Wien (stalzer) - Das Jüdische Museum Wien blickt auf ein sehr ereignisreiches Jahr zurück. Das Museum
feierte nicht nur 25 Jahre Jüdische Museum Wien und 20 Jahre im Palais Eskeles, sondern eröffnete im
Rahmen dieser Jubiläen auch die neue permanente Ausstellung „Unsere Stadt! Jüdisches Wien bis heute“,
die seit 19. November für die BesucherInnen offensteht. Die Ausstellung in der Dorotheergasse führt von
der Gegenwart in die Vergangenheit und bietet einen umfassenden Überblick zur Wiener jüdischen Geschichte
bis heute. Ab Jänner haben die BesucherInnen mit einem gültigen Museumsticket jeden Sonntag um 15 Uhr
die Möglichkeit, an einer kostenlosen Führung durch die neue permanente Ausstellung teilzunehmen und
ihre Fragen an das Vermittlungsteam zu stellen. An jedem ersten Sonntag im Monat ist eine Führung im Museum
Judenplatz um 16.30 Uhr ebenfalls kostenlos inkludiert.
Auch 2014 wird das permanente Ausstellungsangebot des Museums wieder von zahlreichen spannenden Wechselausstellungen
an beiden Standorten begleitet:
Nach der umfassenden Wechselausstellung zu Richard Wagner, die noch bis 16. März zu sehen ist, zeigt das
Jüdische Museum Wien ab 2. April die große Ausstellung „Weltuntergang. Jüdisches Leben und Sterben
im Ersten Weltkrieg“ im Museum in der Dorotheergasse. Ab 8. Oktober 2014 widmet sich das Museum schließlich
den Essenstraditionen im Judentum mit „Kommt dir das ganz koscher vor? Essen und Tradition im Judentum“. Bereits
Anfang 2014 sind ab 22. Jänner die neuen Bilder von Arik Brauer zur eben entstandenen Pessach-Haggada im Rahmen
der Ausstellung „Le dor va dor - von Generation zu Generation“ zu sehen. Textilien aus den Sammlungen des Jüdischen
Museums werden ab Mai 2014 gezeigt und anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums der Bibliothek gibt es ab November
eine eigene Ausstellung zu den umfangreichen Beständen des Hauses.
Das Museum Judenplatz zeigt im Rahmen der Reihe „Jewish Museum Contemporary“ noch bis 6. März die eindrucksvolle
Kunstinstallation des amerikanischen Künstlers Andrew M. Mezvinsky. Ab 11. März 2014 ist dort die zuvor
in London präsentierte Ausstellung „Amy Winehouse – ein Familienporträt“ zu sehen, die die viel zu früh
verstorbene Musikerin von einer ganz neuen Seite präsentiert. Im Herbst 2014 wird eine Kunstinstallation der
Künstlerin Veronika Barnas im Museum Judenplatz zu sehen sein.
Ausstellungen im Jüdischen Museum Wien – Palaus Eskeles Dorotheergasse 11
Weltuntergang. Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg
2. April 2014 bis 14. September 2014
Der Erste Weltkrieg mit all seinen gesellschaftspolitischen Veränderungen gilt als Zeitenwende von global-historischer
Bedeutung, als eigentlicher Beginn der Moderne, was auch für die Juden Österreich-Ungarns gravierende
Folgen hatte. An die 350.000 jüdische Soldaten dienten im Ersten Weltkrieg, Feldrabbiner sorgten für
ihre religiösen Bedürfnisse und die der kriegsgefangenen Soldaten. Die Frontlinien überrollten das
größte jüdische Siedlungsgebiet in Galizien und an die 80.000 jüdische Flüchtlinge gelangten
nach Wien. Für die junge Generation war das Projekt der Assimilation gescheitert, sie wurden Anhänger
des Zionismus. Die Ausstellung widmet sich zahlreichen Biographien von Soldaten, Politikern, Rabbinern, Künstlern
oder Revolutionären und Pazifisten – darunter auch etliche Frauen. Auch die Front bei Jerusalem, der Pazifismus
und die unruhige Umbruchphase 1918/19 werden thematisiert. Historische Objekte, wie Huldigungsadressen jüdischer
Gemeinden an das Kaiserhaus, Gemälde bedeutender Persönlichkeiten, zahlreiche Memorabilia jüdischer
Soldaten oder Judaika aus Galizien und Wien werden ebenso gezeigt. Digital eingespielte Schwarz-Weiß-Fotos
aus Wien, Galizien und Jerusalem sowie publizistische Quellen in Vitrinen ergänzen die ausgestellten Objekte.
Kurator: Marcus G. Patka
Kommt dir das ganz koscher vor? Essen und Tradition im Judentum
8. Oktober 2014 bis März 2015
Essen ist ein wesentlicher Bestandteil jeder Kultur - geprägt von lokalen Bedingungen, migrantischen Entwicklungen
und religiösen Traditionen. Essen ist aber auch eine Frage der persönlichen Identität, spiegelt
Erfahrungen und Vorlieben in der Biografie eines Menschen wider. „Kommt Dir das ganz koscher vor?“ ist eine lapidare
Frage, die nicht nur in jüdischen Kreisen gestellt wird und steht am Beginn der Ausstellung, die verdeutlicht,
dass Essen, ähnlich wie Sprache, durch die Kulturen wandert und Grenzen überwindet. Die Schau beleuchtet
den Begriff „koscher“ mit seinen religiösen und sozialen Dimensionen, sowie seinen wirtschaftsgeschichtlichen
Hintergründen und verdichtet sich assoziativ zu einer sinnlichen Kulturgeschichte.
