Die Nahrungsmittelherstellung ist ein Bereich, der vom Einsatz der Solarthermie besonders profitieren
könnte. Das Projekt „SolarFoods“, gefördert vom Klima- und Energiefonds, erklärt wie das geht.
Wien (tu) - Ob im Haushalt oder in der Industrie – den größten Energiebedarf haben Vorgänge,
die viel Wärme benötigen. Doch gerade Wärme lässt sich auch auf umweltfreundlichere Weise herstellen,
etwa durch Solarthermie, Biogas oder den Einsatz von Biomassebrennstoffen. Die TU Wien leitete in Zusammenarbeit
mit den Forschungspartnern AEE INTEC, TU Graz, BOKU/IFA-Tulln, TechForTaste.Net und BRAUUNION das Forschungsprojekt
„SolarFoods“, in dem aufgezeigt wird, wie die Nahrungsmittelherstellung in Zukunft energieeffizienter werden und
vom Einsatz erneuerbarer Energien wie der Solarthermie profitieren kann.
Gefördert wird das Projekt vom Klima- und Energiefonds. „Unsere Partner aus der Wirtschaft schätzen unsere
Förderprogramme sehr – wir sind mit ihnen nah an den Bedürfnissen des Marktes und unterstützen so
deren unternehmerische Entwicklung nachhaltig“, unterstreicht Klima- und Energiefonds-Geschäftsführerin
Theresia Vogel. Auch die Innovationsministerin Doris Bures lobt das Projekt: „Unser Ziel ist es, Forschungsergebnisse
für österreichische Unternehmen rasch zur Verfügung zu stellen, um so Wettbewerbsvorteile zu schaffen.
Mit diesem Projekt ist dem Klima- und Energiefonds der Brückenschlag zwischen der Energieforschung und der
wirtschaftlichen Anwendung im Markt optimal gelungen.“
Solarthermie und Biogas für Nahrungsmittelproduktion besonders geeignet
Sonnenlicht wird in vielen Haushalten eingesetzt, um Warmwasser aufzubereiten und die Raumheizung zu unterstützen.
In der Industrie spielt Solarthermie noch eine untergeordnete Rolle. Gerade in der Nahrungsmittelproduktion könnte
sich das aber ändern: „Bei der Nahrungsmittelherstellung wird zwar für viele Prozesse Wärme benötigt,
im Gegensatz zu anderen Branchen kommt man dort allerdings meist mit Temperaturen von 30-120°C aus“, erklärt
Marcus Hummel von der Energy Economics Group (Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe) der TU
Wien. Solche Temperaturen lassen sich auch in unseren Breiten gut mit Solarthermie erreichen.
Einen weiteren Beitrag zu erneuerbarer Energieversorgung in der Lebensmittelindustrie kann Biogas liefern: In vielen
Bereichen der Herstellung fallen biogene Reststoffe oder Rückstände im Wasser an, die (mittels anaerober
Fermentation) in Biogas umgewandelt werden können.
Wie grün kann meine Firma sein?
Eine Reihe von Betrieben wurde von AEE INTEC im Rahmen des Projekts „SolarFoods“ analysiert, um zu untersuchen,
wie groß das Potenzial zur Steigerung der Energieeffizienz und für den Einsatz erneuerbarer Energien
ist. Die Erkenntnisse daraus stehen nun auch anderen Betrieben gratis zur Verfügung. Als Projektergebnis steht
eine Software zur Verfügung, mit der sich für jeden Betrieb einfach und rasch abschätzen lässt,
welche Potenziale zur Wärmerückgewinnung und zum Einsatz erneuerbarer Energien vorhanden sind und wie
wirtschaftlich eine Umstellung der Energieversorgung ist. Mit der „SolarFoods-Software“ kann man eine bestehende
Produktionsanlage abbilden und sich eine erste Potential- und Wirtschaftlichkeits-Abschätzung errechnen. Außerdem
wird bewertet, wie die Energieeffizienz der Anlage verglichen mit branchenüblichen Werten einzuschätzen
ist.
Aufgrund staatlicher Förderungen kann eine CO2-neutrale Energiebereitstellung für viele Wirtschaftsunternehmen
eine attraktive Option sein, ist Marcus Hummel sicher. Einzelne Betriebe könnten sogar 100% der thermischen
Energie aus Solarthermie und Biogas bereitstellen, wenn die Prozesse effizient geplant werden. Mittelfristig lassen
sich so beträchtliche finanzielle Gewinne erzielen, wenn man verfügbare öffentliche Förderungen
mit einberechnet.
Vor allem wenn es einen hohen Energiebedarf bei Temperaturen unter 120°C gibt, lässt sich durch eine zusätzliche
Solarthermie-Anlage mittelfristig viel Geld sparen.
Auch andere Technologien der Energiebereitstellung wurden vom Forschungsteam geleitet von der TU Wien untersucht:
Biogas, Biomasse, Kraft-Wärme-Kopplung – über eine ganze Palette von Möglichkeiten steht nun Dank
des SolarFoods-Projektes Information zur Verfügung.
Wissenschaftliche Basis für wirtschaftliche Entscheidungen
Alternativenergie macht auf Firmen-Ebene also Sinn – doch im Projekt „SolarFoods“ ging man noch einen Schritt weiter:
Das Team entwickelte ein Modell, mit dem untersucht werden kann, welche Auswirkung von geänderten politischen
und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf den zukünftigen Einsatz erneuerbarer Energien in der Lebensmittelherstellung
haben wird. „Unser Modell ermöglicht es, energierelevante Investitionsentscheidungen in produzierenden Betrieben
zu simulieren und damit Auswirkungen politischer Maßnahmen zu quantifizieren“, sagt Marcus Hummel. Auf diese
Weise lassen sich ganze Branchen abbilden. Das tiefere Verständnis über Alternativenergie-Möglichkeiten
wird so auch zur Basis für Handlungsempfehlungen an die Politik. Auf dieser Basis wurde eine Roadmap für
die österreichische Lebensmittelherstellung entwickelt, deren Zielsetzung es ist, einen solaren Wendepfad
für die Branche bis 2030 aufzuzeigen.
Das Branchenkonzept SolarFoods ist nun in Form eines wiki umgesetzt und frei verfügbar. Es besteht aus den
folgenden drei Teilen: Berechnungswerkzeuge, Leitfäden und Roadmap. Zu finden ist es unter http://www.solarFoods.at/dokuwiki
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