Die Menschenrechtspreise der Stadt Graz erhielten Mag. Susanne Ecker, Dr. Heimo Halbrainer
und Dr. Helmut Wlasak
Graz (stadt) - Der 10. Dezember ist nicht nur der internationale Tag der Menschenrechte, er steht seit dem
Jahr 2007 auch alle zwei Jahre im Zeichen des Grazer Menschenrechtspreises. Dieser rückt engagierte Persönlichkeiten
(weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus) in den Vordergrund, die durch ihr außergewöhnliches
Engagement auf kommunaler Ebene für Toleranz, Dialog und Versöhnung stehen.
Unter 13 Vorschlägen hat sich die Jury unter der Leitung des Grazer Friedensbüros dieses Mal gleich für
drei PreisträgerInnen entschieden, die den Menschenrechten ein besonders Gesicht verleihen. Bürgermeister
Mag. Siegfried Nagl sprach im Beisein seiner Stadtregierungskolleginnen Bgm. Stv- Dr. Martina Schröck, StR
Elke Kahr und StR Lisa Rücker bei der Verleihung der (in Summe mit 9.000 Euro dotierten) Auszeichnungen an
Mag. Susanne Ecker, Dr. Heimo Halbrainer und Dr. Helmut Wlasak über die Wichtigkeit der Menschenrechte und
über deren Aktualität: "Wir haben uns am 8. Februar 2001 verpflichtet, als Menschenrechtsstadt die
Rechte und die Würde der Menschen ernst zu nehmen. Es ist Gebot der Stunde, dass jener Teil der Menschen,
der das Gute will, die Oberhand behält. Und so bauen wir in Graz an einer Gesellschaft, die für Toleranz
und Zivilcourage steht."
Mag. Susanna Ecker
Für ihr außergewöhnlich hohes, langjähriges persönliches Engagement für die rechtliche
Durchsetzung der Menschenrechte von Personen in benachteiligten Lebensverhältnissen durch niederschwellige
Rechtsberatung und -vertretung und ihren Beitrag zur öffentlichen Bewusstseinsbildung gegen ein Vergessen
und an den Rand drängen insbesondere von Frauen.
"Ich war total überrascht und begeistert, dass ich diesen Preis bekommen habe und finde es wunderbar,
dass meine Arbeit gesehen und honoriert wird. Auch in Graz gehört noch das Bewusstsein geschaffen, dass es
keine Frage des Geldes oder der richtigen Kontakte und Beziehungen sein darf, ob und wie jemand zu seinem Recht
kommt. Niederschwellige Beratungsangebote in sozialen Belangen und auch Opferschutzeinrichtungen können nicht
hoch genug dotiert werden, denn sie werden zunehmend wichtiger, gehören also mit den nötigen finanziellen
Mitteln ausgestattet werden."
Dr. Helmut Wlasak
Für sein außergewöhnlich hohes, langjähriges und persönliches Engagement für
die Durchsetzung der Menschenrechte in der Rechtsberatung, für seine Drogen- und Suchtprävention für
Jugendliche im Projekt Mc Clean, sowie sein Engagement in der Armenhilfe im Rahmen der Österreichischen Vinzenzgemeinschaft
durch direkte Hilfe vor Ort und den Projektaufbau mit Schwerpunkt Osteuropa.
