Spitzenplatz für Stadtregion Linz im Smart-City-Ranking

 

erstellt am
15. 01. 14
11.30 MEZa

Ausgewogenheit als Trumpf für Linz: Top-10-Platzung unter 71 europäischen Städten
Linz /lk) - Klein- und Mittelstädte - wie die Landeshauptstadt Linz und ihr Umfeld - geraten aufgrund der wirtschaftlichen, medialen und politischen Dominanz von Großstädten oft aus dem Blickfeld. Hier schafft der 2007 entwickelte Smart-City-Ansatz (European Smart City 1.0) wirksame Abhilfe: Denn er ermöglicht eine umfassende Profilbeschreibung und vertiefende Kennzeichnung einzelner Stadtentwicklungsbereiche im Vergleich zu anderen Mittelstädten in Europa. Die Ergebnisse liefern dabei umfangreiche und problemorientierte Grundlagen als Ausgangspunkt für gezielte Steuerungsdiskussionen und -aktivitäten zur zukünftigen Positionierung der Stadt.

In der vorliegenden zweiten Studie, die von Univ.-Prof. Mag. Dr. Rudolf Giffinger von der Technischen Universität Wien, Department für Raumplanung, durchgeführt wurde, wurde die Stadt beziehungsweise die Stadtregion Linz nach ihren Leistungen in den Stadtentwicklungsbereichen dargestellt. "Smart Cities" werden nach bestimmten Kriterien beurteilt und im Vergleich zu 71 Mittelstädten in Europa dargestellt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entwicklungsdimensionen:

  • smart economy (Wirtschaft)
  • smart people (Bevölkerung)
  • smart governance (Steuerung)
  • smart mobility (Mobilität)
  • smart environment (Umwelt) und
  • smart living (Lebensbedingungen)


Linzer Stadtregion erreicht Spitzenplatz in Zentraleuropa
"Die Stadt Linz zeichnet sich durch ein sehr ausgewogenes Profil in den sechs untersuchten Entwicklungsdimensionen aus und liegt mit dem bemerkenswerten 10. Platz in allen Bereichen deutlich über den Durchschnittswerten der 71 betrachteten Mittelstädte und nimmt dabei einen Spitzenplatz in Zentraleuropa ein", freut sich Wirtschafts-Landesrat Dr. Michael Strugl.

"Die Stadtregion Linz liegt im Smart-City-Ranking unter den attraktivsten Mittelstädten Europas. Dieses Ergebnis soll ein Auftrag und Ansporn für die Stadtpolitik sein, über die Gemeindegrenzen hinaus selbstbewusster einen europäischen Anspruch für die Weiterentwicklung des Lebens- und Arbeitsstandortes Linz zu stellen. Eine weltoffene Donaustadt Linz hat noch viel Potenzial", so Wirtschaftsstadträtin Susanne Wegscheider

Wenig überraschend zeigt die Klassifikation nach der Gesamtleistung aller Bereiche der Stadtentwicklung, dass insbesondere Städte mit ihren Regionen in den Beneluxländern oder in Skandinavien besonders smart sind.

Zu den Ergebnissen der Untersuchung:
Die Linzer Stadtregion hat eine erfolgreiche wirtschaftliche Umstrukturierung hinter sich und sich von einer stark umweltbelasteten Stahlstadt zu einer modernen und attraktiven Standortregion für Wirtschaft und Bevölkerung gewandelt. Als starke Wirtschaftsregion weisen Linz und Oberösterreich relativ gute Werte im Bereich der Wirtschaftsleistung und der Produktivität, Arbeitslosigkeit oder Schwarzarbeit auf. Im Besonderen zeichnet Linz auch die Headquarter- und Entscheidungsfunktionen internationaler Unternehmungen sowie der relativ hohe Anteil an wissensintensiven Wirtschaftsaktivitäten aus.
Stadtregion Linz muss "weltoffener" werden

Im Faktorenbündel zum Entwicklungsbereich "People" zeigen sich im europäischen Vergleich noch deutliche Defizite im Bereich der "Weltoffenheit" der (Ober)österreicher/innen. Gleichzeitig ist und bleibt aber Oberösterreich auf Grund seiner Industriegeschichte Zuwanderungsgebiet. Die ethnische Vielfalt wird daher auch weiter bestehen bleiben und kann als sozio-kulturelles und vor allem wirtschaftliches Asset einer modernen Stadtentwicklung gesehen werden. Insbesondere im Bereich der hochqualifizierten Zuwanderung und Internationalisierung des Wirtschaftsstandortes setzt das Land Oberösterreich bereits jetzt erfolgreich Projekte um und wird in diesem Bereich die Zusammenarbeit mit der Stadt Linz weiter forcieren.

