Konjunkturausblick: Industriestaaten als Konjunkturtreiber – CEE: Wachstumsvorsprung in Zentraleuropa
gegenüber GUS – Europa auf dem Weg zur Bankenunion
Wien (rzb) - „Für 2014 deuten die Wachstumsindikatoren auf eine Erholung der globalen Konjunktur hin.
Eine führende Rolle nehmen hier vor allem die Industriestaaten ein, wo Nettoexporte und private Investitionen
das Wachstum stützen. Für die USA erwarten wir ein Wachstum von 2,5 Prozent, für Japan 2,3 Prozent
und für die Eurozone 1,5 Prozent. Doch auch Schwellenländer, wie beispielsweise die Staaten in Zentral-und
Osteuropa (CEE)1) werden im kommenden Jahr mit durchschnittlich
etwas unter 2 Prozent ein moderates Wachstum aufweisen“, beginnt Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen
Research, seinen Ausblick auf Kapitalmarktthemen 2014 mit Konjunkturprognosen.
CEE: Wachstumsvorsprung in Zentraleuropa gegenüber GUS
„Besonders positiv wird das Wachstum in CE ausfallen, wo wir rund 2,3 Prozent Wachstum erwarten, was deutlich über
jenem von SEE (plus 1,7 Prozent) und der GUS mit 1,6 Prozent liegen sollte. Vor allem Polen, Tschechien und die
Slowakei sind die treibenden Kräfte in dieser Region. Das Wachstum in Ungarn wird mit etwa 1,5 Prozent etwas
moderater ausfallen, während Slowenien hingegen leider auch 2014 noch nicht aus der Rezession kommen dürfte“,
so Brezinschek weiter. Es fällt auf, dass all jene Länder mit starkem Exportbezug zu Deutschland am stärksten
profitieren, weshalb CE die Wachstumsführerschaft von Russland und der Ukraine übernommen hat.
Politik in CEE: Wahlen, Steuerpläne und regulatorische Maßnahmen als Unsicherheitsfaktoren
Während 2014 politisch für einige Länder in der CEE-Region ein spannendes Wahljahr wird, sehen die
Analysten von Raiffeisen Research die Reaktionen des Markts diesem Thema gegenüber als neutral. Negativ auf
die Märkte könnten sich allerdings vorgezogene Neuwahlen in Slowenien, sowie eine instabile neue Regierung
in Ungarn auswirken. Eine Belastung für die Märkte könnte auch aufgrund potenzieller neuer Sondersteuern
und regulatorischer Maßnahmen drohen. Ein spezifischer Faktor für Polen ist die Pensionsreform mit ihren
noch nicht absehbaren Auswirkungen auf die Aktien- und Anleihenmärkten.
Zentralbanken: Ende der Liquiditätsschwemme mit Finanzmarktimplikationen
Obwohl die amerikanische Federal Reserve im September 2013 überraschend ihr bestehendes Anleihenankaufprogramm
fortsetzte, erwarten die Experten von Raiffeisen Research eine Reduktion des Programms ab dem ersten Quartal 2014.
„Das Ende der amerikanischen Liquiditätsschwemme wird sich zwar auf den Finanzmärkten auswirken, aber
wir gehen davon aus, dass die Konjunktur zu diesem Zeitpunkt bereits wieder die treibende Wachstumskraft sein wird.
Wir erwarten aber auch, dass Indien, Brasilien und andere Emerging Markets wieder unter Druck geraten werden, da
die strukturellen Probleme in diesen Ländern nach wie vor nicht gelöst sind“, setzt Brezinschek seinen
Ausblick auf die globalen Märkte fort. Der Einfluss auf CEE bleibt temporär und weniger ausgeprägt,
weil die Abhängigkeit von ausländischer Finanzierung massiv abgenommen hat. Profitieren sollte von dem
geldpolitischen Wechsel auch der USD, den die Analysten von Raiffeisen Research insbesondere im ersten Halbjahr
2014 deutlich stärker erwarten.
