Zahl der gekauften Diesel-Pkw binnen zehn Jahren fast halbiert – Steuerbegünstigung von
Dieseltreibstoff abschaffen
Wien (vcö) - Bei den privaten Autokäufern ist der Dieselboom vorbei, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse
zeigt. Im Vorjahr waren weniger als die Hälfte der von privaten Haushalten gekauften Autos Diesel-Pkw, vor
zehn Jahren griffen noch fast zwei Drittel der privaten Autokäufer zu Diesel-Pkw. Für Österreichs
Luftqualität ist diese Entwicklung positiv, da Dieselabgase mehr gesundheitsschädliche Stickoxid-Emissionen
enthalten. Dennoch wird derzeit in Österreich Dieseltreibstoff steuerlich begünstigt, macht der VCÖ
aufmerksam.
Im Vorjahr haben die privaten Autokäufer in Österreich 59.913 neue Diesel-Pkw gekauft. „In den letzten
zehn Jahren hat sich die Zahl der von privaten Haushalten gekauften Diesel-Pkw fast halbiert. Der Dieselboom ist
bei den privaten Neuwagenkäufern vorbei“, stellt VCÖ-Experte Mag. Markus Gansterer fest. Im Jahr 2004
kauften private Haushalte noch 107.820 Diesel-Pkw, der Anteil an den Neuwagenkäufen betrug 62,9 Prozent, im
Vorjahr waren es nur mehr 47,1 Prozent. Bereits seit dem Jahr 2007 kaufen die privaten Haushalte weniger Dieselautos
als Benzin-Autos. Der VCÖ weist darauf hin, dass die privaten Autokäufer in den vergangenen fünf
Jahren in Summe um rund 30 Prozent mehr Benzin-Pkw als Diesel-Pkw kauften.
„Dieselabgase dürfen laut Grenzwerte etwa drei Mal so viele Stickoxide emittieren wie Benzin-Pkw. Stickoxide
sind sehr gesundheitsschädlich. In Österreich ist die Stickoxid-Belastung zu hoch. Deshalb ist es für
Österreichs Luftqualität erfreulich, wenn weniger Diesel-Pkw gekauft werden“, stellt VCÖ-Experte
Gansterer fest. Im Bundesländer-Vergleich hat Wien mit 41,6 Prozent den niedrigsten Diesel-Pkw Anteil bei
den privaten Autokäufern, gefolgt von Vorarlberg (44,3 Prozent) und Oberösterreich (46,1 Prozent). Am
höchsten ist der Diesel-Pkw-Anteil in Tirol mit 51,1 Prozent.
Steuerlich wird Dieseltreibstoff in Österreich begünstigt. Die Mineralölsteuer auf einen Liter Diesel
ist um 8,5 Cent niedriger als auf Eurosuper. Auch aus Klimaschutzsicht ist die Steuerbegünstigung kontraproduktiv:
Bei der Verbrennung von einem Liter Diesel entsteht um rund 13 Prozent mehr CO2 als bei der Verbrennung von Benzin.
In der Schweiz wird Diesel höher besteuert als Benzin.
Die Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel ist auch aufgrund der NoVA-Reform gerechtfertigt. Bisher
zahlten Diesel-Pkw eine höhere Normverbrauchsabgabe als Benzin-Pkw. Durch die NoVA-Reform wird die Differenzierung
zwischen Diesel- und Benzin-Pkw abgeschafft. „Wenn bei der NoVA zugunsten der Diesel-Pkw die Differenzierung zwischen
Diesel und Benzin wegfällt, dann muss es auch bei der Mineralölsteuer eine Vereinheitlichung geben“,
spricht sich VCÖ-Experte Gansterer für die schrittweise Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel
aus.
Österreich ist bei Diesel im Vergleich zu den Nachbarländern ein Diskonter, wie die VCÖ-Analyse
zeigt: In Italien kostet ein Liter Diesel um 32 Cent mehr als in Österreich, in der Schweiz um 16 Cent, in
Ungarn um sieben Cent, in Slowenien, Slowakei und Deutschland um jeweils vier Cent mehr und in Tschechien einen
Cent mehr als in Österreich. „Die Folge des niedrigen Dieselpreises: Transit-Lkw fahren lieber über Österreich
und verschlechtern mit ihrem Tanktourismus Österreichs Klimabilanz“, so VCÖ-Experte Gansterer. Neben
den Transit-Lkw sind auch Firmenwagen Nutznießer des Steuerprivilegs für Diesel: Denn während private
Haushalte weniger Diesel- als Benzin-Pkw kaufen, ist es bei Unternehmen und öffentlichen Stellen umgekehrt.
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