"Mit dem Welcome2Upper Austria Service Center haben wir ein attraktives Unterstützungsangebot für internationale Fachkräfte, die nach Oberösterreich kommen, geschaffen", so Wirtschafts-Landesrat Dr. Strugl. Die TMG wird auch im heurigen Jahr innovative Projekte zur Internationalisierung des Standortes gemeinsam mit der Stadt Linz umsetzen. Dazu zählen der weitere Ausbau der Internationalen Schule, eine Neuauflage des pocketguides "Welcome2Linz in Upper Austria", die verstärkte Bemühung um die Ausrichtung internationaler Kongresse am Standort Oberösterreich oder das Markenentwicklungsprojekt zur internationalen Positionierung Oberösterreichs als attraktiver Wirtschaftsstandort, sowie Lebens- und Arbeitsraum sind hier geplante gemeinsame Projekte mit der Stadt Linz.

Moderner und wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstandort
Die Stärke im Wirtschaftsbereich ist die Grundlage für das sehr gute Ranking. In der Studie heißt es dazu: Als Wirtschaftsstandort weist die Stadtregion wichtige Stärken auf, die typisch für Österreichs Wirtschaft im Allgemeinen sind (relativ gute Wirtschaftsleistung und Produktivität; relativ geringe Arbeitslosigkeit oder Schwarzarbeit) oder Linz im Besonderen auszeichnen. Hierzu zählen insbesondere die Headquarter- und Entscheidungsfunktionen internationaler Unternehmungen sowie der relativ hohe Anteil an wissensintensiven Wirtschaftsaktivitäten, die sich im Großraum befinden und zur Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Auffallend ist allerdings, dass der Anteil an selbstständigen Erwerbstätigen 2009 noch relativ gering war.

Initiativen in Richtung ‚Creative Industries', wie sie inzwischen forciert werden, erscheinen dringend notwendig. Die Etablierung eines ‚creative industry cluster', der gezielt die vorhandenen Industriekompetenzen mit neuen kreativen Aktivitäten in den Bereichen Gewerbe, Mobilität, Umweltschutz und Kultur verbindet, ist jedenfalls zu empfehlen/unterstützen. Mit der Etablierung eines ‚creative industry cluster' soll zugleich eine markante ‚Leuchtturmentwicklung' etabliert werden, für die der Standort Linz in Europa klar erkennbar wird und eine spezialisierte Position einnehmen kann.

"Die Kreativwirtschaft als Querschnittsbereich von Wirtschaft und Kultur bietet eine große Chance, dass die Stadtregion Linz in Zukunft als Arbeits- und Lebensstandort noch spannender und "smarter" wird", sieht sich Stadträtin Wegscheider von den Studienautoren unterstützt. Mit der Creative Region Linz & Upper Austria GmbH setzt die Stadt Linz gemeinsam mit dem Land Oberösterreich einen Schwerpunkt für die Kreativwirtschaft. Die Tabakfabrik kann dabei für den Kreativstandort Linz und Oberösterreich ein Leuchtturmprojekt werden, das auch im europäischen Vergleich Beachtung finden soll.

Handlungsbedarf in einzelnen Bereichen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Stadtregion Linz im Smart-City-Ranking unter den attraktivsten Mittelstädten Europas liegt. Sie besitzt überzeugende Assets in allen Bereichen der Stadtentwicklung. Im Detail finden sich jedoch auch Facetten der Stadtentwicklung, in denen noch Handlungsbedarf besteht. Um die Linzer Stadtregion weiter in ihrer Position zu stärken, ist dieser Prozess gezielt durch folgende Aktivitäten zu unterstützen:

Bessere Vernetzung zwischen den Akteuren in Politik - Wirtschaft - Gesellschaft:
Zur Feinsteuerung der Maßnahmen in einzelnen Stadtentwicklungsbereichen sind spezifische Kenntnisse zu lokalen Trends und fachlichen Anforderungen unerlässlich. Angesichts des erkannten Handlungsbedarfs in den verschiedenen Bereichen wird evident, dass Netzwerkansätze unterstützt werden sollten, die über Grenzen von Gemeinden hinausgehen oder angesichts des Zusammenwirkens von Wirtschaftsinitiativen, Mobilitätsbedingungen, Technologie und Energieeffizienz fachübergreifend organisiert sind.

