…an der Fassade der Oö. Landesbibliothek anlässlich 15 Jahre Oö. Landesbibliothek
Linz (lk) - Vor 15 Jahren, am 1. Januar 1999, ist offiziell aus der traditionsreichen, aber angestaubten
"Studienbibliothek Linz" die "Oberösterreichische Landesbibliothek" geworden. Vieles hat
sich seither geändert, die Zielsetzung aber, die Versorgung der außeruniversitären Öffentlichkeit
mit Sach- und Fachliteratur und mit Belletristik, diese Zielsetzung ist gleich geblieben - auch wenn sich manche
Formen ändern.
Die Bibliothek begeht diesen Anlass mit einer Leuchtinstallation des Linzer Mediengestalters Peter Hans Felzmann,
der seit Jahren Kulturereignisse wie Landesausstellungen, sowie öffentliche und private Museen mit seinen
aufsehenerregenden Installationen bereichert. Die Videosequenz am Fassadenportal der Landesbibliothek am Schillerpark
erzählt in einer 8-minütigen Schleife die Geschichte der Schrift in Bildern und ist bis 10. Februar täglich,
ab Einbruch der Dunkelheit über dem Eingangsportal zu sehen. Eröffnung ist morgen Freitag, 10. Jänner
2014 um 17:00 Uhr.
Die Fassung an der Außenfassade ist eine neu gestaltete Kurzversion der insgesamt 18-Minuten dauernden Installation,
die seit dem Jahr 2009 im musealen, barocken Bibliotheksraum - im sogenannten "Erlebnisraum Altes Buch"
- zu sehen ist und meist im Rahmen von Bibliotheksführungen besucht wird. Die Idee ist, die Rauminstallation
mit dem Titel "Schrift ist" zur Geschichte der Schrift auch im städtischen Raum wirken zu lassen
und so den Gegenstand und den Inhalt der Bibliothek nach außen, hin zum öffentlichen Raum Schillerpark,
sichtbar zu machen.
Ziel ist es, dem Landstraßenpublikum zu vermitteln, was sich hinter den Mauern der Bibliothek tut, und so
den einen oder anderen flüchtigen Passanten neugierig zu machen, auf das, was sich hinter den Fassaden des
denkmalgeschützten Gebäudes an kulturellen Werten, an Schriftdenkmälern und an Kostbarkeiten der
Region verbirgt.
Das Thema interessierte auch den Linzer Mediengestalter Peter Hans Felzmann besonders, der seine typographische
Ausbildung an der "Graphischen" in Wien gemacht hat, und dem das Thema Typographie bis heute ein Anliegen
ist. Felzmann hat mit spektakulären Inszenierungen bereits die Bibliothek im Stift Admont in Szene gesetzt
und erst jüngst für das Lebzeltarium der Firma Kastner in Leonfelden Lichtinstallationen geschaffen.
Felzmann: "Schrift ist eines der höchsten Kulturgüter der Menschheit, ein Thema für das es
sich lohnt, nicht nur bei Experten, sondern gerade in der breiten Öffentlichkeit Stimmung zu machen. Die Bespielung
der Fassade an der Oö. Landesbibliothek, ein nicht allzu übliches Medium für die Schriftwiedergabe,
soll dazu ermuntern, sich über das Thema 'Lesen' und gerade auch für das dazu nötige Werkzeug, die
Schrift, zu interessieren".
Dienstleister für Studium und Praxis
Längst ist die Bibliothek nicht nur Verleiher physischer Bücher und Logistiker für Artikel in
eJournals und Datenbanken, sondern sie bietet für ihre eingetragenen Benutzerinnen und Benutzer von jedem
elektronischen Gerät Zugriff auf zehntausende eBooks und Volltexte sowie millionenfach Literaturhinweise aus
Fachdatenbanken für Studium, Wissenschaft und Praxis.
Auch wenn Bibliotheken mit den aufkommenden Informationsgiganten im Internet wie "google-books" und wikipedia
mächtige Mitbewerber bekommen haben, so stehen sie doch nach wie vor für gute Informationslogistik und
qualitativ hochwertige Informationsvermittlung und haben dafür ein breites Publikum. Die technologischen Entwicklungen
haben die Bibliotheken selbst gut verkraftet, mittlerweile konvertiert die Landesbibliothek selbst landeskundliche
und urheberrechtsfreie Bücher aus Papier in "eBooks" und stellt sie selbst im Internet zur Verfügung.
