Wien (pwk) - „Im Markt herrscht eine „Rabattitis“, die nicht nur der Branche schadet, sondern auch den Verbraucher
verunsichert und seinen Blick weg von den eigentlichen Werten wie Qualität, Design, Handwerk und Service lenkt“,
stellte Dr. Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie, im Zuge einer Podiumsdiskussion
in Wien fest. Zu dieser hatten die Unternehmensberatungen Stratac, Wien, und Keylens, Düsseldorf, unter dem
Motto „Die Zukunft der Möbelbranche – was kommt nach der 0 %-Finanzierung?“ Vertreter aus Industrie und Handel
aus Österreich, Deutschland und der Schweiz eingeladen. Fazit der Veranstaltung: Die Branche sollte zu einem
gesunden Preisniveau zurückfinden und Verbraucher besser mit differenzierten Konzepten überzeugen – im
traditionellen stationären Handel wie im Onlinegeschäft.
Möbel aus Österreich stehen für Werte wie Qualität, Handwerkstradition, Design, Funktionalität,
Technik, Vertrauen und Service. Die Hersteller setzen damit auf Leistungsführerschaft, die sie mit der überwiegenden
Produktion im Inland sowie einer fast durchweg mittelständischen Struktur auch erreichen. Diese Werte sind
dem Handel willkommen, schließlich führen sie zu einer minimalen Reklamationsrate, bringen große
Liefertreue mit sich und ermöglichen es, individuelle Kundenwünsche flexibel und schnell in der Fertigung
umzusetzen. „Doch die Entwicklung der vergangenen Jahre ermutigte die Kunden zu sehr, sich stark auf den Preisvergleich
zu konzentrieren, der heute im Internet zwar jederzeit möglich ist“, meint Emprechtinger, „aber die Kaufentscheidung
nur auf eine vermeintlich sichere Basis stellt.“ Dabei sind Kunden bereit, so zeigte auch eine Umfrage der Österreichischen
Möbelindustrie auf der Wiener Messe Wohnen & Interieur 2013, für mehr Qualität auch angemessene
Preise zu bezahlen – doch es mangelt an Information. Deshalb sei es wichtig, die Werte von Markenprodukten, die
mit Leidenschaft perfektioniert wurden, auch im Handel deutlich zu kommunizieren und als Instrument der Differenzierung
zu nutzen.
Die Preisnivellierung schadet nicht nur den Herstellern, sondern natürlich auch dem Handel selbst, der zunehmend
niedrige Spannen durch mehr Umsatz zu kompensieren sucht – und so im Wettbewerb die Spirale zwangsläufig immer
weiter nach unten dreht. „Als weltweit drittgrößter Produktionszweig hat die Möbelbranche im D-A-CH-Raum
eigentlich sehr gute Voraussetzungen, nur leider fällt dem Handel außer dem Preis nicht viel ein“, bemerkte
Elmar Duffner, Präsident der Deutschen Möbelindustrie. Anstatt Marken zu neutralisieren – in Zeiten des
Internets sowieso nicht mehr machbar – sollten sich Handel und Hersteller eher gemeinsam daran machen, den Kunden
mit Argumenten echte Kaufanreize zu geben.
Das gilt nach Ansicht von Dr. Emprechtinger auch und gerade fürs Online-Möbelgeschäft, dem ebenso
der stationäre Handel zunehmend folgt. Hier sei man gut beraten, auf Marken zu setzen, weil sie dem Verbraucher
Qualitäts- und Geschmacksicherheit geben. Eine Orientierungshilfe wird auch die EU-weite „made in“-Kennzeichnung
bringen, für die sich die Österreichische Möbelindustrie und der österreichische Möbelfachhandel
stark machen. Emprechtinger: „Gemeinsam brauchen wir wieder mehr Nähe zum Kunden, müssen ihn auf emotionaler
Ebene erreichen und seine Bedürfnisse differenzierter ausloten – zu einem guten, aber vernünftigem Preis.
Im Prinzip haben Hersteller und Handel einen großen Schatz in der Hand, von dem beide Seiten profitieren
und den sie stärker nutzen müssen.“
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