Ein kursorischer Jahresrückblick von Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe
Wien (kap) - Historisch, weil außergewöhnlich, ist zweifelsohne jener Akt, durch den die katholischen
Kirche heuer wie aus dem Winterschlaf gerissen wurde: der Amtsverzichts von Papst Benedikt XVI. war nicht nur die
Top-Meldung im Februar - der tatsächliche Rücktritt am 28. Februar machte den Weg frei zur Wahl des ersten
Papstes aus der südlichen Hemisphäre und zu allen weiteren Veränderungen, die Kirche und Welt seither
durch Papst Franziskus erleben.
Ob es sich um den persönlichen Lebensstil des Papstes, seine Predigten bei der Morgenmesse oder die schon
legendären Telefonate handelt: Franziskus ist eine Meister der Überraschung, mit der er die Kirche gehörig
in Bewegung versetzt. Die Fußwaschung einer muslimischen Frau im Rahmen der Gründonnerstagsliturgie
des Papstes, seine Einsetzung eines ständigen achtköpfigen Beratergremiums ("C8") oder die
Einberufung einer Sondersynode über Familienthemen einschließlich der nun laufenden weltweiten Befragung
unter Einbeziehen der Kirchenbasis: der neue Papst setzt nicht nur bezwingende Zeichenhandlungen, sondern auch
konkrete Maßnahmen zur Erneuerung der Kirche.
Die Besuche des Papstes auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa und in den Armenvierteln von Rio de Janeiro machen
deutlich, dass die Ränder der menschlichen Existenz die eigentliche Mission von Kirche sind. Ganz und gar
"radikal missionarisch" soll die Kirche sein, das ist die Vision des neuen Papstes, ausführlich
dargelegt in seinem ersten eigenen Schreiben "Evangelii Gaudium", das sich wie eine Roadmap für
die Kirche im 21. Jahrhundert liest. Wie stark dieser Papst auch und gerade die Medien bewegt, zeigt seine Wahl
zur "Person of the Year 2013" durch das "Time"-Magazin vor wenigen Tagen.
Zweifelsohne ist mit dem neuen Papst eine deutliche Entkrampfung des kirchlichen Großklimas eingetreten,
auch und gerade in Österreich. Deutlich wurde das bei den beiden diesjährigen Bischofsbestellungen, die
bereits in das Pontifikat von Franziskus fallen: Die Ernennung von Benno Elbs zum Bischof von Feldkirch und die
Bestätigung der Wahl von Franz Lackner als Salzburger Erzbischof wurden fast ausschließlich positiv
aufgenommen.
Als Wende zum Besseren kann die kirchliche Situation auch deswegen beschrieben werden, weil die Maßnahmen
gegen Missbrauch und Gewalt die Glaubwürdigkeit der Kirche wieder gestärkt haben. Dennoch war die kirchliche
Missbrauchskrise Auslöser dafür, dass in Österreich erstmals ein Volksbegehren gegen die Kirchen
und Religionsgesellschaften und ihre rechtliche Stellung durchgeführt wurde. Initiiert von laizistisch-atheistische
Gruppen fand schließlich das sogenannte "Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien" im heurigen Frühjahr
(15. bis 22. April) statt.
Das Ergebnis war unerwartet klar: Mit insgesamt 56.660 Unterschriften erbrachte es das schlechteste Ergebnis aller
37 bisher in Österreich durchgeführten Volksbegehren. Es könne daher auch als "ein deutliches
Votum für die bewährte Zusammenarbeit von Staat und Kirche in Österreich bei gleichzeitiger institutioneller
Trennung" gesehen werden, so Kardinal Schönborn zum Resultat.
Gleichzeitig bleiben große Herausforderungen für die katholische Kirche: Auch wenn die Kirchenaustritte
in Österreich erneut deutlich zurückgegangen sind, mit über 52.000 sind sie zuletzt 2012 auf hohem
Niveau geblieben. Dennoch: es gibt keinen Grund, in Kleinmut und Verzagtheit zu verharren. Dafür ist in diesem
Jahr einfach zu viel geschehen, wie der Kathpress-Jahresrückblick 2013 eindrucksvoll zeigt.
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