Leitl sieht positives Signal für Wirtschaft – 28.565 Neugründer wagten Schritt in
die Selbständigkeit – Frauenanteil auf Rekordhoch – WKÖ-Präsident fordert Beibehaltung der GmbH
Neu: „Gründen darf nicht teurer werden“
Wien (pwk) - „Trotz wirtschaftlich fordernder Zeiten haben sich Österreichs Gründerinnen und Gründer
nicht unterkriegen lassen und setzen damit gerade zum richtigen Zeitpunkt ein positives und ermutigendes Signal
für die Gesamtwirtschaft“, kommentierte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich
(WKÖ) die aktuelle „Gründungsstatistik 2013“, die er am 23.01. gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden der
Jungen Wirtschaft (JW), Herbert Rohrmair-Lewis, in der WKÖ präsentierte. Demnach wagten im vergangenen
Jahr 28.565 Neugründer (ohne den Berufszweig der selbstständigen Personenbetreuer) den Schritt in Selbständigkeit
– um 1.640 mehr als noch im Jahr 2012 (plus 6,1 Prozent).
Besonders positiv für den WKÖ-Präsidenten: Weibliche Gründer sind weiter auf dem Vormarsch:
Ohne die selbständigen Personenbetreuer lag der Frauenanteil 2013 bei 43,5 Prozent (plus 1,6 Prozentpunkten
gegenüber 2012) und erreichte damit erneut einen Rekordwert.
Erfreut zeigte sich Leitl auch über die Trendwende bei den GmbH-Neugründungen: hier gab es nach Jahren
des Rückgangs erstmals wieder einen Zuwachs auf 3.498 Neugründungen, was 12 Prozent aller Gesamtgründungen
ausmacht. Vor allem nach der GmbH-Reform im Juli des vergangenen Jahres gab es einen deutlichen Anstieg der Gründungen
in dieser, für Leitl, „modernsten Rechtsform“, zu verzeichnen. Waren es im zweiten Halbjahr 2012 noch 1.450
Neugründungen mit der Rechtsform GmbH, so wurden im 2.Halbjahr 2013 rund 1.900 GmbHs gegründet – das
ist ein beachtliches Plus von 31%. Eine nun diskutierte neuerliche Änderung der erst seit wenigen Monaten
geltenden Regelung für GmbH-Neu – ohne Evaluierung der Vor- und Nachteile, kommt für Leitl deshalb nicht
in Frage. „Es muss bei neuen GmbH-Gründungen bei einem Stammkapital von 10.000 Euro bleiben – ohne Wiederauffüllung
– das ist solide“, betonte Leitl. Damit sei man immer noch über dem europäischen Durchschnitt von 8.000
Euro Mindeststammkapital.
„Die Botschaft einer Rücknahme der GmbH-Neu hat unsere Jungunternehmer ins Knochenmark getroffen“, gibt der
Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft, JW, Herbert Rohrmair-Lewis, die Stimmung unter seinen 37.000 Mitgliedern
wieder. Bevor man über eine Zwangsauffüllung bei der GmbH nachdenke, solle man lieber rasch eine Reduktion
unnötiger Vorschriften und überbordender Bürokratie angehen, so Rohrmair-Lewis. Eine Protest-Mail-Aktion
der JW habe, so der JW Sprecher, deutlich den Unmut der jungen Unternehmer „über die nicht nachhaltige Gesetzgebungspolitik
der Regierung“ zum Ausdruck gebracht: Bis jetzt sind innerhalb einer Woche rund 1.300 Mails an den Bundeskanzler
Faymann und Vizekanzler Spindelegger verschickt worden. Eine Rücknahme der GmbH-Reform käme für
Rohrmair-Lewis „einer Steuererhöhung durch die Hintertür“ gleich und würde Österreich zudem
wieder zum europäischen Schlusslicht beim Mindeststammkapital machen. „Wir wissen aus aktuellen Umfragen,
dass sich die Jungunternehmer echte Reformen wünschen und Maßnahmen, die Unternehmensgründungen
erleichtern, nicht solche, die sie verhindern – genau das fordern wir ein“, unterstrich der JW-Bundesvorsitzende.
Vor allem beim Ausbau der alternativen Finanzierungsformen - wie Crowdfunding oder Bürgerbeteilungsmodelle
– müssten der Ankündigung im Regierungsprogramm nun auch Taten folgen: „Wenn dazu Ideen benötigt
werden, stellen wir gerne unser im letzten Jahr präsentiertes Maßnahmenpaket zur Verfügung.“
Neben der GmbH-Neu sieht Leitl auch bei der Neuregelung des Gewinnfreibetrages unbedingt weiteren Verhandlungsbedarf.
Hier soll der investitionsbedingte Gewinnfreibetrag bis 2016 auf Realinvestitionen begrenzt werden: „Es kann sicher
nicht sein, dass eine Neuregelung die Förderung der Eigenkapitalbildung in einer ohnehin angespannten Wirtschaftslage
behindert.“ Eine Neuregelung dürfe die grundsätzliche Gleichstellung von Selbständigen und Unselbständigen
in Bezug auf ein steuerbegünstigtes 13. und 14. Einkommen nicht in Frage stellen, hält der WKÖ-Präsident
die Position der Wirtschaft fest. Und nicht zuletzt verlangte Leitl einen Handwerkerbonus, der den Pfusch eindämmen
und die reale Wirtschaft beleben soll. „Nur durch eine verlässliche Umsetzung dieser Maßnahmen kann
und wird sich die durchaus kritische Stimmung, die momentan in der Wirtschaft vorherrscht, verbessern“, zeigte
sich Leitl überzeugt, dass es in all diesen Punkten konstruktive Gespräche mit der Regierung geben wird.
„Wir sehen insgesamt wieder eine positive Gründungsdynamik, die aber eine gute Begleitung mit den nötigen
Rahmenbedingungen braucht. Die jungen Menschen in unserem Land, die mit viel Gründergeist ein unternehmerisches
Risiko eingehen und oft Arbeitsplätze schaffen, haben es verdient, unterstützt zu werden. Denn die Gründer
von heute sichern den Wohlstand von morgen“, unterstrich Leitl abschließend.
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