Finanzierungsbedingungen bleiben angespannt, aber verbesserte Eigenkapitalsituation – Jedes
8. Unternehmen bekommt keinen Kredit, dennoch sinken die Insolvenzen
Wien (creditreform) - Creditreform hat im Herbst 2013 rund 1.700 Klein- und Mittelbetriebe nach der Kreditentwicklung
und den Finanzierungsbedingungen sowie nach der Eigenkapitalausstattung befragt. Die österreichischen Geldinstitute
halten dabei ihr Kapital zusammen und sind bei Krediten nicht sehr freigiebig. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich
der Anteil der Unternehmen, die über verschärfte Finanzierungsbedingungen klagen, von 60,3 auf 57,1 Prozent
zwar verringert, ist aber immer noch sehr hoch. Über gelockerte Kreditvergabemodalitäten berichtet wie
im Jahr zuvor ein verschwindend geringer Anteil der befragten Mittelständler: Heuer sind es 1,6 Prozent (Vorjahr:
1,5 Prozent).
Industrie klagt am meisten
Die größten Probleme eine Finanzierung zu bekommen, hat das Verarbeitende Gewerbe. Hier klagen 61,5
Prozent (Vorjahr: 59,7 Prozent) der Betriebe über verschärfte Kreditvergabebedingungen. In den übrigen
Branchen sieht die Situation auch nicht wesentlich besser aus. Bei den Dienstleistern sind es 58,1 Prozent (Vorjahr:
57,8 Prozent) und beim Handel 54,0 Prozent (Vorjahr: 56,2 Prozent) der befragten Betriebe, denen bei der Kreditvergabe
Steine in den Weg gelegt werden. Die Baubranche befindet sich zwar mit einem Anteil von 55,7 Prozent im oberen
Bereich, liegt damit jedoch erfreulicherweise rund 14 Prozentpunkte unter dem Vorjahresergebnis.
Mehr Sicherheiten verlangt
An erster Stelle bei den Verschärfungen der Kreditkonditionen wurden von den Mittelständlern die zu stellenden
Sicherheiten genannt (96,1 Prozent). Eine Erhöhung der Kreditzinsen musste jeder dritte Antragsteller (31,1
Prozent) akzeptieren. Rund jeder vierte Kreditwunsch (23,0 Prozent) wurde nicht in der gewünschten Höhe
bewilligt. Mit einer Ablehnung der Finanzierung musste sich jeder achte Antragsteller (12,0 Prozent) abfinden.
Kreditabsagen im Bau
Die meisten Kreditabsagen gab es für Antragsteller aus dem Baugewerbe (15,1 Prozent) und aus der Dienstleistungsbranche
(13,6 Prozent). Über höhere Zinsbelastungen klagte besonders der mittelständische Handel (35,9 Prozent).
Auch für künftige Finanzierungsvorhaben erwarten die österreichischen Mittelständler keine
grundlegenden Änderungen, von Verbesserungen ganz zu schweigen. Nach wir vor rechnen die Betriebe damit, mehr
Sicherheiten bereitstellen zu müssen (81,3 Prozent), wenn sie sich Geld von den Banken leihen wollen. Gut
zwei Drittel (66,8 Prozent) gehen von einer intensiveren Prüfung ihres Kreditwunsches aus, während 45,2
Prozent der Befragten eine Zinserhöhung erwarten. Eine Ablehnung ihres Kreditwunsches befürchten 14,7
Prozent der mittelständischen Betriebe, dabei ist der Anteil der jungen Unternehmen recht hoch. Auch beim
Bau- und Dienstleistungsgewerbe rechnet ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz nicht mit einer positiven
Kreditzusage
Eigenkapitalausstattung ist solide
Im Zuge der europäischen Finanzkrise haben die österreichischen KMU in den letzten drei Jahren umsichtig
gehandelt und vermehrt auf Rücklagenbildung gesetzt. So ist der Anteil der Unternehmen, die eine solide Eigenkapitalausstattung
von mehr als 30 Prozent haben, von 35,2 Prozent im Vorjahr auf heuer 41,0 Prozent gestiegen. Dagegen hat sich der
Anteil der schwach kapitalisierten Betriebe (Eigenkapital = unter zehn Prozent im Verhältnis zur Bilanzsumme)
erfreulicherweise von 25,0 Prozent im Vorjahr auf derzeit 20,7 Prozent verringert.
Wie bereits im Vergleichszeitraum 2012 weisen auch 2013 die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und des Handels
die beste Eigenkapitalausstattung auf. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel haben fast die Hälfte der befragten
Mittelständler (48,9 bzw. 48,5 Prozent) eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent. Beim Dienstleistungsgewerbe
sind es 35,0 Prozent und beim Bau immerhin noch gute 29,8 Prozent. Der höchste Anteil an kapitalschwachen
Betrieben ist bei der Dienstleistungsbranche mit 32,8 Prozent der Befragten festzustellen. Die übrigen Branchen
liegen in diesem Segment dagegen - teilweise deutlich - unter der 20-Prozent-Marke.
Conclusio und Insolvenzvorschau 2014
Die heimischen KMU haben sich mit der angespannten Kreditsituation arrangiert und schauen sich verstärkt nach
alternativen Finanzierungsinstrumenten (Leasing, Factoring, Crowd-funding) um. Gleichzeitig wurde seit 2008 mehr
Augenmerk auf die Eigenkapitalausstattung gelegt. 41 Prozent der Unternehmen gelten mittlerweile als gut kapitalisiert,
das sind um 10 Prozentpunkte mehr als noch vor 10 Jahren. Diese beiden Faktoren zusammen mit einer besseren Konjunktur
lassen somit auch eine positive Prognose für die Insolvenzentwicklung 2014 zu. Creditreform rechnet daher
mit einem weiteren Rückgang an eröffneten Firmeninsolvenzverfahren auf rund 3.100 Insolvenzen im kommenden
Jahr.
Das Creditreform Klimabarometer für die heimischen KMU setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der
rund 1.7000 Befragten zum eigenen Betrieb, zu eigenen Branche sowie zur konjunkturellen Lage allgemein. Dabei fließen
sowohl Äußerungen zur aktuellen Lage als auch zur zukünftigen Entwicklung ein.
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