150 Jahre MAK: Von der Vorbildersammlung zum interkreativen Inspirationsmuseum
Wien (mak) - Mit radikal neuen räumlichen und geschärften inhaltlichen Qualitäten präsentiert
sich das MAK zu seinem 150-jährigen Jubiläum. Mehr als 2.300 Quadratmeter neugestaltete permanente Ausstellungsfläche
verführen zum Eintauchen in die faszinierende Disziplin angewandte Kunst und ihr Potenzial als Inspirationsquelle
für andere Kunstsparten. Die völlige Transformation der MAK-Studiensammlung zum dynamischen MAK DESIGN
LABOR, das als zentrales Jubiläumsprojekt exakt zum 150. Geburtstag des Museums am 12. Mai 2014 eröffnet
wird, ermöglicht innovative, unmittelbare Zugänge zur weltberühmten MAK-Sammlung. Die neuen MAK-Schausammlungen
Asien und Teppiche, die ebenfalls 2014 eröffnet werden, stärken den Modellcharakter des MAK als Mehrspartenmuseum
mit internationalem Profil. Neben den neuen permanenten Präsentationen verdeutlichen die drei Jubiläumsausstellungen
"VORBILDER. 150 Jahre MAK: Vom Kunstgewerbe zum Design", "WEGE DER MODERNE. Josef Hoffmann, Adolf
Loos und die Folgen" und "HOLLEIN" aus unterschiedlichen Perspektiven die Relevanz des MAK als interkreatives,
einem positiven Wandel verpflichtetes Globallabor.
Christoph Thun-Hohenstein, Direktor MAK, anlässlich der MAK-Jahrespressekonferenz am 16.01.: "Der in
den vergangenen Jahren geschärfte Blick auf eine neue Moderne, in der die Digitalität ähnlich weitreichende
Auswirkungen hat wie die Industrialisierung für die letzte Moderne, hat im MAK einen neuen Lebenszyklus, eine
neue Sichtweise in der Auseinandersetzung mit der unschätzbaren Sammlung des Hauses in Gang gesetzt. Interdisziplinarität,
die schon ein Schlüssel zum Erfolg der Wiener Moderne war, versuchen wir nicht nur aus dieser Perspektive
heraus, sondern auch vor dem Hintergrund eines zeitlich wie inhaltlich breit angelegten Designbegriffs verstärkt
voranzutreiben. Im neuen MAK DESIGN LABOR wird sich dieser Ansatz erstmals erfahrbar manifestieren."
Ausgebreitet über das gesamte Untergeschoß des Gebäudes am Stubenring setzt das MAK DESIGN LABOR
angewandte Kunst, Design, Architektur und Gegenwartskunst in neuartige Bezüge und versinnbildlicht so die
Bedeutung des MAK als Museum für Kunst und Alltag. In Zusammenarbeit mit dem Wiener Designstudio EOOS und
unter kuratorischer Begleitung des IDRV-Institute of Design Research Vienna entsteht ein völlig neues Raumerlebnis,
das in einer inspirierenden, vermittlungsorientierten Präsentation nicht wie bisher sammlungsspezifisch, sondern
sammlungsübergreifend thematische Einstiege in die Vielfalt der angewandten Kunst ermöglicht und interdisziplinäre
Zusammenhänge begreifbar macht. Behandelt werden u. a. Themenbereiche wie künstlerische Produktion, Industrial
Design, alternative Produktionsweisen, Küche, Tischkultur, Entwicklung von Schrift und Comic. Weitere Schwerpunkte
bilden Josef Hoffmann und das Gesamtkunstwerk sowie das Werk des Modedesigners Helmut Lang.
Mit seinem programmatischen Hintergrund, der Ursprungsidee zur Entwicklung einer Vorbildersammlung und dem Fokus
auf die Anwendung von Kunst, unterlag das - am 12. Mai 1864 als Österreichisches Museum für Kunst und
Industrie eröffnete - MAK im Spiegel kultureller Weichenstellungen Phasen der Redefinition. Die Jubiläumsausstellung
"VORBILDER. 150 Jahre MAK: Vom Kunstgewerbe zum Design" (MAK-Aus-stellungshalle, 11. Juni - 5. Oktober
2014) skizziert die Entwicklung des MAK von der Förder- und Bildungseinrichtung für das österreichische
Kunstgewerbe zu einem international anerkannten Kompetenzzentrum für angewandte Kunst, Design, Architektur
und Gegenwartskunst. "VORBILDER" transferiert den historischen Anspruch, eine beispielhafte Sammlung
für innovatives Kunstgewerbe zu entwickeln, in die Gegenwart und erforscht das MAK als Inspirationsquelle
und Verhandlungsort für eine zukunftsorientierte, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Lebensgestaltung, in der
Design neue Aufgaben zu lösen hat. Flankierend zu "VORBILDER" setzt sich die Ausstellung "NACHBILDER.
150 Jahre MAK: Ausstellungen im Bild" (MAK-Kunstblättersaal, 11. Juni - 5. Oktober 2014) anhand historischer
und moderner Fotografien von MAK-Ausstellungen mit Präsentationsformen von Ausstellungsinhalt und Raumkonzeption
im jeweiligen zeitgenössischen Kontext auseinander.