Weiterer Ausbau des Bildungs- und Forschungsstandortes:
Dabei ist weniger die Breite als die Kapazität des Angebots zu verbessern. Diese Weiterentwicklung des Bildungs- und Forschungsangebots (Universitäten, Studienrichtungen, Fachhochschulen, Fachschulen) ist dringend mit der wirtschaftlichen Spezialisierung und Positionierung abzustimmen. Hier werden große Erwartungen an die geplante Medizinische Fakultät an der Uni Linz gesetzt. Auch Weiterbildungsangebote (‚life-long learning') bezüglich neuer beruflicher Anforderungen sind verstärkt anzubieten, da generell das Humankapital in einer ehemals industriell geprägten Stadt (Großbetriebe, wenig Selbständige) an die neuen Arbeitswelten herangeführt werden muss. Linz wird als moderner Industrie- und Forschungsstandort und als attraktive Stadt weiterhin Ziel von Zuwanderung sein: Die Chancen und Risiken daraus müssen laufend an die Bevölkerung kommuniziert werden.

Integrierte Strategie zur smarten Positionierung:
Verschiedene Bereiche zur Positionierung in der Wirtschaft, zur Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse und internationalen Einbindung sowie zur Verbesserung von Umwelt- und Lebensqualität weisen auf ein breit gefächertes Bündel von Maßnahmen hin. Die geforderte Strategie stellt daher eine komplexe Aufgabe durch die Beteiligung der Bürger/innen, das Erkennen und Bewerten der Wichtigkeit einzelner Maßnahmen sowie das Erarbeiten effektiver Maßnahmenbündel für die sinnvolle Umsetzung mit relevanten Akteuren/innen dar. Damit dies auch gelingen kann, bedarf es eines ausführlichen Diskurses mit allen Bevölkerungsgruppen auf Basis der hier gemachten Empfehlungen, um Linz als weltoffene und attraktive Stadt weiterzuentwickeln

"Die Stadtregion Linz hat eine sehr gute Position in den EU-Mittelstädten. Damit wir uns hier weiter verbessern, werden Stadt Linz und das Land Oberösterreich weiter eng kooperieren", so Landesrat Strugl abschließend.

Der "Smart-City"-Ansatz
Das Smart City-Modell ist ein moderner, innovativer Steuerungsansatz, um die Entwicklung von Städten und Regionen wissenschaftlich fundiert zu betrachten und darauf aufbauend Maßnahmen für ihre Weiterentwicklung zu setzen. Globalisierung, der Verlust industrieller Aktivitäten, Zuwanderung, Alterung der Bevölkerung, soziale Polarisierung, Arbeitslosigkeit oder steigende Umweltbelastungen stellen Städte in Europa heute oft vor problematische und konfliktreiche Herausforderungen. Diese sind nicht nur in Großstädten, sondern in zunehmendem Maße auch in Klein- und Mittelstädten, die es in großer Zahl in Europa mit einer anteilsmäßigen Mehrheit an Bevölkerung gibt, spürbar. "Mittelstädte" sind Städte, die keine Hauptstädte sind, zwischen 100.000 und 500.000 Einwohner sowie einen Agglomerationsraum kleiner als 1,5 Millionen Einwohner/innen haben, über mindestens eine Universität verfügen und wirtschaftliche Stärke zeigen.

Die Vorteile des Smart-City-Ansatz in der Übersicht:

  • Stadtentwicklung wird messbar und transparent
  • Handlungsfelder werden in Stadtentwicklungsbereichen aufgezeigt
  • Handlungsfelder werden kommuniziert und Entwicklungen sichtbar
  • Integration relevanter Akteure und Stakeholder
  • Erfahrungsaustausch und Diskussion von Stärken und Schwächen und bewährter Praktiken in der Stadtplanung (‚good practice')
  • Faktenbasierte (‚evidence-based') Entscheidungsfindung wird ermöglicht
  • Strategische Ziele und Konzepte zu Stadtentwicklungsbereichen werden sichtbar
     

Informationen: http://www.smart-cities.eu)

   
     

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