Zum 85. Geburtstag Arik Brauers

 

erstellt am
11. 12. 13
10.30 MEZ

Nach seiner seit 1979 vergriffenen ersten Haggada Ausstellung seiner neuen 24 Bilder zur Pessach-Haggada im Jüdischen Museum von 22.01. bis 25.05. 2014
Wien (cmm) - Am 4. Jänner begeht Arik Brauer, einer der großen Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus seinen 85. Geburtstag. Aus diesem Grunde gibt es auch eine Ausstellung eines Bilder-Zyklus mit 24 neuen Werken des Universalkünstlers, die die Geschichte des Auszugs der Juden aus Ägypten darstellen - zu Pessach erinnern sich die Juden in aller Welt an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei. Die Ausstellung läuft von 22. Jänner bis 25. Mai im Jüdischen Museum Wien und wurde von Danielle Spera kuratiert.

Arik Brauer, geb. 1929 in Wien, ist Maler, Architekt, Grafiker, Bühnenautor, Dichter und Chansonnier. Geboren wurde er am 4. Jänner 1929 als Sohn eines Handwerkers. Aufgewachsen ist er in einer bescheidenen „Zimmer-Küche-Wohnung mit Klo am Gang“, wie Brauer es selbst schildert. „So wie eben damals die meisten Menschen gelebt haben. Aber wir haben nie Hunger gelitten. Das Leben bei uns in Ottakring hat sich hauptsächlich in Richtung Wienerwald abgespielt - die Ziege im Hof war damals wahrscheinlich die Einzige im Haus, die kein Anti-Semit war." - erzählt er in seinem soeben auch auf DVD erschienenen Theater-Abend "A Gaude war´s in Ottakring": "In die Stadt ist man wie ins Ausland gegangen."

Arik Brauers jüdischer Vater wird von den Nazis im KZ ermordet. Arik bleibt mit Mutter und Schwester in Wien und arbeitet als Tischlerlehrling für den „Ältestenrat der Juden in Wien“ (Kultusgemeinde). Das Ende der Nazi-Diktatur überlebt er schließlich als „U-Boot“. Danach studiert er an der Akademie der bildenden Künste Malerei, dazu Gesang an der Musikschule der Stadt Wien: "Wir Studenten mußten wegen der Kriegsschäden Ziegeln abklopfen und im Wienerwald Brennholz schlagen und ich habe, um meinen Lebensunterhalt während des Studiums zu verdienen, auch als Ballett-Tänzer am Wiener Raimund-Theater getanzt."

Gemeinsam mit Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden gründet er die „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“. Ab 1951 reist er auf dem Fahrrad quer durch Europa und Afrika und lebt als Sänger und Tänzer in Israel, wo er Naomi Dahabani kennenlernt und heiratet. Mit ihr lebt er ab 1958 sechs Jahre in Paris - anfangs mußten sie sogar unter Brücken schlafen, später traten sie erfolgreich als Volkslied-Sänger auf - wo seine Karriere als Maler begann und auch die beiden ersten Töchter geboren wurden.

Nach den Jahren in Tel Aviv und Paris gestaltet er Bühnenbilder, u. a. für die Wiener Staatsoper, die Oper in Paris und das Züricher Opernhaus. Seit 1965 lebt Arik Brauer abwechselnd in Wien und im Künstlerdorf Ein-Hod in Israel, wo er eine Ruine nach seinen künstlerischen Gesichtspunkten zu einem Haus umgestaltete. Sein Interesse an Architektur fand in den Entwürfen für das „Brauer-Haus“ in Wien ebenso eine Fortsetzung wie im Architekturprojekt „Castra“ in Haifa, wofür er das größte Wandbild der Welt gemalt hat.

Die Anerkennung Arik Brauers als Maler – keineswegs nur im Kontext des Phantastischen Realismus – lässt sich an den vielen erfolgreichen Ausstellungen in aller Welt und immer wieder in Wien ablesen. 1986-1997 war er ordentlicher Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste.

Brauers musikalische Karriere ist ebenfalls bemerkenswert. In den 70er Jahren trat er mit Dialektliedern auf. Seine erste LP erwies sich als Meilenstein in der Entwicklung des modernen Wiener Dialektliedes und des politischen Protestsongs: "Der Erfolg meiner Protestlieder hatte zur Folge, daß ich viele Drohbriefe erhielt." und wurde mit 2 goldenen Schallplatten ausgezeichnet - "Sie habn a Haus baut". Es folgten etliche weitere Alben, multimediale Werke für das Fernsehen und Konzertauftritte. 2001 richtete er in seinem Wohnhaus im 18. Wiener Gemeindebezirk ein Arik-Brauer-Museum ein. 2002 erhielt er vom Bundespräsidenten das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.

Die »Haggada« (vom hebr. Verb „lehagid“= erzählen, berichten) erzählt die Geschichte des Auszugs der Juden aus der ägyptischen Sklaverei und begleitet den Ablauf des Sederabends am Vorabend des alljährlichen Pessach-Festes, dem wahrscheinlich meistbegangenen Festes im jüdischen Jahr. Wenn sich Familie und Freunde beim Festmahl versammeln, wird aus der »Haggada« gemeinsam gelesen und gesungen, eine Tradition, die auch heute noch weltweit gepflegt wird. Jeder, der am Feiertagstisch sitzt, ist aufgefordert, einen Teil aus diesem Buch vorzulesen.

Schon 1979 hatte Arik Brauer einmal eine Haggada illustriert, die schnell vergriffen war und mittlerweile zu einem Klassiker wurde. Eine Neuauflage aber war dem trotz seiner mittlerweile 85 Lebensjahren noch hochaktiven Künstler ein zu altmodischer Ansatz. So kommentiert nun Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg im Dialog mit Erwin Javor, dem Herausgeber der neuen "Brauer-Haggada", die biblischen Texte ebenso wie der israelische Dramatiker Joshua Sobol. Dadurch fließen in die neue »Brauer Haggada« die Stimmen und Gefühle moderner, kritischer Juden ebenso ein wie auch die Beständigkeit religiöser Tradition und Zugehörigkeit erhalten bleibt.

Zum 85. Geburtstag des Künstlers erscheinen zwei Ausgaben der neuen "Brauer-Haggada", einmal als Handbuch mit Flexcover zur alltäglichen Verwendung bei der Pessach-Feier und außerdem eine repräsentative Pracht-Ausgabe in größerem Format, die vom Künstler signiert ist.

Die neue "Brauer-Haggada" (Amalthea) ist ab 21. Jänner als Prachtband & Handbuch im Buchhandel oder übers stadtTheater walfischgasse erhältlich (01) 512 42 00

 

 

 

Informationen: http://www.jmw.at

 

 

 

 

 

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