Die Kompetenz des MAK zur Wiener Moderne und die unverwechselbare Qualität der MAK-Sammlung zu dieser Epoche,
die seit September 2013 in der neukonzipierten MAK-Schausammlung Wien 1900 in noch nie gebotener inhaltlicher Fülle
erfahrbar ist, unterstreicht die zweite große Jubiläumsausstellung "WEGE DER MODERNE. Josef Hoffmann,
Adolf Loos und die Folgen" (MAK-Ausstellungshalle, 10. Dezember 2014 - 19. April 2015). Josef Hoffmann und
Adolf Loos sind die einflussreichsten Gestalter der Wiener Moderne nach Otto Wagner, wenn auch mit völlig
konträren Lösungsansätzen. Während Loos die Frage der Moderne auf kultureller Ebene gelöst
sehen wollte, war sie für Hoffmann eine formal-stilistische Herausforderung. Die Aus-stellung zeigt die Hauptwerke
der berühmten Gestalter und das Weiterleben ihrer Ideen in Werken von international bekannten Architektur-
und Designschaffenden bis heute.
Der im MAK konsequent verfolgte Dialog zwischen Tradition und Avantgarde kommt deutlich in den Neueröffnungen
der MAK-Schausammlung Asien (ab 19. Februar 2014) und der MAK-Schausammlung Teppiche (vormals MAK-Schausammlung
Orient, ab 9. April 2014) zum Tragen. Während die Asien-Sammlung des MAK, eine der umfangreichsten und bedeutendsten
europäischen Sammlungen für Kunst und Kunstgewerbe aus dem asiatischen Raum, mit einer spektakulären
künstlerischen Gestaltung des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata neu aufgestellt wird, wird die hochkarätige
Teppichsammlung des MAK, die mit einem Schwerpunkt auf einzigartigen persischen und mamlukischen Teppichen des
16. und 17. Jahrhunderts zu den berühmtesten ihrer Art weltweit zählt, in einem beeindruckenden Raumkonzept
des Wiener Designers Michael Embacher und mit einer künstlerischen Intervention der türkischen Künstlerin
Füsun Onur neu inszeniert.
Die umfangreiche Ausstellung "HOLLEIN" (MAK-Ausstellungshalle, 25. Juni - 5. Oktober 2014) wirft neue
Perspektiven auf das vielfältige Werk des Künstlers, Architekten und Designers Hans Hollein. Anlässlich
seines 80. Geburtstags wird insbesondere seine künstlerisch-anthropologische Arbeitsweise, mit der er an die
MAK-immanente Verbindung von Kunst und Alltag anknüpft, beleuchtet. Schwerpunkte der Schau sind Holleins Vorreiterrolle
in der Museumsarchitektur und die von ihm kuratorisch wie architektonisch gestalteten Ausstellungen und Biennale-Beiträge.
Umfassendes Material aus Holleins Archiv wird zum ersten Mal veröffentlicht und macht den Entstehungsprozess
seiner Arbeiten sichtbar. Neue Fotografien ausgewählter Räume und Bauten Holleins, die zeitgenössische
KünstlerInnen wie Aglaia Konrad und Armin Linke für die Ausstellung erarbeiten, machen das Werk, ergänzend
zu den Originalmaterialien, aus neuer Perspektive erlebbar. Als offenes Labor für Interkreativität widmet
sich das MAK NITE Lab auch im Jahr 2014, unter anderem im Kontext ausgewählter Ausstellungsprojekte, aktuellen
Fragestellungen des Museums.
Social Media-Jubiläumsprojekt über 150 Jahre MAK Kollektive Erinnerungen gehören zum Kern jeder
Kultur. Vor dem Hintergrund seiner traditionsreichen Geschichte soll das MAK als Teil des kulturellen Gedächtnisses
dargestellt werden. Menschen vor allem in Zentraleuropa werden im Rahmen eines eigenen Social Media-Jubiläumsprojekts
über 150 Jahre MAK eingeladen, ihr privates historisches Foto- und Filmmaterial (und das ihrer Vorfahren)
über Kanäle der Social Media zur Verfügung zu stellen, um eine Aufbereitung der 150-jährigen
Geschichte des Museums zu ermöglichen. In der Folge wird Peter Weibel das eingelangte Material zu einem künstlerischen
Film verdichten, der im Oktober 2014 im MAK und über Social Media präsentiert wird.