China: Soft Landing bremst Rohstoffpreise und stärkt den Yuan
Chinas Führung hat im Oktober und November eine Vielzahl an Reformvorhaben beschlossen. „Neben wirtschaftlichen
Reformen, die auf eine stärkere Marktorientierung und einen Anstieg des privaten Konsums abzielen, steht 2014
vor allem auch im Zeichen weiterer Liberalisierungen der Kapitalflüsse und des Wechselkurses“, umreißt
Brezinschek die Entwicklungen in der Volksrepublik. Die Analysten von Raiffeisen Research gehen zwar davon aus,
dass der chinesische Yuan vorerst weiter nur langsam zum USD ansteigen wird, sehen aber ein Risiko für eine
schnellere Aufwertung gegeben. Dadurch sind vor dem Hintergrund eines stärkeren USD gegenüber dem Euro
europäische Exportunternehmen 2014 begünstigt.
Europa auf dem Weg zur Bankenunion
Mit 4. November 2014 wird die Europäische Zentralbank (EZB), die erste Säule der gemeinsamen Bankenunion,
die integrierte Europäische Bankenaufsicht (EBA) übernehmen. Bis dahin werden 124 als systemrelevant
eingestufte Banken in der Eurozone einem Asset Quality Review (AQR) sowie einem Stresstest unterzogen. Die Experten
von Raiffeisen Research gehen davon aus, dass der AQR sich nicht negativ auf das Marktumfeld auswirken wird, sondern
ganz im Gegenteil, Klarheit über die tatsächliche Situation dieser Banken schaffen wird. Bis zur Veröffentlichung
der Ergebnisse im Oktober 2014 werden betroffene Banken auch bereits die Möglichkeit haben, etwaigen Defiziten
entgegenzusteuern, was von den Experten ebenfalls als sehr positiv gesehen wird. „Diese umfassende Bewertung der
Banken führt dazu, dass Kreditinstitute künftig auf solider Basis miteinander verglichen werden können.
Die hohen Risikoaufschläge bei Banken könnten dann moderat abgebaut werden“, zieht Brezinschek eine durchaus
positive erste Bilanz über Europas Weg zur Bankenunion.
Asset Allocation: Aktien attraktiver als Anleihen
Obwohl die Liquidität 2014 nicht mehr so ein starker Treiber auf den Kapitalmärkten sein wird, bleiben
Aktien weiterhin attraktiv. Die allgemeine Konjunkturerholung sollte sich positiv auf Unternehmensgewinne auswirken.
Allerdings sind die Kursanstiege zuletzt noch stärker gewesen, wodurch sich die Bewertung verteuert hat. Daher
kann es im Jahresverlauf auch zu nennenswerten temporären Kursrückgängen kommen. Doch im Vergleich
zu Unternehmens- und Staatsanleiherenditen sind Aktien auf Jahressicht trotzdem erste Wahl. Stefan Maxian, Chefanalyst
der Raiffeisen Centrobank, geht davon aus, dass europäische Werte mittelfristig wieder höhere Gewinne
bringen werden, nachdem sie im abgelaufenen Jahr von der schwachen Konjunktur beeinträchtigt wurden. In diesem
Umfeld dürften sich auf 12-Monatssicht Energie, Grundstoffe und erneut Finanz zu den Branchenfavoriten entwickeln.
Der hohe Preis der deutschen Energiewende
Experten haben zwar berechnet, dass die deutsche Energiewende den Staatshaushalt und letztlich auch die Verbraucher
mit rund EUR 335 Milliarden zusätzlich belasten wird, es ist aber nach wie vor nicht klar, wie die Energiereserven
aufgestockt werden. Die Zeit für neue Investitionen in die Netzinfrastruktur drängt, denn bereits 2015
gehen die ersten Reaktoren vom Netz. Auch ist noch offen, welche Maßnahmen gesetzt werden, um die beabsichtigte
Reduktion der Ökostromumlage zu realisieren. Die Kapitalmärkte erwarten sich im kommenden Jahr echte
Lösungen, wie eine nachhaltige Energieversorgung garantiert werden kann und beobachten die Entwicklungen hier
sehr genau.