Diese eBooks sind auch über eine automatisierte Schnittstelle an die wichtigsten Portale wie "Europeana"
und an das "Verzeichnis digitalisierter Drucke" (www.zvdd.de) angebunden. Damit haucht die Bibliothek
den historisch gewachsenen Sammlungen neues Leben ein und wird selbst zum "publisher". Die Zugriffszahlen
zeigen, dass nunmehr jahrelang kaum ausgehobene historische Publikationen zu nachgefragten Objekten der Forschung
werden, wenn man sie ortsunabhängig über das Internet aus aller Welt benutzen kann. Aus Anlass des Gedenkjahres
zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat die "digitale Landesbibliothek" auch einen Schwerpunkt auf die
Digitalisierung der Bestände aus dieser Zeit und zu dieser Thematik gesetzt (z.B. die "Weltkriegsbeilagen"
zu den oö. Tageszeitungen digitalisiert).
Bibliotheken der Landeskultureinrichtungen gemeinsam im "Verbund"
Als Partner im "österreichischen Bibliothekenverbund" ist die Landesbibliothek mittlerweile,
gemessen an der Zahl der "bibliographischen Datensätze", zur zehntgrößten Büchersammlung
in Österreich aufgestiegen, und verzeichnet beinahe ebenso viele Datensätze, wie die Universitätsbibliothek
an der JKU. Einen Schwerpunkt bildet nach wie vor die Rückerfassung der historischen Kataloge, um sämtliche
Bibliotheksdaten möglichst in einem einheitlichen System nachzuweisen.
Einen wichtigen Beitrag dazu leisten auch die Bibliotheken der anderen Kultureinrichtungen des Landes, nämlich
die Büchersammlungen der Landesmuseen, des Stifterhauses und des Landesarchivs, die ihre Buchbestände
ebenso in diesem gemeinsamen Datenpool verwalten. Damit sind die Büchersammlungen der Landeskultureinrichtungen
im größten Bücherportal Österreichs mit Suchmaschinentechnologie repräsentiert und frei
durchsuchbar. Der Österreichische Bibliothekenverbund ist der größte nationale Verbund universitärer,
wissenschaftlicher und administrativer Bibliotheken des Landes. Über 80 Bibliotheken von 65 Trägerinstitutionen
nehmen aktiv durch Online-Katalogisierung an diesem Verbund teil, darunter die Österreichische Nationalbibliothek
sowie alle bundesstaatlichen Universitätsbibliotheken.
Der Gesamtkatalog weist ca. 9 Mio. Titel mit über 16 Mio. Exemplaren sowie 0,7 Mio. Zeitschriftenbestandsangaben
nach (Stand: Jänner 2012). Größter Teilnehmer im Bibliothekenverbund ist die Universitätsbibliothek
Wien mit über 2,7 Mio. Titeldaten vor der Nationalbibliothek mit 1,9 Mio. und der UB Salzburg mit ca 1,6 Mio
Datensätzen. Bei den sogenannten "Eigenkatalogisaten", das ist das, was die Bibliothek in den Verbund
"einbringt", hat die Oö. Landesbibliothek im Jahr 2012 mit 8.336 Datensätzen etwa das doppelte
Volumen zu den Verbunddaten beigetragen, wie die vergleichsweise viel größere Universitätsbibliothek
der Uni Linz.
Die Landesbibliothek sorgt aber auch mit einem kontinuierlichen Veranstaltungsprogramm dafür, dass man zeitgenössische
Autoren bei Buchpräsentationen und Lesungen erleben kann und bietet mit Ausstellungen auch Ausbildungsstätten
und Künstlervereinigungen einen Ort zur Präsentation ihrer Arbeiten. So ist derzeit die Ausstellung der
Diplomandinnen und Diplomanden der Prager Fotoschule Schloss Weinberg zu sehen, die ihre Abschlussarbeiten zum
Thema "Leidenschaften" zeigen. Die Bibliothek ist damit auch ein attraktiver Ort der zeitgenössischen
kulturellen Auseinandersetzung und bietet "Stoff" nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Schauen oder
zum inspirierenden Verweilen.
Vorläufer: "bibliotheca publica"
Die Vorläufer der heutigen Landesbibliothek lassen sich aber bis ins Jahr 1774 zurückverfolgen. Die
Aufhebung des Jesuitenordens durch den Papst im Jahr 1773 sowie weitere Klosteraufhebungen in der josephinischen
Zeit standen gewissermaßen Pate bei der Gründung der "Studienbibliotheken" in Österreich.
