von Prof. Christian Keuschnigg
Wien (ihs) - Soziale Sicherung und gegensteuernde Stabilisierungspolitik lindern die Folgen eines wirtschaftlichen
Abschwungs. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den Ländern, wie sehr ein wirtschaftlicher Abschwung
die Arbeitslosigkeit erhöht und Einkommensverluste verursacht. Eine vorbeugende anstatt reagierende Politik
setzt daher an der Widerstandskraft der Wirtschaft an. Eine hohe Krisenrobustheit wird unter anderem von folgenden
Faktoren unterstützt: hohe Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft; gute Eigenkapitalausstattung;
hohe Arbeitsmarktflexibilität; und ein gut kapitalisierter, robuster Bankensektor.
Der beste Sozialstaat ist jener, der Sicherheit bietet, aber wenig beansprucht wird. Ein Land mit niedriger Arbeitslosenrate,
hoher Erwerbsbeteiligung und langer Berufstätigkeit im Alter kann sich für die wenigen, die den Sozialstaat
in Anspruch nehmen müssen, eine großzügige soziale Sicherung leicht leisten. Krisenrobustes Wachstum
und hohe Beschäftigung sind die wichtigste Stütze des Wohlfahrtsstaates. Ein krisenrobustes Wachstum
schafft nicht nur nachhaltigen Wohlstand, sondern vermeidet auch übertriebene Ausschläge in Boom und
Rezession. Eine robuste Wirtschaft sorgt selbst für geringere Schwankungen des Wohlstands über gute und
schlechte Lebenslagen und verhindert von vornherein eine Überlastung des Sozialstaats.
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