Graz (universität) - Wissenschaftler am Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften haben in Zusammenarbeit mit Kollegen am Institut für Theoretische Geodäsie
und Satellitengeodäsie (ITSG) der TU Graz eine hochgenaue physikalische Karte des Mondes berechnet. Dazu analysierten
sie Beobachtungen der NASA-Mission GRAIL, die von September 2011 bis Dezember 2012 den Erdmond umrundete. Von den
Ergebnissen erhoffen sich die Forscher vertiefte Einblicke in den Zustand und die Evolution des Mondes.
Als einziger natürlicher Trabant unseres Heimatplaneten kommt dem Erdmond besondere Bedeutung unter den Himmelskörpern
zu. Aufgrund geringer geologischer Aktivität lassen sich mit dem Wissen um die physikalische Natur des Mondes
Rückschlüsse auf die Evolution der Erde und des Sonnensystems ziehen. Dabei nimmt die Kenntnis um das
lunare Schwerefeld eine Schlüsselstellung zur Erforschung des Mondes ein. Das Schwerefeld ist sensitiv gegenüber
der Zusammensetzung eines Körpers, seiner Dichtestruktur und Rotation. Mit der Doppel-Satellitenmission GRAIL
(Gravity Recovery And Interior Laboratory) wurde erstmalig ein planetares Satellitenprojekt realisiert, das ausschließlich
der Bestimmung des Schwerefeldes dient. Aus diesen Daten haben die Forscher am IWF und ITSG eine physikalische
Karte des Mondes berechnet.
Die Arbeit hat Pionierstellung. „Unser Modell ist das erste in Europa berechnete und in einer Fachzeitschrift veröffentlichte
hochauflösende Schwerefeldmodell des Mondes“, erklärt IWF-Gruppenleiter Oliver Baur, Leiter der Studie.
Traditionell ist dieses Forschungsgebiet von den Amerikanern dominiert. Aufgrund der international anerkannten
heimischen Expertise im Bereich der Satellitengeodäsie wollen die Wissenschaftler jedoch künftig verstärkt
in der planetaren Schwerefeldforschung mitwirken. So verwundert es auch nicht, dass sich die Grazer Forscher mit
ihren bisherigen Erkenntnissen noch nicht zufrieden geben. „Wir sind erst am Anfang einer sehr spannenden Forschungsaktivität“,
resümiert Baur.
Publikation
Klinger B., Baur O., Mayer-Gürr T., GRAIL gravity field recovery
based on the short-arc integral equation technique: Simulation studies and first real data results, Planet. Space
Sci., doi 10.1016/j.pss.2013.12.001, 2014
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