Oö. Insolvenzstiftungen bieten Bildungschance für 350 Betroffene
Insolvenzstiftungen von Alpine, Pabneu/Skloib und Dayli laufen - Doubrava startet im Jänner
Linz (lk) - Als Reaktion auf die Insolvenzen von Alpine, Pabneu/Skloib, Dayli und Doubrava, die in den vergangenen
Monaten den Arbeitsmarkt in Oberösterreich erschüttert haben, wurden von Land OÖ und Arbeitsmarktservice
wie angekündigt Insolvenzstiftungen eingerichtet. Das Modell der Insolvenzstiftung ist eines von zahlreichen
Instrumenten, mit denen im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik versucht wird, die Auswirkungen von Insolvenzen
und Mitarbeiter-Abbau auf die Beschäftigung zu minimieren.
Die Insolvenzstiftungen wurden in den vergangenen Monaten sukzessive eingerichtet. "75 Betroffene
sind bereits in Ausbildung. Nach derzeitigem Stand wird von einem Teilnahmepotenzial von knapp 350 Personen ausgegangen",
berichtet AMS-Geschäftsführerin Birgit Gerstorfer.
Die Ausschreibung für die Doubrava-Insolvenzstiftung wird kommenden Mittwoch, 11. Dezember, entschieden. Dann
kann auch das vierte Stiftungsangebot für ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insolventer Großunternehmen
in Oberösterreich starten - geplanter Termin ist der 20. Jänner. Ihre Arbeit aufgenommen haben bereits
die Insolvenzstiftungen für die Alpine (Start: 14. Oktober.), Dayli (28. Oktober) und Pabneu/Skloib (14. November).
Bislang (Stichtag: 30.11.2013) sind 75 Personen in die Stiftungen eingetreten, 268 haben ihr Interesse an einem
Eintritt bekundet; damit ergibt sich ein vorläufiges Potenzial von 343 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Schwierige Aufschließung bei Dayli
Wie viele Personen letztlich das Qualifizierungsangebot der Insolvenzstiftungen in Anspruch nehmen werden,
lässt sich derzeit nicht seriös prognostizieren. So könnten sich noch Bauarbeiter ohne Einstellzusage
zur Teilnahme entschließen. Im Sommer, unmittelbar nach Bekanntwerden der Insolvenz, war mit bis zu 100 Teilnehmern/innen
gerechnet worden.
Anderseits sind ehemalige Dayli-Mitarbeiterinnen mitunter noch bis Ende März über den Masseverwalter
angestellt. Besonders im ländlichen Raum ist das Interesse an einer Teilnahme gedämpft - vermutlich auch
wegen der eingeschränkten Mobilität: In Gmunden, Kirchdorf und Rohrbach mussten geplante Berufsorientierungsmodule
abgesagt werden.
"Nach derzeitigem Stand werden die im Pakt für Arbeit und Qualifizierung vorgesehenen Angebote ausreichen,
um jene Oberösterreicher/innen zu unterstützen, die ihren Arbeitsplatz verlieren", sagt Wirtschafts-Landesrat
Michael Strugl. "Für Insolvenzstiftungen sind im Jahr 2013 400 Plätze budgetiert, für das kommende
Jahr ebenso. Auch Aufstockungen sind - wenn nötig - möglich."
Ein Schwerpunkt in der Arbeitsmarktpolitik ist 2014 auch die Jugendbeschäftigung: Für diese Zielgruppe
werden rund 50 Millionen Euro eingesetzt.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt nicht eindeutig
Die mittelfristigen Auswirkungen der vier Firmeninsolvenzen auf den Arbeitsmarkt lassen sich nicht konkret
beziffern, da Kündigungen gestaffelt ausgesprochen wurden (und werden) sowie Übernahmen in andere Unternehmen
erfolgten. Ende November waren jedenfalls 405 ehemalige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der vier Insolvenzfirmen
beim AMS OÖ arbeitslos gemeldet und 66 befanden sich in Kursen. Allerdings zeigen die betroffenen Branchen
keine einheitlichen Trends: Während etwa bei Arbeitskräfteüberlassern die Beschäftigung im
Oktober deutlich schrumpfte (Novemberzahlen liegen noch nicht vor), stieg die Zahl der Arbeitslosen deutlich. Im
Handel war der Anstieg von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit nahezu gleich.
"Wir sind optimistisch, dass noch eine beträchtliche Zahl von Betroffenen in die Stiftungen einsteigt
und das Aus- und Weiterbildungsangebot annimmt", betont Gerstorfer. "So wurden Ende November 300 ehemalige
Dayli-Mitarbeiterinnen erneut angeschrieben und auf das Angebot aufmerksam gemacht. Zudem finden im Jänner
Berufsorientierungen in Linz und Freistadt statt."
Alpine-Folgeinsolvenzen blieben großteils aus
Nicht bestätigt haben sich auch anfängliche Befürchtungen, wonach die Alpine-Pleite eine große
Welle an Folgeinsolvenzen auslösen würde. Rund 80 Unternehmen waren österreichweit vom Kreditschutzverband
1870 als "von der Alpine-Pleite unmittelbar betroffen" identifiziert worden, weil sie mehr als ein Drittel
ihres Umsatzes mit der Alpine erwirtschaftet hatten. Per Oktober waren von diesen 80 Unternehmen 13 insolvent,
in Oberösterreich nur zwei: Die "Dr. Stützner & Partner Personalbereitstellung GmbH" mit
Sitz in Linz, die ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung durchführt, sowie die "Schnell-Estrich
und-Putz GesmbH", die Konkurs angemeldet hat. Wirtschafts-Landesrat Strugl führt das unter anderem auf
das rasche Zustandekommen einer Oberösterreich-Lösung zurück. "Die ursprünglich 980 direkt
Betroffenen der Alpine-Pleite plus die Mitarbeiter/innen der Sub-Unternehmer hätten eine große Welle
an Arbeitslosen bedeutet, die mit der Oberösterreich-Lösung verhindert werden konnte", so Strugl.
Das Modell Insolvenzstiftung
Instrument, für die erfolgreiche und professionelle Unterstützung für betroffene Mitarbeiter/innen.
Angeboten werden:
- Unterstützung bei der Bewältigung der Kündigungssituation
- Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung
- Möglichkeit, eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu absolvieren
- Vermittlung von Bewerbungs-Know-how
- Hilfe bei der Arbeitssuche
- Möglichkeit betriebliche Praktika zu absolvieren
- Möglichkeit und Ziel des Umstieges in eine Implacementstiftung
- Finanzielle Absicherung: Anspruch auf verlängerten Bezug von Schulungsarbeitslosengeld,
Stipendium des Landes OÖ
- Unterstützung im Vorfeld bei möglichen Unternehmensgründungen
Die Kosten in Höhe von maximal 6300 Euro pro Teilnehmer/in teilen sich Land OÖ und Arbeitsmarktservice.
Stiftungsteilnehmer/innen können bis zu vier Jahre unterstützt werden.
Klarheit über Stellenabbau bei Lenzing im ersten Quartal 2014
Bei der Lenzing AG, die angekündigt hat, 390 Mitarbeiter/innen aus der Stammbelegschaft und weitere 300 Leiharbeiter/innen
abzubauen, wird aktuell unternehmensintern ein Sozialplan verhandelt. "Es hat bereits Gespräche mit dem
Unternehmen gegeben. Anfang 2014, wenn man konkret weiß, wie viele Beschäftigte mit welchen Qualifikationen
betroffen sind, haben AMS und Land OÖ angeboten, flankierende Maßnahmen zu setzen. Dafür stehen
wir bereit", betont Strugl.
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