Ölpreis erholt sich
Für 2014 erwarten die Analysten von Raiffeisen Research einen moderaten Anstieg des Ölpreises auf rund
USD 115/Barrel (2013: USD 110/Barrel). Die Konjunkturbelebung in den entwickelten Staaten begünstigt die Nachfrage,
jene in den Emerging Markets nimmt vergleichsweise bescheiden zu. „Die erst kürzlich erzielte Einigung um
das iranische Atomprogramm wird sich nur wenig auf die Ölversorgung auswirken, da diese speziellen Sanktionen
auch weiterhin in Kraft bleiben werden. Darüber hinaus werden Konflikte in der Region, vor allem in Syrien,
auch im kommenden Jahr bestimmende Faktoren bleiben“, geht Maxian auf geopolitische Einflussfaktoren des Ölpreises
ein.
Technologietrends: Internet of Things, 3D-Drucker und Mobile Payments
Für die Experten der Raiffeisen Centrobank hat 2014 durchaus das Potenzial neue Impulse auf dem Technologiesektor
zu setzen. Ein zentrales Thema ist, dass der PC zunehmend als Steuerungsinstrument verschwindet und durch vernetzte
„intelligente Gegenstände“ (das so genannte „Internet of Things“ oder IoT) ersetzt wird. Anwendungsbereichen
sind derzeit vor allem in der Logistik und bei Consumer Electronics – die Einsatzmöglichkeiten erweitern sich
aber ständig.
3D-Drucker sind das zweite Thema, das 2014 stärker an Präsenz gewinnen wird. Diese Technologie hat das
Potenzial Geschäftsmodelle, die für die Produktion von Kleinserien ausgelegt sind, zu revolutionieren
und kann zu signifikanten Material- und Zeiteinsparungen führen.
Auch die Bezahlung mittels Smartphone (Mobile Payments) kann 2014 zum Durchbruch gelangen. Hier ist vor allem das
Spannungsfeld in der Wertschöpfungskette zwischen Handelsproduzenten, Telekomunternehmen und Finanzinstituten
von Interesse.
„Alle drei Trends bieten Potenzial für Hersteller von Sensoren, Aktoren/Antriebselementen, Mikrocontrollern
sowie Software und sind in der Lage etablierte Geschäftsmodelle grundlegend zu revolutionieren“, schließt
Maxian den Ausblick auf die Kapitalmarktthemen 2014 ab.
1) Zentral- und Osteuropa (CEE) setzt sich aus den Regionen Zentraleuropa (CE) mit
der Tschechischen Republik, Polen, der Slowakei, Slowenien und Ungarn, Südosteuropa (SEE) mit Albanien, Bosnien
und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Rumänien und Serbien und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten
(GUS) mit Russland, der Ukraine und Belarus zusammen.
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Die Raiffeisen Bank International AG (RBI) betrachtet Österreich, wo sie als eine führende Kommerz- und
Investmentbank tätig ist, und Zentral- und Osteuropa (CEE) als ihren Heimmarkt. 15 Märkte der Region
werden durch Tochterbanken abgedeckt, darüber hinaus umfasst die Gruppe zahlreiche andere Finanzdienstleistungsunternehmen
beispielsweise in den Bereichen Leasing, Vermögensverwaltung und Mergers and Acquisition.
Die RBI ist als einzige österreichische Bank nicht nur in den Weltfinanzzentren, sondern mit Filialen und
Repräsentanzen auch in Asien, dem weiteren geografischen Schwerpunktmarkt des Konzerns, präsent. Insgesamt
betreuen rund 59.000 Mitarbeiter mehr als 14,4 Millionen Kunden in über 3.000 Geschäftsstellen, der überwiegende
Teil davon in CEE.
Die RBI ist eine voll konsolidierte Tochter der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB). Die RZB hält
indirekt rund 78,5 Prozent der Aktien, der Rest befindet sich im Streubesitz. Die RBI-Aktie notiert an der Wiener
Börse. Die RZB ist Spitzeninstitut der Raiffeisen Bankengruppe Österreich, der größten Bankengruppe
des Landes, und Konzernzentrale für die gesamte RZB-Gruppe einschließlich der RBI.
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