Banken müssen Eigenkapitalbasis weiter stärken

 

erstellt am
11. 12. 13
10.30 MEZ

Präsentation des 26. Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank
Wien (oenb) - Die Maßnahmen der Notenbanken und der europäischen Politik haben dazu geführt, dass die Anspannungen an den internationalen Finanzmärkten nachgelassen haben. Dies hat sich insgesamt positiv auf die Finanzmarktstabilität ausgewirkt. Dennoch gibt es nach wie vor eine beträchtliche Fragmentierung der Märkte im Euroraum. “Das österreichische Bankensystem, mit Ausnahme der bekannten Problemfälle, ist weiterhin als stabil anzusehen. Dessen ungeachtet müssen die Konsolidierungs- und Effizienzsteigerungsbemühungen aber weiter vorangetrieben werden“, sagte Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny anlässlich der Präsentation der 26. Ausgabe des Financial Stability Reports der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).

Die verhaltene Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2013 schlug sich in Österreich in geringeren Unternehmensgewinnen nieder. Die Dynamik der Kreditaufnahme der heimischen Unternehmen schwächte sich im Jahresverlauf weiter ab, was sowohl angebots- als auch nachfrageseitige Gründe hatte. Demgegenüber erfreute sich die Finanzierung über Unternehmensanleihen weiterhin hoher Beliebtheit. Der Eigenkapitalanteil der Unternehmen stieg im ersten Halbjahr 2013 leicht an und sorgte gemeinsam mit dem aktuellen Niedrigzinsumfeld dafür, dass die Schuldentragfähigkeit stabil blieb.

Die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte schwächte sich weiter ab, wobei die Einlagen bei den Banken auch absolut gesehen im ersten Halbjahr 2013 sanken. Im dritten Quartal war allerdings wieder ein leichter Zuwachs der Einlagen zu verzeichnen. Die Ausweitung der Kredite an private Haushalte blieb verhalten und wurde maßgeblich von Wohnraumfinanzierungen getragen. Diese erfolgen mittlerweile vornehmlich in Euro, da die Neuvergabe von Fremdwährungskrediten in den letzten Jahren stark zurückging. Allerdings bleibt der Bestand an Fremdwährungskrediten weiterhin ein wesentliches Risiko sowohl für die privaten Haushalte als auch für die österreichischen Banken.

Die Ertragslage der österreichischen Banken war im ersten Halbjahr 2013 vom schwierigen Marktumfeld und der anhaltenden Ertragsschwäche im Inlandsgeschäft gekennzeichnet. Das Zinsergebnis schwächte sich vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfelds ab und die anhaltende Verschlechterung der Kreditqualität – vor allen in der Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) – führt zu fortgesetzt hohen Risikokosten. Gleichzeitig stiegen die allgemeinen betrieblichen Kosten an, was zu einem schwächeren operativen Geschäftsergebnis beitrug. Aus Sicht der Banken erscheint es daher sinnvoll, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und die Kostenstrukturen auf den Prüfstand zu stellen.

Indes läuft das Geschäft der österreichischen Banken in CESEE insgesamt weiter gut, zumal es von der Diversifikationsstrategie der letzten Jahre profitiert. Auch im bisherigen Verlauf des Jahres 2013 konnten Verluste in einigen Ländern durch gestiegene Gewinne in anderen kompensiert werden. Die damit einhergehende stärkere Konzentration der Gewinne in einigen wenigen sehr profitablen Ländern erhöht jedoch auch die Anfälligkeit der Banken für negative Entwicklungen in diesen Märkten. Nicht zuletzt deshalb ist die Begleitung eines vorsichtigen Wachstums mit einer effektiven Risikomanagementstrategie von Bedeutung.

In den vergangenen Jahren hat sich die Kapitalquote des österreichischen Bankensystems kontinuierlich verbessert. Im Juni 2013 lag die durchschnittliche Tier 1 Ratio bei 11,5%. Das entsprach einer Steigerung um 0,5 Prozentpunkte gegenüber Ende 2012. Gleichzeitig verbesserte sich die Leverage Ratio auf 6,4%. Ein weiterer Kapitalaufbau ist angesichts der Risikostruktur des Exposures (in CESEE), der höheren Markterwartungen über regulatorische Anforderungen hinaus, der besseren Kapitalisierung vergleichbarer Banken und der Notwendigkeit, das staatliche Partizipationskapital zurückzuführen, aus Sicht der OeNB weiterhin geboten.

Ab 2014 werden zwei neue Dimensionen der Aufsicht in Österreich geschaffen. Einerseits wird mit dem Bankeninterventions- und –restrukturierungsgesetz (BIRG) und dem Start von Basel III in der EU der Weg weg von einer auf die Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen beschränkten hin zu einer vorausschauend und frühzeitig eingreifenden Aufsicht beschritten. Andererseits verfolgen die neuen aufsichtlichen Instrumente im Rahmen der makroprudentiellen Aufsicht das Ziel der Wahrung der Finanzmarktstabilität. Damit soll - als Lehre aus der Finanzkrise - die Aufsicht über systemische Risiken gestärkt und künftige Stabilitätsrisiken durch frühzeitige Maßnahmen minimiert werden. „Die neuen Kompetenzen durch das BIRG, das Inkrafttreten des Basel III Rahmenwerks und die Schaffung des Finanzmarktstabilitätsgremiums stellen eine große Herausforderung für das zukünftige Handeln der Aufsicht dar. Sie sind vor allem aber weitere Bausteine, die zu einem Mehr an Sicherheit für das österreichische Finanzsystem führen werden.“, hielt Vize-Gouverneur Mag. Ittner fest.

Der halbjährlich in englischer Sprache erscheinende Financial Stability Report der OeNB enthält regelmäßige Analysen finanzmarktstabilitätsrelevanter Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld. Daneben werden im Rahmen von Schwerpunktartikeln zusätzlich auch Spezialthemen behandelt, die im Zusammenhang mit der Stabilität der Finanzmärkte stehen. In der aktuellen Ausgabe wird der Fokus auf den Inhalt und die Instrumente der makroprudentiellen Analyse gelegt. Insbesondere wird die Methodologie zur Errechnung eines Finanzmarktstabilitätsindex für Österreich als Weiterentwicklung der Analysewerkzeuge gezeigt. Zudem wird detailliert auf die jüngsten Stress Tests eingegangen und das Kreditwachstum in Russland näher beleuchtet.

 

 

 

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