"Es erfüllt mich mich Freude und Ehre, nominiert worden zu sein, ist dies doch Zeichen dafür, dass
die seit Jahren getätigte Arbeit bemerkt und nunmehr auch gewürdigt wird. Speziell vinzentinische Arbeit
geschieht überwiegend im Geheimen, die Vinzenzgemeinschaften gehen mit Ihren Leistungen nicht (immer) in die
Öffentlichkeit, wir betreiben auch nicht für unsere Hilfsprojekte Werbung oder Publicity. Es ist schön,
wenn daher auch solche Arbeiten und Leistungen auffallen und zum Thema gemacht werden. Auf die Frage, wobei es
auch in Graz nachzuschärfen gilt bzw. Bewusstsein in Hinblick auf Menschenrechte zu schaffen? "Bewusstseinsförderung
bedarf es bei uns in vielen Bereichen: beginnend bei der wirklich versteckten Armut, die Menschen trifft, die dies
nicht auf die große Glocke hängen. Damit sind die Mitglieder der Vinzenzgemeinschaften beinahe tagtäglich
konfrontiert. Weiters bei der sogenannten Asylfrage: die Begriffe Ausländer werden zu oft und zu leicht in
den Mund genommen, auch was den Bereich der Kriminalität betrifft. Hier wird so oft auf ,Ausländer' geschimpft,
wobei die Wahrheit ganz anders aussieht. Auch ,Ausländer', insbesonders auch Straftäter haben Rechte,
Menschenrechte. Dies wird oft nicht einmal ignoriert. Randgruppen der Gesellschaft werden immer wieder zu Feindbildern
gemacht, wo es gilt, gegen diese vorzugehen. Dies betrifft auch und vor allem Graz, auch als die so genannten hot
spots. Soziales Umfeld, teilweise schlechte Integration, mangelnde Bildung und Perspektivenlosigkeit prägen
Menschen, die die Flucht z. B. in Drogen suchen, um den Lebensalltag erträglich werden zu lassen. Jede Sucht
hat eine Ursache, auf der Straße sieht man die Folgen. In Graz wird sehr oft mit Fingern auf diese Folgen
gezeigt, Grund oder Ursache scheinen wenig zu interessieren. Es gilt, das Problem an der Wurzel zu behandeln.
Damit ist dieser Preis sowohl Bestätigung für als auch Auftrag für meine ( weitere) Arbeit. Alleine
das Arbeiten mit Jugendlichen seit mehr als 20 Jahren mit jährlich tausenden Schülerinnen und Schülern
und das entsprechende Feedback geben schon die Kraft für weitere Projekte, nunmehr nochmals bestärkt
durch diesen wertvollen Preis. Meine Aufgabe als Richter ist nicht, ,Menschen ins Gefängnis' zu bringen, sondern
im Sinne der strafrechtlichen Gesetze und sonstigen Bestimmungen Recht zu sprechen, wobei ich für mich in
Anspruch nehme, nicht nur mit einem Urteil Recht, sondern so weit wie möglich auch ,Gerechtigkeit' zu sprechen.
Soll heißen, dass Engagement immer und überall angesagt ist. Eine strafrechtliche Verurteilung stellt
meist einen massiven Eingriff in das Leben des Betroffenen dar, wobei es aber auch darum geht, demjenigen zu helfen.
Gerade diese Hilfestellungen und -möglichkeiten gilt es anzubieten, um Gestrauchelten auch helfen zu können.
Damit es überhaupt nicht so weit kommen muss, ist daher insbesonders zuvor schon Aufklärung/Prävention
notwendig, weil es um jeden Menschen schade ist. Ich wähle sehr oft bei meinen Vorträgen den Titel: ,Denn
sie wissen ( nicht ), was sie tun!'. Aufklärung, Information und Wissen sind wesentliche Faktoren, denn Wissen
ist Macht. Unter Hinführung auf das Erkennen der Eigenverantwortung ergänzt sich dies zu einem Ganzen,
wo echte Hilfestellung geschaffen werden kann. Wenn nur jeder einen kleinen Teil seines Ichs in die Gesellschaft
einbringen könnte, sehe die Welt anders aus."
Für seine langjährige engagierte Menschenrechtsarbeit im Bereich der kritischen Geschichtsvermittlung
und Erinnerungsarbeit durch die Schärfung der Verantwortung für die kollektive Vergangenheit und dem
damit verbundenen Aufzeigen von Handlungsspielräumen in politisch repressiven Zeiten.
"Es ist schön, dass die Bildungs- und Aufklärungsarbeit der letzten 15 Jahre von unterschiedlichen
Seiten - nun eben auch von der Stadt Graz - honoriert wird. Der Menschenrechtspreis ist für mich sowohl Bestätigung
als auch Auftrag, dahingehend weiterzuarbeiten. Wobei ich das ohne den Preis auch getan hätte. Das Bewusstsein,
was Menschenrechte eigentlich sind, muss von klein auf gelernt werden - und es hört nicht auf. Sowohl in den
Schulen als auch bei den Erwachsenen ist eine dahingehende fundierte Wissensvermittlung unumgänglich. In Graz
passiert da aber schon viel. Menschenrechtsthemen kommen auch in der breiten öffentlichen Diskussion immer
wieder aufs Tapet."
|