72 Prozent sehen sich als EU-Bürger - 74 Prozent von EU-Mitgliedschaft überzeugt
- größte Skepsis an Berufsschulen
Wien (ögfe) - Die EU wird unter Jugendlichen vor allem als „kompliziert“ aber auch als „fern“ wahrgenommen,
gleichzeitig als „sozial“ und „wichtig“ eingestuft - auch für das eigene Leben. Signifikant sind dabei die
Unterschiede zwischen den verschiedenen Schultypen. Dies zeigt die diesjährige österreichweite Umfrage,
die die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) im Rahmen der Wanderausstellung „Die
EU und DU“ bereits zum fünften Mal in Schulen (in der Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren) durchgeführt
hat.
72 Prozent der 1047 befragten Jugendlichen fühlen sich als EU-Bürgerin oder -Bürger. (Nur 8 Prozent
stimmen dem gar nicht zu.) In Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) sind es sogar 84 Prozent, in Allgemeinbildenden
Höheren Schulen (AHS) 80 Prozent, in Berufsschulen dagegen nur 63 Prozent.
Die befragten Schülerinnen und Schüler sind mehrheitlich von der EU-Mitgliedschaft Österreichs überzeugt:
74 Prozent verneinen die Aussage, dass es besser für ihre Zukunft wäre, wäre Österreich nicht
EU-Mitglied. 23 Prozent stimmen zu - in BHS nur 13 Prozent, in Berufsschulen jedoch 33 Prozent. Für die Politische
Bildung an den Schulen besteht also Potential, auf die unterschiedliche EU-Wahrnehmung zwischen den Schultypen
gezielt zu reagieren.
Insgesamt positive EU-Wahrnehmung
Wagen die Jugendlichen auch den Blick über die Grenzen? Insgesamt 63 Prozent der Befragten zeigen Interesse
daran, wie die Jugend in anderen EU-Ländern lebt, lernt und arbeitet. BHS-Schülerinnen und -Schüler
sind mit 78 Prozent überdurchschnittlich interessiert. In den AHS sinkt der Wert auf 63 Prozent und in den
Berufsschulen auf 58 Prozent.
Konfrontiert mit vorgegebenen Gegensatzpaaren wirkt die EU auf knapp drei Viertel der Befragten „kompliziert“,
wird jedoch auch von mehr als zwei Drittel als eher „wichtig“ und „sozial“ bezeichnet. Jeweils mehr als 60 Prozent
assoziieren die EU außerdem mit „Freiheit“ (anstatt „Zwang“: 20 Prozent) und entscheiden sich tendenziell
für „modern“, „nötig“, „einflussreich“ und „solidarisch“. Die Werte „stark“, „sicher“ und „jung“ bewegen
sich zwischen 50 und 60 Prozent, „schwach“, „unsicher“ und „alt“ zwischen 25 und 32 Prozent. Gleichzeitig empfindet
die Hälfte der jungen Erwachsenen die EU als eher „fern“ und „fremd“ („nahe“ und „vertraut“: jeweils 32 Prozent).
Große Unterschiede zwischen Schultypen - BHS top
Bei der Betrachtung nach Schultypen zeigt sich eine überdurchschnittlich positive EU-Wahrnehmung der Gruppe
der BHS. Über 80 Prozent bezeichnen die EU als eher „wichtig“‚ „solidarisch“, „nötig“ und „sozial“, wenn
auch „kompliziert“.
Im Vergleich zur Grundgesamtheit empfindet eine größere Anzahl der BHS-Schülerinnen und Schüler
die EU auch als „interessant“ (66 zu 48 Prozent) und stuft sie als „offen“ (60 Prozent) ein. Die Werte für
„fremd“ (59 Prozent) und „fern“ (64 Prozent) liegen jedoch ebenfalls über dem Gesamtergebnis.
AHS: EU jung und modern
In etwas abgeschwächter Form gilt dieses Profil auch für Befragte aus AHS, wobei die EU hier am öftesten
als „jung“ (zwei Drittel) und „modern“ (78 Prozent) wahrgenommen wird. Im Vergleich zur BHS finden AHS-Schülerinnen
und Schüler die EU aber weniger „interessant“ (56 versus 66 Prozent).
Berufsschulen: diffuseres Bild der EU
In der Wahrnehmung der befragten Berufsschülerinnen und -schüler ist die EU ebenfalls „kompliziert“ (62
Prozent), aber nur noch für 51 Prozent „sozial“ und für durchschnittlich 48 Prozent „wichtig“, „modern“
und mit „Freiheit“ verbunden.
Zwischen Gegensätzen wie solidarisch-unsolidarisch, offen-verschlossen oder interessant-langweilig wurden
keine eindeutigen Entscheidungen getroffen. Insgesamt ist das Stimmungsbild diffuser und kritischer.
Bei den Assoziationen zur EU enthielten sich die Befragten in den Berufsschulen rund drei bis viermal öfter
als in den anderen Schultypen. Der Anteil derer, die die EU nicht genau einordnen können oder wollen, ist
relativ gesehen hoch. Mit verstärkter Informationsarbeit könnte daher den Schülerinnen und Schülern
insbesondere an den Berufsschulen eine bessere Orientierungshilfe im Hinblick auf europäische Entwicklungen
gegeben werden.
Die Umfrage wurde in Rahmen der Wanderausstellung „Die EU und DU“ 2013 österreichweit durchgeführt.
1047 Schülerinnen und Schüler wurden schriftlich befragt: 16 Prozent 15 Jahre oder jünger, 65 Prozent
16 bis 18 Jahre und 19 Prozent 19 Jahre und älter; Überhang an Teilnehmerinnen (55 Prozent); alle Schultypen
(25 Prozent AHS, 10 NMS, 19 BHS und 46 Berufsschule) einbezogen. Bundesländerverteilung in Prozent: Burgenland:
2, Kärnten: 1, Niederösterreich: 22, Oberösterreich: 12, Salzburg: 3, Steiermark: 11, Tirol: 1,
Vorarlberg: 9, Wien: 39.
Die Ausstellung „Die EU und DU“ (www.die-eu-und-du.at) ist ein Projekt der Österreichischen Gesellschaft für
Europapolitik, des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten und der Vertretung
der Europäischen Kommission in Österreich. 2013 war sie in 36 Schulen zu sehen, 2800 Jugendliche nahmen
an Diskussionsveranstaltungen teil.
In der Summe entspricht bei allen Fragen jeweils die Differenz auf 100 Prozent dem Anteil jener, die keine Angabe
machten.
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