Vorweihnachtlicher Empfang des Bundeskanzlers für Repräsentanten der Kirchen und
Religionen - Kardinal Schönborn: Politik ist "Kunst des Möglichen" und braucht Wohlwollen sowie
gemeinsame Verantwortung
Wien (kap) - Bundeskanzler Werner Faymann hat die Zusammenarbeit des Staates mit Kirchen und Religionen
gewürdigt und diese als "Wert an sich" bezeichnet. Der soziale Zusammenhalt in Österreich benötige
Respekt und die wechselseitige Anerkennung der Unterschiedlichkeit, wofür Faymann bei einem vorweihnachtlichen
Empfang den Amtsträgern der anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften am Abend des 18.12. im Bundeskanzleramt
dankte. Kardinal Christoph Schönborn betonte namens der Religionsvertreter, dass ein gutes Miteinander im
Staat immer auch "wechselseitiges Wohlwollen" zwischen Regierung und Gesellschaft und "gemeinsame
Verantwortung" brauche.
Bundeskanzler Faymann und Kardinal Schönborn werteten es als starkes Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung,
dass die Begegnung mit Kirchen und Religionen unmittelbar nach der Regierungserklärung im Parlament und einen
Tag nach der Angelobung der neuen Bundesregierung stattfand. Faymann würdigte in seiner Ansprache die "gemeinsamen
Wertvorstellungen". Angesichts einer weltweiten Wirtschaftskrise sei es wichtiger denn je, dass darauf nicht
mit Ausgrenzung, sondern mit Solidarität reagiert werde. Österreich brauche daher auch in der aktuellen
Regierungsperiode die respektvolle Zusammenarbeit mit Kirchen und Religionen.
Beten für Regierende
Ein Versprechen, "für die zu beten, die uns regieren", gab Kardinal Schönborn namens der Kirchen
und Religionen ab. Wenn sich Christen in der Verfolgungszeit unter dem römischen Kaiser Nero an diese Weisung
des Apostels Paulus aus dem Römerbrief hielten, um wie viel mehr müsse sie für heute gelten, "wo
wir in einem Land mit sozialem Frieden leben", dem es "im weltweiten Vergleich außergewöhnlich
gut geht", so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.
Der Kardinal wies erneut darauf hin, dass für ein gutes gesellschaftliches Zusammenleben das wechselseitige
Wohlwollen konstitutiv sei, was auch gegenüber der Regierung gelte. Die leidvoll erfahrene Absage an Ideologien
und deren Anspruch, das "Paradies auf Erden zu verwirklichen", ziehe nach sich, Politik in positiver
Weise als die "Kunst des Möglichen" zu begreifen. Diese Kunst setze eine Zusammenarbeit zwischen
der Regierung und den Menschen eines Landes voraus. Dafür brauche es neben Wohlwollen auch "gemeinsame
Verantwortung".
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