Die Egg-Graben-Brücke im Salzburger Großarltal wurde an der TU Wien entworfen und
geplant. Sie wurde nun von der internationalen Betonbau-Dachorganisation FIB ausgezeichnet.
Salzburg/Wien (tu) - Nur alle vier Jahre vergibt die internationale Dachorganisation der Betonbau-Vereinigungen
FIB (fédération internationale du béton) den "fib Award for outstanding structures".
Diesmal geht dieser "Beton-Oscar" nach Österreich: An der TU Wien wurde die prämierte Egg-Graben-Brücke
entworfen und geplant. Bauherr war die Salzburger Landesregierung, Referat 6/22 Brückenbau. Durch ihre besonders
schlanke Form wirkt die Brücke ästhetisch ansprechend, und auch technologisch ist sie ein Meisterstück:
Sie wurde nach einer neu entwickelten Brückenbautechnik errichtet, dadurch besteht im Gegensatz zu anderen
Brücken keine Gefahr, dass Stahl-Komponenten im Inneren des Betons zu korrodieren beginnen. Die Wartungskosten
verringern sich dadurch deutlich.
Korrosion als Brücken-Killer
Prof. Johann Kollegger und sein Team vom Institut für Tragkonstruktionen der TU Wien sorgten schon in den
vergangenen Jahren immer wieder mit exotischen Ideen für Aufsehen - etwa mit einem neuartigen Klapp-Brücken-Verfahren.
Nun wurde eine Brückenbaumethode entwickelt, durch die Brücken deutlich witterungsbeständiger werden
sollen: "Normalerweise ist in Betonbrücken eine Stahlbewehrung eingebaut", erklärt Kollegger.
"Deshalb muss die Brücke oben immer wieder neu versiegelt werden, weil sonst bald Wasser und Salz eindringt,
die Stahlbewehrung korrodiert und die Stabilität der Brücke in Gefahr ist."
Stahlseile im Kunststoff-Mantel
Anstatt der Stahlbewehrung wurden lediglich einige starke Spannglieder in den Beton der Brücke eingegossen
- mehrere besonders kräftige Stahlseile mit einem Durchmesser von 16 mm. Die Spannglieder werden in eine Kunststoffhülle
gepackt und dann in den Beton eingegossen, dadurch können sie von eindringendem Salzwasser nicht beschädigt
werden. Über eine einfache elektrische Widerstandsmessung im Stahl kann außerdem leicht festgestellt
werden, ob der Stahl irgendwelche Schäden davongetragen hat. Die Fahrbahnplatte wurde in Längs- und Querrichtung
vorgespannt: Die kräftigen Spannglieder ziehen die Brückenbauteile zusammen und machen sie so belastbar
für äußere Kräfte.
Salzburg als Premierenbühne
Auf der Suche nach einem Auftraggeber, der die neue Brückenbau-Idee umsetzen möchte, stieß Johann
Kollegger rasch auf die Brückenbauabteilung der Landesbaudirektion Salzburg. "Die Verantwortlichen vom
Land Salzburg haben hier wirklichen Weitblick und echte Innovationsfreude bewiesen", betont Kollegger. "Nicht
überall werden gute technologische Ideen so rasch aufgegriffen."
Eine Reihe großangelegter Versuche und aufwändige Computer-Simulationen waren nötig um zu zeigen,
dass die Methode tatsächlich funktioniert. 2009 wurde dann mit dem Bau der Straßenbrücke über
den Egg-Graben (Großarler Landesstraße L109) begonnen.
Nicht nur die Brückenbau-Methode wurde an der TU entwickelt, auch der Entwurf der Egg-Graben-Brücke stammt
von Johann Kollegger und seiner Forschungsgruppe, die mit dem Referat 6/22 Brückenbau der Salzburger Landesregierung
zusammenarbeitete. Die Geometrie des Brückenbogens wurde so angelegt, dass unter dem Eigengewicht der Brücke
nur Druckspannungen entstehen und die Kräfte immer entlang der Betonträger wirken. "Beton wurde
nur dort eingesetzt, wo er aus statischen Gründen tatsächlich nötig ist, so wirkt die Brücke
schlank und elegant und fügt sich unaufdringlich in die Landschaft ein", erklärt Kollegger.
Höchste Ehren für Beton-Bauwerke
Die fib (fédération internationale du béton) ist das weltweite Dach der nationalen Betonbau-Organisationen.
Alle vier Jahre vergibt sie den "fib Award for outstanding structures" an fünf herausragende Beton-Bauwerke
- zwei Brücken und drei Hochbauten. Die Egg-Graben-Brücke ist das erste österreichische Bauwerk,
das mit dem "Beton-Oscar" der fib ausgezeichnet wird. Übergeben wird der Preis 2014 bei der fib-Konfernz
in Mumbai, Indien.
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