeit, wenn sie sich um ihre Schülerinnen und Schüler oder um ihre Klassen
Sorgen machen“, zeigt Palfrader auf. „Hinzu kamen im vergangenen Schuljahr 253 Klassenprojekte, Klasseninterventionen
und soziale Gruppenarbeiten“, so Palfrader weiter.
Vielfältige Problemstellungen
Der Aufgabenbereich einer Schulsozialarbeiterin bzw. eines Schulsozialarbeiters ist sehr umfangreich: „Sozialarbeiterinnen
und Sozialarbeiter sind kontinuierlich in der Schule tätig und arbeiten mit Lehrkräften zusammen, um
junge Menschen in ihrer individuellen, sozialen, schulischen und beruflichen Entwicklung zu fördern“, fasst
Baur das zentrale Tätigkeitsfeld zusammen. Des Weiteren soll Schulsozialarbeit dazu beitragen, Bildungsbenachteiligungen
zu vermeiden und abzubauen, Erziehungsberechtigte und LehrerInnen zu beraten und zu unterstützen sowie zu
einem schülerfreundlichen Umfeld beizusteuern.
„Neben Lern- und Verständnisschwierigkeiten reichen die Beratungsthemen von Konflikten im Klassenverband oder
mit Lehrerinnen und Lehrern über Mobbing bis hin zu selbst verletzendem Verhalten und sexuellem Missbrauch“,
informieren Thomas Schatz und Isabella Preindl, Schulsozialarbeiter an den Neuen Mittelschulen O-Dorf und Reichenau.
Auch familiäre Probleme wie Vernachlässigung oder häusliche Gewalt werden mit in die Schule getragen
und kommen bei den Beratungen zur Sprache. Darüber hinaus wenden sich die SchülerInnen zu Themen rund
um Pubertät, Sexualität und Partnerschaft an die Schulsozialarbeit. Eltern und Erziehungsberechtigte
suchen meist bei Fragen zur Erziehung und/oder Schulmüdigkeit Rat bei den SchulsozialarbeiterInnen.
War am ersten Standort in Imst, den es seit ca. 5 Jahren gibt, die Schulsozialarbeit in der Anfangsphase vorrangig
„Feuerwehr“ bei Krisen und Konflikten, so zeichnet sich zusehends ab, dass die Präventionsarbeit greift und
sich die SchulsozialarbeiterInnen mehr auf die Früherkennung der Probleme konzentrieren können. „Wir
bekommen die Rückmeldungen vom Lehrpersonal und den Schülerinnen und Schülern, dass sich das Klassenklima
zum Teil verbessert hat und sich einige Lehrerinnen und Lehrer entlastet fühlen. Von Seiten der Kinder hören
wir oftmals, dass sie es ‚cool‘ finden, mit allen Anliegen zu uns kommen zu können“, berichten Schatz und
Preindl.
Zukünftige Schritte
Die Ergebnisse aus der Evaluierung der Pilotprojekte legen nahe, dass für jeden Standort ein eigenes Konzept
in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Schule, dem Projektträger und der regionalen Schulaufsicht sowie der
Kinder- und Jugendhilfe erarbeitet werden sollte. „Damit wird gewährleistet, dass im Vorfeld bereits die jeweiligen
Problemstellungen in der Schule abgeklärt und auch mögliche Kooperation bereits in der Vorbereitungsphase
sorgfältig abgestimmt werden“, gibt Baur die Richtung vor. Wichtig bei der Einführung der Schulsozialarbeit
ist es auch, die LehrerInnen mit einzubeziehen: „Das Lehrpersonal ist für Schülerinnen und Schüler
oft der erste Ansprechpartner bei Konflikten innerhalb und außerhalb der Schule“, betont Palfrader und stellt
klar: „Schulsozialarbeit ist eine sinnvolle Ergänzung bei der Unterstützung und Erziehung von Schülerinnen
und Schülern. Die pädagogische Kompetenz der Lehrpersonen soll dadurch aber nicht geschwächt werden“.
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