Paris/Wien (bmukk) - Aufgrund der Entscheidung einer dreiköpfigen Jury, bestehend aus Univ. Prof. Dr. Wolfgang
Müller-Funk, Prof. Dr. Jacques Le Rider und Dr. Manfred Müller, geht der Manès-Sperber-Preis für
Literatur 2013 an den 1940 in Paris geborenen französischen Autor Régis Debray. Die Verleihung erfolgte
am Vormittag des 11.12. in Paris.
Der mit 8.000 Euro dotierte Preis wird vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur für hervorragende
Leistungen auf dem Gebiet des gesellschaftspolitischen Romans, der politisch-literarischen Essayistik oder der
gesellschaftspolitisch bedeutsamen Kulturphilosophie vergeben. Régis Debray ist einer der wichtigsten europäischen
Schriftsteller und Philosophen und ein einflussreicher, politisch engagierter Intellektueller.
Die Jury begründete ihre Wahl damit, dass das Werk von Régis Debray zutiefst mit den Erfahrungen der
europäischen Linken im 20. Jahrhundert und - wie bei Manès Sperber - auch mit intellektuellen und politischen
Brüchen und Kehren verbunden sei. Seine Lebensgeschichte, die in seinem literarischen und essayistischen Oeuvre
ihren unverkennbaren Niederschlag gefunden habe, sei geprägt von einem kompromisslosen Einsatz für eine
bessere sozialistische Welt und zugleich von einer zunehmenden Desillusionierung hinsichtlich jener politischen
Kräfte, die diese Utopie ins Werk zu setzen versucht haben.
"Diese spezielle Erfahrungen sowie die essayistische Zwischenlage seines Werkes", so die Jury, "machen
ihn zu einem würdigen Träger eines Preises, dessen Namensgeber, Manès Sperber, in hohem Maße
eine transnationale und europäische Konfiguration des Intellektuellen verkörpert". Frühere
Preisträger waren Siegfried Lenz (1985), Albert Drach (1988), Ilse Aichinger (1990), Michael Köhlmeier
(1996), Ruth Beckermann (2000), David Grossmann (2002), Karl-Markus Gauß (2005), Péter Esterházy
(2009) und Jirí Grusa (2011).
Régis Debray war in den 1980er Jahren Berater des französischen Präsidenten Francois Mitterrand
für außenpolitische Fragen und unter Präsident Jacques Chirac mit einem Bericht über die Möglichkeiten
einer Vermittlung von religionsgeschichtlichen und -soziologischen Kenntnissen im französischen, auf laizistischer
Grundlage basierenden Schulsystem beauftragt. Zu seinen bekanntesten auf Deutsch erschienenen Werken zählen
"Der chilenische Weg" (1972), "Spanien nach Franco" (1975), "Der Einzelgänger"
(1979) und "Jenseits der Bilder" (1999).
Von 1998 bis 2002 war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Nationalen Hochschule für Kommunikationswissenschaft
und Bibliothekswesen ENSSIB, und 2002-2004 Präsident des Europäischen Instituts für Religionswissenschaften
IESR. Régis Debray, der seit 2011 Mitglied der Académie Goncourt ist, die alljährlich den bekanntesten
französischen Literaturpreis "Prix Goncourt" an eine(n) RomanautorIn vergibt, nahm die Auszeichnung
von der Leiterin des Österreichischen Kulturforums, Dr. Susanne Keppler-Schlesinger, entgegen.
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