Schellhorn: Ehrliches Bekenntnis zu begangenem Unrecht
Salzburg (lk) - "Wir müssen uns zu begangenem Unrecht ehrlich bekennen. So weit es irgendwie möglich
ist, müssen wir auch versuchen, es wiedergutzumachen." Dies erklärte Kulturreferent Landesrat Dr.
Heinrich Schellhorn am 21.01. bei einer Pressekonferenz im Haus der Natur, in der die Ergebnisse der aufwendigen
Provenienz-Forschungen unter 900.000 Objekten des Museums vorgestellt wurden. Schellhorn zeigte sich in seiner
Eigenschaft als Vorsitzender des Kuratoriums des Hauses der Natur glücklich, "dass jetzt die wahrscheinlich
letzten in der NS-Zeit unrechtmäßig angeeigneten Objekte erfasst wurden und zurückgegeben werden
können."
Wie bekannt war das Museum in der NS-Zeit unter der Leitung des bekennenden Nationalsozialisten Eduard Paul Tratz
Teil der SS-Forschungsorganisation "Ahnenerbe". Tratz nutzte die NS-Diktatur und die Eroberungsfeldzüge
zum Raub von Objekten aus jüdischem, katholischem, französischem, polnischem und sowjetischem Besitz.
Es gab bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit einige Rückgaben. Seit 2010 aber wurden in einem umfassenden
Forschungsprojekt die Bestände des Museums systematisch auf ihre Herkunft hin untersucht. Dabei wurde man
erneut fündig. Diese Forschungen konnten nun abgeschlossen werden. Sie ermöglichen eine abschließende
Phase der Rückgabe des Raubgutes.
Dabei wird laut Beschluss des Kuratoriums des Haus der Natur das ursprünglich für die geordnete Rückgabe
von geraubten Kunstobjekten gedachte "Restitutionsgesetz" sinngemäß angewandt.
Die Provenienz-Forschungen im Haus der Natur sind Teil eines umfassenden Forschungsprojektes zur Geschichte des
Hauses unter der Leitung des Historikers Univ.- Prof. em. Dr. Robert Hoffmann. Die Ergebnisse des gesamten Forschungsprojektes
werden noch im Lauf des Jahres 2014 vorgestellt.
An der Pressekonferenz des Hauses der Natur nahmen dessen Direktor Dr. Norbert Winding, Projektleiter Univ.-Prof.
Dr. Robert Hoffmann, Sammlungsleiter Dr. Robert Lindner und Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn teil.
Kein "Schluss der Debatte"
Schellhorn sieht in der nun möglichen abschließenden Phase der Rückgabe des Raubgutes einen ganz
wichtigen Schritt und er bedankt sich bei allen, die ihn möglich gemacht haben. Er sieht darin aber keinen
"Schluss der Debatte" um das Haus der Natur, seine Geschichte, seinen Gründer und langjährigen
Direktor Eduard Paul Tratz. Einen solchen kann es nicht geben. Bekanntlich konnte Tratz als angesehener Ehrenbürger
der Stadt Salzburg noch bis 1976 als Museumsdirektor wirken. Schellhorn dazu: "Der für die Opfer des
NS-Regimes unerträglich nachsichtige und verharmlosende Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit den NS-Tätern
trifft voll und ganz auch auf Eduard Paul Tratz zu. Es ist dies aber kein Alleinstellungsmerkmal des Hauses der
Natur, das war ein Versagen der ganzen Gesellschaft."
|