MAK-Kooperationen
Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Initiativen im Kunst- und Kulturbereich wird auch im Jahr
2014 fortgesetzt. Die Kooperation design> neue strategien von MAK und departure - Die Kreativagentur der Stadt
Wien feiert 2014 selbst ein kleines Jubiläum. Seit fünf Jahren bietet die Zusammenarbeit eine Plattform
für Präsentationen zukunftsfähiger Ideen und dient als Wissensgenerator an der Schnittstelle von
angewandter Kunst und Wirtschaft. Gemeinsame Workshops und Talks werden fortgesetzt, neue Strategien und methodische
Inhalte, die jeweiligen Jubiläumsschwerpunkte betreffend, vorgestellt. Die in Kooperation mit der Universität
für angewandte Kunst entwickelte Reihe "ANGEWANDTE KUNST. HEUTE" wird mit soma Architecture (MAK-Galerie,
13. Mai - 14. September 2014) und Valentin Ruhry (MAK-Galerie, 8. Oktober 2014 - 11. Jänner 2015) fortgeführt.
Bereits zum dritten Mal realisiert sound:frame im Rahmen des Festivals 2014, das unter dem Titel "A MATTER
OF..." Reflexionsprozesse zum audiovisuellen Kunstwerk und dessen Rezeption in Gang setzt, in Kooperation
mit dem MAK eine Ausstellung zum Festival-Thema (MAK-Ausstellungshalle, 26. März - 13. April 2014). Die spartenübergreifende
Museumsarbeit im Spannungsfeld zwischen angewandter Kunst, Architektur und Design unterstreicht außerdem
die im MAK schon traditionelle Präsentation des Wettbewerbs "100 BESTE PLAKATE 13. Deutschland Österreich
Schweiz" (MAK-Kunstblättersaal, 22. Oktober 2014 - 25. Jänner 2015).
MAK-Außenstellen
In der dritten Auflage der 2012 etablierten Reihe präsentiert der "MAK DESIGN SALON", der seit
2013 vom DOROTHEUM unterstützt wird, zeitgenössische Interventionen im Kontext des biedermeierlichen
Ensembles der MAK-Expositur Geymüllerschlössel. Der aus Wien stammende, in Paris lebende und arbeitende
Designer Robert Stadler interessiert sich in seinem Ausstellungsprojekt (13. September - 30. November 2014) für
die im Biedermeier neu geschaffenen Wohnsituationen, die eigenen Aktivitäten zugeordnet waren und sich in
der Anordnung von "Wohninseln" und Ensembles wiederspiegelten.
Im Josef Hoffmann Museum, Brtnice, einer gemeinsamen Expositur der Mährischen Galerie in Brno und des MAK
begibt sich die Ausstellung "KOLLEGIALITÄT UND KONTROVERSE. Josef Hoffmann und die Architekten der Mährischen
Moderne aus der Wagner-Schule in Wien" (27. Mai - 26. Oktober 2014) auf die Spuren der Beziehungen Hoffmanns
zu seinen Landsleuten in Mähren und Wien.
Das MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles trägt auch heuer mit einem vielschichtigen Programm zum
interkulturellen Austausch zwischen der US-Westküste und dem zentraleuropäischen Raum bei. Neben einem
dichten Programm im Schindler House, das mit "A CITY IN A CITY: Steven Holl's Urban Blocks" (30. Jänner
- 9. März 2014), "AV: Andrea Fraser and Vanessa Place" (10. April - 1. Juni 2014), "TONY GREENE:
Room of Advances" (20. Juni - 7. September 2014) und "GROUNDSWELL: Fukushima in Process" (23. Oktober
2014 - 4. Jänner 2015) vier Ausstellungen eröffnet, wird unter anderem auch die Ausstellungsreihe "GARAGE
EXCHANGE VIENNA - LOS ANGELES" weitergeführt. In jährlich zwei Ausstellungen bespielen österreichische
ehemalige Schindler-StipendiatInnen in Zusammenarbeit mit in Los Angeles ansässigen KünstlerInnen und
ArchitektInnen ihrer Wahl das zu einem Ausstellungsraum ausgebaute Garagendach der Mackey Apartments. Heuer werden
Positionen von Gerhard Treml (18. April - 16. August 2014) und Andreas Fogarasi (7. November 2014 - 7. März
2015) gezeigt. (Details unter MAKcenter.org)
"Mit den Jubiläumsprojekten 2014 wollen wir die Neupositionierung des MAK nachhaltig sichtbar machen:
Schausammlungsräume inhaltlich schärfen und perspektiven- und erkenntnisreicher gestalten, vor dem Hintergrund
der riesigen Sammlung als Labor einen neuen, umfassenden Designbegriff entwickeln und den Dialog zwischen den Sparten
systematisch vorantreiben, um zur positiven Weiterentwicklung unserer Gesellschaft beizutragen. Wir schaffen damit
zugleich die Voraussetzungen für eine künftige Biennale für positiven Wandel, die als erste Biennale
überhaupt zeitgenössische bildende Kunst und Medien-Kunst mit Design, Architektur und anderen angewandten
Disziplinen verbindet. Unser besonderes Augenmerk gilt der Vermittlung, also innovativen Lern- und Mitwirkungsprogrammen,
um das MAK für ein breit gefächertes Publikum attraktiv zu machen, das Menschen unterschiedlichster Generationen,
Herkunft und Bildung vereint. Unser Ziel ist es, die erhöhte Aufmerksamkeit im Jubiläumsjahr zu nützen,
um das MAK als inspirierendes Museum für Kunst und Alltag im Bewusstsein der Menschen zu verankern",
so Christoph Thun-Hohenstein.
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