Denn "die unterstandslos gewordenen Bücher der Klosterbibliotheken sollten in den Landeshauptstädten
gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden" bestimmte die "Studien-Hofcommission"
unter ihrem Präsidenten Gottfried van Swieten, dem Sohn des Leibarztes von Maria Theresia, der als Präfekt
der Kaiserlichen Hofbibliothek so etwas wie der höchstrangige Bücherbeamte war. Nach der Absicht der
Gründer sollten die Studienbibliotheken in den Landeshauptstädten, die keine Universitäten hatten,
ähnliche oder gleiche Funktionen übernehmen, wie sie in den Städten mit Universitäten die Universitätsbibliotheken
zu erfüllen hatten… So kam es also neben Görz, Klagenfurt, Laibach, Olmütz und Salzburg auch in
Linz "mit kaiserlicher Entschließung vom 2. Juli und 15. Oktober 1774" zur Gründung der "k.k.
lycealbibliothek i.e. (=id est) bibliotheca publica" (Vancsa, 1963). Ab etwa 1850 hieß sie "k.k.
Studienbibliothek" und der Name "Studienbibliothek" hält sich in den Köpfen der Bevölkerung
hartnäckig bis heute.
Viele Prachtstücke wie illuminierte Handschriften und frühe Drucke aus der Inkunabelzeit gingen nach
Wien, Salzburg, München oder sogar Berlin - wo sie bis heute verwahrt werden - ein repräsentativer Bestand
verblieb aber in Linz und begründet bis heute den Bestand in der Schatzkammer der Landesbibliothek. Der Tresorraum
beherbergt neben den mittelalterlichen Handschriften auch die sechstgrößte Inkunabelsammlung in Österreich.
Das historische Gebäude am Linzer Schillerplatz war in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts
nach Plänen des Wiener Architekten Julius Smolik als damals modernster österreichischer Bibliotheksbau
im Neustadtviertel am Schillerpark errichtet worden. Während der Zeit des NS-Regimes und noch danach diente
es auch "branchenfremden" Nutzungen, wie dem Finanzamt und dem Bundesdenkmalamt als Bürogebäude.
Ort der Kommunikation und Alltagskultur
Vor knapp fünf Jahren - im Kulturhauptstadtjahr 2009 - hat für die Landesbibliothek eine neue Zeitrechnung
begonnen: mit dem Zubau und der Sanierung wurde eine neue Infrastruktur für zeitgemäße Bibliotheksdienstleistungen
geschaffen. Die gelungene Verbindung von historischer Bausubstanz aus den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts
mit dem zurückhaltenden, aber ästhetisch eigenständigen Zubau der Architekten Bez und Kock (Stuttgart)
hat auch in internationalen Journalen Anerkennung gefunden.
So schreibt etwa der Architekturkritiker Roland Pawlitschko in der 'Deutschen Bauzeitung' (2011): "Dass die
Zahl der Besucher und der ausgeliehenen Bücher seit dem Umbau der Landesbibliothek ansteigen, liegt keineswegs
nur an der deutlich vergrößerten Zahl frei zugänglicher Bücher, Zeitschriften, Zeitungen und
digitaler Medien oder dem barrierefreien Zugang zu allen Bibliotheksbereichen. Eine wichtige Rolle spielt auch
das Gebäude selbst, das sich als vielschichtiger und angenehm zurückhaltender Hintergrund für die
Bedürfnisse der Nutzer, aber auch als öffentlicher Ort der Kommunikation und Alltagskultur versteht.
Anders als noch vor 20 Jahren kann die oberösterreichische Landesbibliothek heute relativ gelassen in die
Zukunft blicken"…
Und Angelika Fritz schreibt in der "Bauwelt'" (2009): "Die Sanierung und Erweiterung durch die Stuttgarter
Architekten Bez und Kock gibt der Bibliothek ihre urbane Souveränität zurück".
Seit Übernahme der Studienbibliothek durch das Land Oberösterreich haben sich durch die Summe der Maßnahmen
die Verleihzahlen von gedruckten Exemplaren von 39.966 im letzten Jahr der Studienbibliothek (1998) auf 89.165
mehr als verdoppelt (2013).
Im ersten durchgehenden Betriebsjahr 2010 nach der Wiedereröffnung konnte die Oö. Landesbibliothek die
Ausleihen um 22,26 Prozent steigern, die Besucherzahlen sogar um 26,3 Prozent. Zwar konnte seither die 100.000er-Marke
bei den Besucherinnen und Besuchern immer übersprungen werden, es ist aber auch eine gewisse Stagnation spürbar
(Besucher 2013: 103.749 = +/- 0). Zweistellige Zuwächse gibt es bei den elektronischen Abfragen, bei lizenzierten
und elektronischen eBooks. Kleine Zuwächse gab es im vergangenen Jahr immerhin auch im Ausmaß von 2
% bei den konventionellen Ausleihen, aber darüber berichten wir anlässlich der kommenden Pressekonferenz
zur festlichen Jubiläumsveranstaltung am 28. März im Atrium der Oö. Landesbibliothek ausführlicher.
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