Kuratoren: Michal Typolt-Meczes, Hannes Etzlstorfer, Dan Fischman
Ausstellungen im Extrazimmer in der Dorotheergasse 11
Arik Brauers neue Pessach-Haggada
22. Jänner 2014 bis 25. Mai 2014
Der herausragende Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, Arik Brauer, hat einen neuen Zyklus
an Kunstwerken geschaffen: 24 Bilder, die die Geschichte des Auszugs der Juden aus Ägypten darstellen. Das
Museum zeigt dieses eindrucksvolle Werk anlässlich des 85. Geburtstags des Universalkünstlers. Der Bilderzyklus
bildet auch den illustrativen Inhalt für eine neue Ausgabe der Haggada - jenes Buchs, das am Sederabend, der
den Beginn des Pessach-Festes markiert, gelesen wird. Zu Pessach erinnern sich Juden aus aller Welt an die Befreiung
aus der ägyptischen Sklaverei. 1979 hatte Arik Brauer schon einmal eine Haggada illustriert, die zu einem
Klassiker wurde und schnell vergriffen war. Gemeinsam mit der Ausstellung stellt das Jüdische Museum Wien
die neue Pessach-Haggada von Arik Brauer vor.
Kuratorin: Danielle Spera
Stoffe und Geschichten. Textilien aus den Sammlungen des Jüdischen Museums
Mai 2014 bis Herbst 2014
Während Frauen bis zum Auftreten der Reformbewegung im Gottesdienst zumeist keine aktive Funktion innehatten,
spielten und spielen sie auch in traditionellen Gemeinden als Stifterinnen von Textilien für die Synagoge
eine wichtige Rolle. Oft fertigten sie Tora-Vorhänge und Tora-Mäntel oder andere sakrale Textilien in
mühevoller Handarbeit an. Manche arbeiteten gar ihr Hochzeitskleid zu einem Parochet (Tora-Vorhang) um, was
als besondere Wohltat (Mitzwa) galt. Die gestickten hebräischen Inschriften „erzählen“ über die
Stifterin und ihre Familie, von persönlichen und historischen Ereignissen.
Kuratorin: Gabriele Kohlbauer-Fritz
Zwei Jahrzehnte und zwei Jahrhunderte – die Bibliothek im Jüdischen Museum
26. November 2014 bis Februar 2015
Die Schau im Extrazimmer des Jüdischen Museums gibt Einblicke in den reichen Buchbestand einer der ältesten
jüdischen Gemeindebibliotheken, deren Raritäten-Sammlung über 200 Bücher enthält. Neben
einer Reihe von wertvollen Erstdrucken werden auch prachtvoll illustrierte Ausgaben aus der Sammlung präsentiert.
Alle Bestände befinden sich in der Bibliothek des Jüdischen Museums. Sie wurde vor 20 Jahren, am 24.
November 1994, eröffnet. Anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums zeigt das Jüdische Museum Wien diese
herausragenden Raritäten, die sonst aus konservatorischen Gründen nicht ausgestellt werden können.
Kurator: Domagoj Akrap
Ausstellungen im Jüdischen Museum Wien – Museum Judenplatz
Amy Winehouse – ein Familienporträt
11. März 2014 bis August 2014
Das Jüdische Museum Wien porträtiert die 2012 jung verstorbene Musikerin, wie sie kaum jemand kennt.
Tief verwurzelt in der jüdischen Geschichte ihrer Familie, die in den 1890er-Jahren aus Weißrussland
nach England einwanderte. Alex Winehouse, der Bruder der Musikerin, hat in enger Zusammenarbeit mit dem Jewish
Museum London anhand vieler Objekte und persönlicher Erinnerungsstücke einen ganz speziellen Blick auf
das Leben von Amy Winehouse ermöglicht. Ihre Leidenschaft für Musik, Mode, ihre Stadt London, aber auch
für die jüdische Tradition wird greifbar. Sie war stolz auf ihre Londoner jüdische Identität,
sagt Alex Winehouse. In dieser Ausstellung wird dieser vielfach unbekannte Aspekt von Amy Winehouse nachvollziehbar.
Kuratorinnen: Elizabeth Selby/Jewish Museum London, Astrid Peterle/Jüdisches Museum Wien
Souvenir. Subjektive Kartografie aus Israel von Veronika Barnas
Ab 9. September 2013
Diese künstlerische Installation widmet sich aktuellen, ganz individuellen Lebensgeschichten aus Israel und
stellt diese den offiziellen, nationalen Narrativen Israels gegenüber. Auf Basis von zahlreichen Gesprächen
mit Jüdinnen und Juden der zweiten und dritten Generation mit österreichischen Wurzeln vergleicht die
Künstlerin Veronika Barnas das individuelle mit dem sozialen Gedächtnis und fragt nach den historischen
und biographischen Kontexten.
Kuratorin: Danielle Spera
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